Towers müssen gegen Rüpel-Riesen einstecken

Zwar zeigen die Veolia Towers bemerkenswerten Kampfgeist, dennoch müssen sich die Hamburger in einer nicht immer sportlich geführten Partie den MHP RIESEN Ludwigsburg mit 103:92 geschlagen geben.

Benka Barloschky: „Zunächst einmal Glückwunsch an Ludwigsburg. Ich glaube, wir haben zwei verschiedene Halbzeiten gesehen, in der ersten unglaublich starke Ludwigsburger. Alles das, was wir uns vorgenommen haben, haben wir nicht wirklich gut umgesetzt. Wir wussten, was auf uns zukommt – viel Physis, Aggressivität. Wir hatten keine gute Körpersprache und uns selbst in ein tiefes Loch gegraben. In der zweiten Hälfte haben wir es ganz gut gemacht und ein anderes Gesicht gezeigt. Letzten Endes war die Hypothek aus der ersten zu groß. So konnte Ludwigsburg das Spiel am Ende nach Hause bringen.“

Ziga Samar: „Wir haben in der Halbzeit darüber gesprochen, dass wir in der ganzen ersten Hälfte nach einem Weg gesucht haben, die Intensität der Ludwigsburger zu matchen. Vor allem in der Defensive mussten wir physischer sein – 57 Punkte in einer Hälfte sind zu viel. Wir haben in der zweiten Halbzeit mit mehr Energie gespielt. Aber es braucht vierzig Minuten, um erfolgreich sein zu können.“

MHP RIESEN Ludwigsburg 103:92 Veolia Towers Hamburg (26:23, 57:41, 78:65)

Von Beginn an drückten beide Teams aufs Tempo. Während die Abschlüsse bei den Veolia Towers zunächst noch überhastet wirkten, fand Ludwigsburg schneller einen Rhythmus. Die Offensivaktionen der Hausherren wirkten klarer, in der Defensive profitierte die wie immer körperlich sehr präsente King-Truppe von der bis hierhin sehr laschen Regelauslegung. Die Einwechslung von Routinier und Ex-Riese Jonas Wohlfarth-Bottermann brachte dann ein spürbar belebendes Element in das Spiel der Hamburger. Der Center arbeitete stark am Brett und schaffte so seinen Mitspielern neue Freiräume. Mit einem 8:0-Lauf schlossen die Towers auf. Die Gangart wurde zunehmend härter. Doch auch von nicht immer kinderfreundlichen Monologen und fliegenden Ellenbogen ließen sich die Hanseaten nicht aus der Ruhe bringen – und verkürzten trotz hitziger Atmosphäre bis zum Ende des ersten Viertels auf drei Zähler.

Auch im zweiten Viertel fanden die Ludwigsburger schnell in einen offensiven Rhythmus. Kurz nachdem Kendale McCullum mit einem And One auf zwei Punkte verkürzt hatte, zogen die Riesen mit einem 7:0-Run wieder davon. Zwar konnte der genesene Christoph Philipps nach fast drei punktlosen Minuten wieder Zählbares für die Hamburger auf das Tableau bringen – problematisch blieb aber vor allem die Defensive. Immer wieder kamen die Riesen in Korbnähe zu einfachen Abschlüssen. Die Hypothek wuchs weiter an – auch weil sich das Team von Raoul Korner in der ersten Hälfte elf Ballverluste erlaubte. Wie berauscht auftretende Riesen nutzten die Hamburger Anfälligkeit, um gleich 15 Würfe mehr loszulassen. Bei den Towers dagegen wollte sich bis zur Halbzeit quasi keinerlei Spielfluss einstellen. Was auch damit zu tun hatte, dass die Ludwigsburger Defensive mit allen Mitteln – sportlich sowie unsportlich – versuchte, WoBo an die Freiwurflinie zu zwingen. Zwar machte der Big Man, der fünf seiner acht Versuche verwandelte, seine Sache überaus gut – doch auch er konnte nicht verhindern, dass der Rückstand zur Pause auf 16 Punkte anwuchs.

Nach dem Seitenwechsel erwischten dann die Towers einen guten Start – Woodard versenkte einen Dreier, Jonas Wohlfarth-Bottermann klaute Ex-Tower Edigin den Ball. Vor allem aber waren die Hamburger jetzt auch auf dem richtigen Intensitätslevel angekommen. Einen Durchstecker von Ziga Samar verwandelte Lukas Meisner mit einem krachen Dunk. Auch eine Auszeit der Hausherren konnte das Momentum nicht stoppen. Bis auf sechs Punkte schmolz der Rückstand, ehe Johnson nach dreieinhalb Minuten den ersten Ludwigsburger Treffer aus dem Spiel markierte. Dass auch Dunn anschließend noch zwei wilde Dreier traf, konnte Raoul Korner in der Auszeit nicht davon abhalten, sein Team für den nun deutlich aktiveren Auftritt zu loben. Doch einen wirklichen Profit konnten seine Schützlinge daraus letztendlich nicht schlagen, weil die Ludwigburger in Dunn und Hubb zwei Alleinunterhalter gefunden hatten. Das US-amerikanische Guard-Duo erneuerte den zweistelligen Rückstand.

An der Körpersprache der Hamburger war dennoch deutlich zu erkennen, dass sie fest daran glaubten, sich ein weiteres Mal eine Chance auf einen Turnaround erspielen zu können. Nachdem die immer noch nach einer Linie suchenden Unparteiischen Seth Hinrichs mit einem unsportlichen Foul bedachten – eine Entscheidung, die auch Raoul Korner kurzzeitig die Fassung verlieren ließ – wurde die Aufgabe, aber umso schwerer. Ludwigsburg nutze die überraschende Einladung, um den Abstand wieder auf 16 Punkte auszuweiten. Doch auch das konnte den Kampfgeist nicht brechen. Ein weiteres Mal drückten die Hanseaten die Hypothek in den einstelligen Bereich. Und ein weiteres Mal griff Ludwigsburg zu unsportlichen Mitteln, um die Kontrolle über das Geschehen zurückzuerlangen. Die Hamburger dagegen blieben dabei, sich nur auf das Sportliche zu konzentrieren. Mit elf Punkten in Serie brachte Co-Kapitän Lukas Meisner sein Team 50 Sekunden vor dem Ende bis auf vier Punkte heran. Der Turnaround blieb aber aus.

Stats: Schoormann (8), Philipps (5), Meisner (13, 4 Reb.), Woodard (12, 3 Reb., 5 Ass.), Samar (18, 3 Reb., 6 Ass.), McCullum (7), Hinrichs (6, 3 Reb., 3 Ass.), Clark II (3), Wohlfarth-Bottermann (14, 8 Reb.), Childs (6, 4 Reb.)