Towers verpassen in Ankara Platz sechs

Nach der deutlichen 95:70 (25:23, 49:42, 77:55) Niederlage bei Türk Telekom Ankara beenden die Hamburg Towers die Gruppenphase im 7DAYS EuroCup auf dem siebten Platz. Damit trifft das Team von Pedro Calles im Achtelfinale auf Titelkandidat Valencia.

WIE LIEF’S Ungewöhnliche Aufgaben erfordern manchmal ungewöhnliche Maßnahmen – so auch das zweite Pflichtspiel der Hamburg Towers im 7DAYS EuroCup innerhalb von nur 48 Stunden. Zum Start der letzten Partie der Gruppenphase bei Türk Telekom Ankara beorderte Head Coach Pedro Calles mit Trevon Bluiett und Osaro Jürgen Rich kurzfristig zwei Spieler in die Starting Five, die in dieser Saison noch in keiner Partie von Beginn an auf dem Parkett standen. Doch die ungewöhnliche Aufstellung, bedingt durch den erneuten Ausfall von Justus Hollatz (Erkältung) und Caleb Homesley (Rückenbeschwerden), zahlte sich zunächst aus. Die Hamburger fanden schnell ins Spiel und drückten der Partie ebenso rasch ihr Tempo auf. Von den Freiräumen profitierte neben Bluiett auch Jaylon Brown, gemeinsam sorgten die beiden Guards für eine erste Führung. Insgesamt elf Zähler gingen im ersten Viertel auf Browns Konto, nach seinem zweiten Foul war der US-Amerikaner aber gezwungen, erst einmal auf der Bank Platz zu nehmen. Ohne den Energizer auf dem Court mussten die Towers mit Ertönen der Viertelpause einen knappen Rückstand hinnehmen. Erneut mit viel Tempo drehten die Hanseaten den Spielstand zum Start des zweiten Viertels zwar direkt wieder, anschließend ging über drei Minuten aber gar nichts mehr. Stattdessen übernahm Ankara das Momentum und mit viel Übersicht für den freien Mitspieler erneut die Führung. Lediglich Jaylon Brown gelang mit einem Dreier ein kleiner Lichtblick, der aber auch nicht verhindern konnte, dass Türk Telekom zweistellig davonzog. Weil Trevon Bluiett kurz vor der Halbzeit seinen Gegenspieler noch einmal abschütteln konnte, lag die Hypothek mit sieben Zählern Rückstand zur Pause trotz der vorangegangenen Schwächephase noch im Rahmen.

Doch auch nach dem Seitenwechsel fehlte den Hamburgern in der Offensive die Durchschlagskraft. Mit Ausnahme von Jaylon Brown, der fünf Zähler in Folge erzielte, konnte sich kein Tower in aussichtsreiche Position bringen. An Chancen mangelte es nicht, denn Maik Kotsar sammelte fleißig Offensivrebounds. Während die Wurfquoten der Gäste fortan unter 35 Prozent sanken, schien Ankaras Alex Perez alles das nachholen zu wollen, was er im Hinspiel verpasst hatte – der Amerikaner dominierte das dritte Viertel nach Belieben und war hauptverantwortlich dafür, dass der Rückstand vor dem Schlussviertel auf 22 Punkte angewachsen war. An der deutlichen Überlegenheit der Hausherren, die lediglich zwei Partien – gegen Gruppensieger Badalona und Andorra – in eigener Halle verloren haben, änderte sich auch im Schlussviertel nichts mehr. Erfreuliche Nachrichten gab es aber dennoch. Mit acht Punkten erzielte Jordan Walker, der mit Kooperationspartner SC Rist Wedel vergangenes Wochenende erfolgreich (87:80, 22 Pkt.) in die Playoffs gestartet ist, eine neue persönliche Bestleistung im internationalen Wettbewerb. Auch Maik Kotsar erzielte mit 15 Rebounds ebenfalls einen neuen Bestwert im EuroCup. An der deutlichen Niederlage konnten die neuen Höchstwerte aber nichts ändern, denn zu wenig lief in der zweiten Hälfte, die mit 46:28 verloren ging, für die Hamburg Towers bei Türk Telekom Ankara zusammen.

