Applaus nach dem Spiel

Eine (fast) perfekte Party

Die Veolia Towers verlieren nach Verlängerung in der Schlusssekunde mit 80:81 gegen den FC Bayern Basketball. In der ausverkauften Barclays Arena feiern 12.000 Fans das größte Basketball-Event der Hansestadt. Will Christmas wird mit 18 Punkten Topscorer.

Benka Barloschky: „Es war ein Basketball-Fest, so wie wir uns das gewünscht haben. Ein riesiges Dankeschön an jede Person, die heute da war und es zu einem unglaublichen Erlebnis gemacht hat. In meiner Position ist es aber natürlich auch frustrierend. Wir haben nahezu alles so umgesetzt, wie wir uns das vorgenommen haben – bis in die letzte Sekunde. Mal geht der Wurf rein, mal nicht, das ist eine Glücksfrage. Es waren aber auch vorher einige Würfe dabei, die wir hätten treffen müssen, um hier heute zu gewissen.“

Jonas Wohlfarth-Bottermann: „Wir waren am Anfang schon nervös, haben aber nicht lange gebraucht, um uns an die Gegebenheiten zu gewöhnen. Die Atmosphäre war riesig, sportlich können wir uns davon aber nichts kaufen. Daher ist es erst einmal bitter natürlich, dass wir das Spiel so knapp verloren haben. Im Kampf um einen Playoff-Platz hätte uns der Sieg gutgetan. Wenn wir aber das große Ganze sehen, dann zeigt der heutige Tag, wie viel Potenzial in Hamburg steckt und welchen Weg die Towers gehen. Die Leute haben Bock und hier in Hamburg geht noch viel.“

Aljami Durham: „Wir haben heute eines unserer besseren Spiele gemacht. Die Intensität an beiden Enden des Feldes war sehr hoch, wir haben uns nur wenige Ballverluste geleistet. Wie wir hier als Team aufgetreten sind, das macht mich sehr stolz. Auch, wenn mein letzter Wurf nicht reingegangen ist, werde ich nicht den Kopf hängen lassen. Wir haben unseren Plan umgesetzt, aber Serge Ibaka hatte das bessere Ende für sich.“

Die zwei Stunden Einlasszeit vor Spielbeginn vergingen wie im Flug. Ehrungen der dienstältesten Hamburger – Thore Pinkepank, Dr. Helge Beckmann und Melvyn Wiredu – krönten ein abwechslungsreiches Vorprogramm, in dem auch Maskottchen Willy, der Waschbär das Licht der Welt erblickte. Eine starke Startphase der Veolia Towers, die nach einem Dreier von Aljami Durham mit fünf Zählern in Führung gingen, reihte sich nahtlos als weiteres Highlight ein. Insgesamt war es jedoch die Verteidigungsarbeit auf beiden Seiten, die das erste Viertel kennzeichnete. Gerade einmal sechs Zähler hatte der FC Bayern Basketball zur Mitte des ersten Abschnitts auf dem Konto. Mit einem über drei Minuten gezogenen 6:0-Lauf glich der amtierende Pokalsieger zwischenzeitlich aus. Einen Namen als Partycrasher machten sich die Münchner bis hierhin aber nicht. Stattdessen brachte Lukas Meisner die im hellblauen Jubiläumstrikot spielenden Towers mit seinem zweiten Dreier wieder in Führung. Kapitän Jonas Wohlfarth-Bottermann krönte die ersten zehn Minuten unter stehenden Ovationen der 12.000 Fans in der ausverkauften Barclays Arena mit einem Babyhook zur 17:12-Führung.

Towers beißen sich an Münchnern fest

Der Beginn des zweiten Spielabschnitts gehörte zunächst den Gästen. Sylvain Franciso verbuchte vier Punkte in Folge, Ex-NBA-Champion Serge Ibaka egalisierte mit einem Dreier den Spielstand, nachdem zuvor Brae Ivey mit einem energiegeladenen Drive die ersten Hamburger Punkte seit der Viertelpause erzielen konnte. Dem engen Spielstand geschuldet nahm die Partie an Intensität zu. Ibaka verpasste zuerst WoBo mit seinem Ellenbogen eine Platzwunde am Kinn, erzielte anschließend mit zwei Freiwürfen – vorangegangen war ein zumindest zweifelhaftes unsportliches Foul von Aleksander Dziewa am Spanier, die erste Münchner Führung des Nachmittags. Beim Versuch, sich den stärker werdenden Bayern in den Weg zu stellen, kassierte Brae Ivey sein drittes persönliches Foul. Allen Widrigkeiten zum Trotz behielten die Veolia Towers aber ihre Bissigkeit bei und lieferten sich mit dem Tabellenzweiten einen offenen Schlagabtausch. Gleich mehrfach wechselte die Führung, ehe Nick Weiler-Babb die Partie mit einem schwierigen Mitteldistanzwurf zum 34:38 in die Halbzeit schickte.

