Towers erklimmen den Heartberg

Als erstes Team in dieser Saison fügen die Hamburg Towers den Telekom Baskets Bonn mit 80:92 (20:28, 38:52, 60:74) eine Heimniederlage zu. Dank des Sieges gegen den Tabellenführer halten die Hanseaten Anschluss an die Playoff-Platzierungen.

WIE LIEF’S In den Anfangsminuten versuchten beide Teams immer wieder ihr Glück aus der Distanz, doch sowohl bei den Telekom Baskets Bonn als auch bei den Hamburg Towers verfehlten zunächst alle Versuche jenseits der 6,75-Meter das Ziel. In Korbnähe dagegen trafen beide Kontrahenten hochprozentig. Nach viereinhalb Minuten versenkte Max DiLeo den ersten Dreier des Abends, im insgesamt zehnten Versuch, frei aus der linken Ecke, brachte sein Team mit fünf Punkten in Front und lieferte den Startschuss für ein regelrechtes Dreierfestival. Während sich die Verteidigungsreihen auf beiden Seiten löchrig präsentierten, fingen die Offensivreihen Feuer – Caleb Homesley gleich doppelt und auch der eingewechselte Lukas Meisner trafen ihre Distanzwürfe. Erneut Homesley, diesmal ganz frei unter dem Korb, mit seinen Punkten elf und zwölf, zwang Bonn dann zur Auszeit. Weil die Hamburger nun auch in der Verteidigung anzogen, ohne dabei den offensiven Rhythmus zu verlieren, ging es mit einer Acht-Punkte-Führung in die Viertelpause. Schon zu Beginn des zweiten Viertels verdiente sich Max DiLeo ein Sonderlob. Dank der vorgelebten Intensität des Verteidigungsministers zwangen die Towers Bonns Jackson-Cartwright zu fünf Ballverlusten in der ersten Spielhälfte – zum Auftakt des zweiten Viertels versenkte DiLeo seinen zweiten Dreier. Über zweieinhalb Minuten pendelte sich der Vorsprung bei sechs Zählern ein, ehe Robin Christen mit dem siebten Hamburger Distanztreffer auf neun erhöhte. Bemerkenswert in dieser Phase war die Körpersprache der Towers, Homesley mit dem And One und Meisner mit einem Dreier trotz Foul rissen ihre Teamkollegen mit und brachten das Momentum fest auf Hamburger Seite – ebenso wie eine zweistellige Führung. Bis zur Pause erhöhte das Team von Pedro Calles auf 14 Punkte, auch weil sich die Hanseaten immer wieder konsequent an die Freiwurflinie brachten und dem durch zwei Corona-Fälle dezimierten Tabellenführer immer wieder Fouls anhingen. Den Auftakt der zweiten Halbzeit setzte wieder Max DiLeo, einem Dreier ließ der Guard zwei weitere Zähler folgen.  Weil die Hamburger eine gute Mischung aus starken Einzelaktionen und noch stärkerem Teamplay fanden, konnte das Team von Pedro Calles die Führung Mitte des dritten Viertels auf 21 Punkte ausbauen. In den letzten Minuten des dritten Viertels verflog der dominante Eindruck dann jedoch zusehends, in der Offensive fehlte die Ordnung, in der Defensive die letzte Entschlossenheit. Bis auf elf Zähler konnte Bonn verkürzen. Einem Dreier von Caleb Homesley aus mehr als acht Metern war es zu verdanken, dass die Aufholjagd der Hausherren zunächst ein Ende fand. Zum Beginn des Schlussabschnitts knüpften die Baskets mit sechs Zählern an ihr Comeback an. Dank vier Punkten von Caleb Homesley, der damit rund sieben Minuten vor dem Ende seine BBL-Bestleistung egalisierte, und einem Dirk-Nowitzki-Gedächtnis-Wurf von Seth Hinrichs, hielten die Towers aber an ihrer Führung fest. Dass die Bonner fünf Minuten vor dem Ende auf zehn Punkte verkürzte, bereitete Pedro Calles und seinem Hamburger Team Sorgenfalten. Doch der Spanier konnte sich auf Caleb Homesley verlassen, der mit zwei Geniestreichen aus der Distanz für ein neues Career High und eine erneute 14-Punkte-Führung sorgte. In den letzten zwei Minuten versuchte sich der Tabellenführer noch einmal an Ergebniskosmetik, den Auswärtssieg ließen sich die Hamburg Towers davon aber nicht mehr nehmen.

TOWERS-STATS Z. Brown (14, 4 Reb.), DiLeo (12, 5 Reb.), Homesley (33, 5 Ass., 3 Stl.), Meisner (10), Christen (4), McCallum (2), Kotsar (3, 10 Reb., 3 Ass.), Hinrichs (10, 5 Reb., 6 Ass.), Edigin (4, 3 Reb.)