TOWERS-STATS J. Brown (21 Pkt.), Walker (8), DiLeo (3 Ass.), Rich, Meisner (5, 6 Reb.), Christen (4), Kotsar (12, 15 Reb., 3 Stl.), Hinrichs (2), Bluiett (18, 5 Reb., 5 Ass.), Edigin

Alex Perez (17) und Jaylon Brown (21) waren die Topscorer im letzten Spiel der Gruppenphase. | Foto: Temir Erdemay

DUELL IM FOKUS Maik Kotsar vs. Samet Geyik. Die beiden Brettcenter schnappten sich zu zweit über ein Drittel aller Rebounds und lieferten sich unter den Körben ein sehenswertes Duell um jeden Abpraller. So viel Einsatz zahlte sich für beide mit einer neuen persönlichen Bestleistung aus. Insgesamt 11 Rebounds verbuchte der 2,06 Meter große türkische Center, brachte zwar nur zwei Zähler im Korb unter, verstand sich mit vier Assists aber auch als guter Ballverteiler. Maik Kotsar stellte seinen 15 Rebounds, sieben davon am offensiven Brett, 12 hart erarbeitete Punkte und drei Steals an die Seite.

TOWER OF THE GAME Viel lief für die Towers offensiv nicht zusammen. Was Trevon Bluiett nur zwei Tage nach seinem EuroCup-High (19 Pkt.) machte, hatte aber Hand und Fuß, und bescherte dem Guard am Ende 18 Zähler auf dem persönlichen Punktekonto. Gegen die klettenartige Defensive der Guards aus Ankara war der Stepback-Dreier (3/7, 42,9%) die erfolgversprechendste Wurfvariante des US-Amerikaners. Zusätzlich behielt die Hamburger Nachverpflichtung auch beim Rebound (5) und als Vertretung der angeschlagenen Hollatz und Homesley im Spielaufbau (5 Ass.) den Überblick.

WHAT’S NEXT Am Sonntag (10.04., 18 Uhr) wartet bei der BG Göttingen eine weitere möglicherweise richtungsweisende Partie im Rennen um die letzten Playoff-Plätze. Im 7DAYS EuroCup hat das Team von Pedro Calles trotz der Niederlage im letzten Gruppenspiel das Ticket für die nächste Runde bereits sicher. Und mit dem Abschneiden auf Platz 7 in der Vorrundengruppe A steht nun auch fest, auf welchen Gegner die Hanseaten im Achtelfinale treffen – am 19./20. April werden die Hamburg Towers in Valencia antreten. Anders als die Hanseaten, die ihre erste EuroCup-Spielzeit absolvieren, blicken die spanischen Hafenstädter bereits auf eine jahrzehntelange Tradition zurück. Nicht nur, dass Valencia die meisten Siege in der Geschichte des EuroCups vorweisen kann, das Team von Joan Penarroya gewann bereits vier Mal die Trophäe und zählt auch in dieser Spielzeit zu den Favoriten auf den Titel, der in der kommenden Saison zur Teilnahme in der Euroleague berechtigt. Grund, die Hamburg Towers schon vor der Partie abzuschreiben, gibt es aber nicht. Im neuen Format des EuroCups wird das Achtelfinale als Single Elemination Game ausgetragen – ein Spiel, das über Siegen oder Fliegen entscheidet. Keine allzu schlechte Ausgangslage für einen klassischen Underdog.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Mit 8 Punkten erzielte Jordan Walker eine neue persönliche Bestleistung im EuroCup. | Foto: Temir Erdemay

PEDRO CALLES: „Gratulation an Türk Telekom zum Sieg. Wir sind ohne drei Spieler nach Ankara gereist, zusätzlich haben wir mit den Spielen am Montag und heute ein wirklich enges Programm. Die Ausfälle haben vor allem unser System in der Verteidigung beeinflusst. Die erste Halbzeit verlief noch okay, in der zweiten Halbzeit hat man dann gesehen, dass wir nicht mehr genug Energie hatten.“

JAYLON BROWN: „Ich denke, wir haben in der Verteidigung den Anschluss verloren. Es war wirklich nicht einfach für uns, so kurz nach der Partie am Montag, der Reise, ohne Training hier in Ankara anzutreten. Wir haben unser Bestes versucht, aber es hat heute nicht gereicht. Generell haben wir über die Gruppenphase im EuroCup aber wirklich viel gelernt – wie wichtig es ist, immer bereit zu sein, wenn man mehrere Spieler in einer Woche spielt, auf seinen Körper zu achten. Für mich ist es das erste Mal, mit so vielen internationalen Spielen während der Saison. Es ist eine richtige gute Erfahrung und ich bin sehr froh, dass wir zudem noch die nächste Runde erreicht haben.“