Den besseren Start nach dem Seitenwechsel erwischten die Veolia Towers. Mit sieben unbeantworteten Punkten eroberten sich die Hamburger die Führung zurück. Der FC Bayern Basketball tat sich gegen die aufopferungsvolle Defensive schwer und kam durch Weltmeister Isaac Bonga erst nach über drei Minuten zu seinen ersten Zählern der zweiten Hälfte. Davon beflügelt gingen die Münchner auch wieder in Führung. Doch auch von zwischenzeitlich sechs Punkten im Minus und über sechs Minuten ohne erfolgreichen Abschluss aus dem Feld ließen sich die Hamburger nicht beirren. Getragen von der Rekordkulisse beim größten Basketball-Event der Hansestadt blieb die Mannschaft von Benka Barloschky immer in Schlagdistanz. Besorgniserregender als das 48:56 nach dem dritten Viertel, dem in den Schlusssekunden einer der bis hierhin nur neun Hamburger Ballverluste vorangegangen war, waren die jeweils vier persönlichen Fouls, die sich bei Brae Ivey und Jonas Wohlfarth-Bottermann im Statistikbogen angesammelt hatten.

Crunchtime-Comeback beschert Overtime

Nach den ersten Zählern des Schlussabschnitts lagen die Münchner dann sogar zweistellig in Front. Aljami Durham und Will Christmas konnten anschließend, auch weil die Veolia Towers weiter ausgesprochen unnachgiebig verteidigten, aber wieder verkürzen. Leif Möller holte mit einem willensstarken Rebound, gefolgt von einem frechen Dreier gegen Bayern-Legende Vladimir Lucic, zudem das Publikum zurück. Ausgerechnet Isaac Bonga, der in den wettbewerbsübergreifend letzten sechs Partien offensiv blass blieb, versuchte mit seinem dritten erfolgreichen Distanztreffer einen Crowd-Silencer. Sieben Zähler betrug die Differenz zum Start in die letzten fünf regulären Spielminuten. Der Lärmpegel blieb jedoch am Anschlag. Denn die Towers hielten sich und ihre Fans mit ihrer hartnäckigen Defensive noch immer im Spiel. In den letzten 150 Sekunden hielt es niemanden mehr auf seinem Sitz. VJ King, mit sechs Punkten in Serie und Topscorer Will Christmas mit einem nervenstarken Dreiern spitzten die Crunchtime noch einmal richtig zu – 5,8 Sekunden vor Schluss glich Brae Ivey per Dreier aus und sicherte die Overtime.

Zum Start der Verlängerung war erneut VJ King zur Stelle, mit fünf Punkten brachte der US-Amerikaner sein Team in Front. Die nächsten fünf Zähler, begleitet von Brae Iveys fünftem Foul, gingen aufs Münchner Konto. Und so war 90 Sekunden vor Ende der ersten Overtime wieder alles ausgeglichen. Mit einem schwierigen Mitteldistanzwurf zum Ablauf der Angriffszeit verschaffte Leif Möller seinen Towers ein weiteres kurzes Hoch, dem München jedoch ein Drei-Punkt-Spiel folgen ließ. Nach einer Auszeit blieben den Towers 23 Sekunden für die Sensation, die Chance von Aljami Durham wurde jedoch von Serge Ibaka mit einem Monsterblock vereitelt. Und so blieb es nach 45 Minuten nur bei einer (fast) perfekten Party an einem sonst denkwürdigen Nachmittag.

Stats: Brauner, Möller (5, 3 Reb.), Meisner (6), Ivey (8), Dziewa (2, 3 Reb.), Christmas (18, 4 Ass.), Hinrichs (3, 4 Reb.), King (17, 5 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (8, 5 Reb.), Durham (13, 3 Reb., 5 Ass.)