Max DiLeo hatten Bonns Go-to-Guy Parker Jackson-Cartwright im Griff. | Foto: wolterfoto.de (Jörn Wolter)

DUELL IM FOKUS Max DiLeo vs. Parker Jackson-Cartwright. Der Hamburger Verteidigungsminister hat der Partie in Bonn eindrucksvoll seinen Stempel aufgedrückt. Fast 23 Minuten scheuchte der für seinen Einsatz bekannte Deutsch-Amerikaner den Bonner MVP-Kandidaten über das Feld. Mit 12 Punkten und fünf Assists, bei ebenso vielen Ballverlusten, blieb ‚PJC‘ deutlich unter seinem Saisonschnitt. Von DiLeos Defensive entnervt, verzichte Bonn im Schlussviertel trotz Aufholjagd sogar komplett auf einen Einsatz ihres eigentlichen Go-to-Guys. Seinen eindrucksvollen Arbeitsnachweis garnierte Max DiLeo zudem mit zwölf eigenen Zählern und fünf starken Rebounds.

TOWER OF THE GAME Beim ersten Sieg eines BBL-Teams in Bonn in dieser Saison führte kein Weg an Caleb Homesley vorbei. In Abwesenheit seiner Guard-Kollegen Justus Hollatz und Jaylon Brown lud sich der US-Amerikaner die offensive Last auf seine Schultern – und lieferte ab. Am Ende stellte Homesley mit 33 Punkten eine neue persönliche Bestleistung auf – nahm dabei 26 Würfe, 20 davon aus der Distanz (35%). Mit fünf Assists, drei Steals und zwei Rebounds arbeitete der Guard weiter für den Teamerfolg. Die wohl beeindruckendste Statistik ist keine Statistik – in 38:46 Minuten Einsatzzeit blieb Caleb Homesley ohne einen einzigen Ballverlust.

WHAT’S NEXT Der 7DAYS EuroCup nimmt seinen Betrieb wieder auf. Nach knapp drei Wochen ohne Pflichtspiel auf internationalem Parkett geht es für die Hamburg Towers am Dienstag gegen Turk Telekom Ankara weiter. Gegen das Team von Ex-DBB-Coach Henrik Rödl, der im Dezember das Amt an der Seitenlinie übernahm, werden sich die Towers doch auf einen kleinen Fan-Support verlassen können. Nach der aktuellen Corona-Verordnung sind zunächst 200 Zuschauer:innen erlaubt. Fest steht: Die für das Spiel gegen Ankara gekauften Tagestickets und gültigen Dauerkarten verlieren ihre Gültigkeit – über die Rückerstattung werden alle Ticket-Kund:innen zeitnah separat per Mail informiert. Gleichzeitig erhalten alle Dauerkarten-Inhaber:innen ein exklusives Vorkaufsrecht für das streng limitierte Ticketkontingent, auch hierzu erfolgt eine entsprechende Information auf dem direkten Weg per Mail.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Caleb Homesley war offensiv einfach nicht zu stoppen. | Foto: wolterfoto.de (Jörn Wolter)

PEDRO CALLES: „Wir haben verstanden, dass wir, um erfolgreich zu sein, uns alle auf einem Level bewegen müssen. Die Spieler, die heute dabei waren, haben das verinnerlicht und alles für diesen Erfolg gegeben. Unsere Defensive hat heute dafür gesorgt, dass wir unseren Vorsprung verteidigen konnten. Wir müssen verstehen, dass es alle fünf Spieler braucht, die in der Defensive alles geben. Ich wünschte mir, ich hätte auch noch fünf Spieler in der Offensive gehabt, die so produzieren. Das war zwar heute nicht der Fall, doch die Defensive war der Schlüssel. Ich denke, wir hatten heute nicht viel mehr Option als Caleb, er hat die Verantwortung für uns übernommen. Ich will aber nicht nur über ihn reden, sondern möchte auch Zach Brown herausheben, der heute ein extrem gutes Spiel absolviert hat. Er hat sehr stark verteidigt und seine Rolle in der Offensive sehr gut verstanden.“

CALEB HOMESLEY: „Unsere Intensität hat heute den Unterschied gemacht. Wir haben auf unsere Defensive gesetzt, das beste Team der Liga bei nur 80 Punkten gehalten. Wir wussten, dass es eine große Herausforderung hier in Bonn wird. Aber wir sind hergekommen, waren gut vorbereitet und haben gekämpft. Unsere Mentalität ist, immer weiterzumachen. Schon gegen Bamberg sind wir gut gestartet, haben uns das Spiel dann aus der Hand nehmen lassen. Wir sind heute wieder stark in die Partie gekommen und wollten nicht, dass uns das Gleiche passiert. Für mich ist der Sieg sehr wichtig, egal was ich für das Team tun muss. Ob punkten, rebounden, verteidigen – heute waren die Punkte wichtig und das hat uns auch zum Sieg verholfen.“