Towers erhalten Lehrstunde in Belgrad

Bereits im ersten Viertel geraten die Hamburg Towers vorentscheidend in Rückstand und verlieren die Partie bei Titelaspirant Partizan NIS Belgrad letztendlich deutlich mit 102:77 (34:14, 65:41, 85:53).

WIE LIEF’S Die Hausherren von Partizan NIS Belgrad zogen das Spiel mit dem Tipoff direkt an sich, daran konnte auch ein erster Dreier von Caleb Homesley nichts ändern. Die über 5000 frenetischen Fans in der altehrwürdigen Aleksandar Nikolic Hall sorgten für eine für die Hamburg Towers ungewohnt, einschüchternde Atmosphäre. Nach nicht einmal fünf Minuten lag das Team von Pedro Calles bereits zweistellig in Rückstand. Während Youngster Justus Hollatz sein Comeback nach zweiwöchiger Verletzungspause mit einem Distanztreffer krönte, kassierte Maik Kotsar unglücklich sein zweites Foul – noch schwerer wogen nur die sechs Ballverluste in den ersten zehn Minuten. Mit Ausnahme eines Layups von Maik Kotsar fanden die Towers lediglich von jenseits der 6,75-Meter-Linie das Ziel – die Zone dominierten die Hausherren, allen voran Mathias Lessort, der mit seinem dritten Dunk für einen 20-Punkte-Rückstand zum Ende des ersten Viertels sorgte. Während Partizans Zeljko Obradvoic zu Beginn des zweiten Abschnitts vier U22-Akteure auf das Parkett schickte, akklimatisierten sich die Hamburger und etablierten vermehrt den von Pedro Calles favorisierten Spielstil. Nach einem Ballgewinn von Eddy Edigin verwandelten Robin Christen und Lukas Meisner jeweils ihre Versuche aus der Distanz. Doch die Hypothek lastete schwer auf den Hamburger Schultern, trotz besserer Abstimmung auf beiden Seiten des Feldes konnten die Towers nicht entscheidend verkürzen. Gute Abschlüsse von Zach Brown und Caleb Homesley konnten eine weitere Drangphase der Belgrader zunächst egalisieren. Weil Zach LeDay in den letzten 30 Sekunden aber noch zwei Dreier verwandelte, wuchs der Rückstand der Hamburger zur Halbzeit auf 24 Zähler. Und auch die Anfangsphase nach dem Seitenwechsel gehörte den Hausherren, die trotz eines Dreiers von Max DiLeo und einem starken Drive von Caleb Homesley nach rund fünf Minuten über 30 Punkte vorn lagen. Während die Hamburg Towers komplett den Faden verloren hatten, riss Zach LeDay mit einem Hechtsprung auf den Anschreibetisch, bei einem 34-Punkte-Vorsprung, die serbischen Fans aus ihren Sitzen. Weil Ray McCallum und Robin Christen in den 90 verbleibenden Sekunden des dritten Viertels noch einmal die Lücken für erfolgreiche Abschlüsse fanden, wuchs der Rückstand vor dem Schlussabschnitt zumindest nicht weiter an. Die ersten Minuten des Schlussabschnitts waren geprägte von Belgrader Fehlern einerseits und verpassten Hamburger Chancen auf der anderen Seite. So konnte auch das Mini-Momentum, das die Towers zumindest für einen 7:0-Lauf nutzten, nichts zu einer Änderung des Spielgeschehens beitragen. Die verbliebenen Minuten vergingen, ohne wirklich nennenswerte Szene. Dass das Team von Pedro Calles das Schlussviertel jedoch mit 17:24 gewinnen konnte, unterstreicht einmal mehr die schnelle Lernfähigkeit der Hanseaten – die trotz des spielentscheidenden Rückstandes über den Verlauf der Partie niemals aufgesteckt haben.

TOWERS-STATS Z. Brown (5, 3 Reb.), DiLeo (3), Homesley (14, 4 Ass.), Meisner (5, 4 Reb.), Christen (20), McCallum (11), Kotsar (9, 7 Reb.), Hinrichs (3, 8 Reb., 5 Ass.), Edigin (4, 5 Reb.), Hollatz (3, 3 Ass.)

Seth Hinrichs trat erneut mit seiner mannschaftsdienlichen Spielweise in den Vordergrund. | Foto: Dragana Stjepanovic

DUELL IM FOKUS Robin Christen vs. Rodions Kurucs. Beide Forwards lieferten sich zum Start in den zweiten Abschnitt ein hitziges Wortgefecht, nach zwei Schubsern kassierte Kurucs zunächst ein persönliches und anschließend ein unsportliches Foul. Christen behielt von der Freiwurflinie die Nerven und streute anschließend noch einen Dreier. Und auch als die beiden Kontrahenten sich rund um die letzte Viertelpause mehrere Dreier einschenkten, ließen sie ihren erfolgreichen Abschlüssen mehrere mehr oder weniger freundliche Worte folgen. Spielentscheidend war das Duell zwar nicht, doch ein deutlicher Hinweis dafür, welche Körpersprache über volle vierzig Minuten in einem Duell mit einem europäischen Titelaspiranten notwendig gewesen wäre – Robin Christen zumindest zog daraus die Motivation für eine neue Bestleistung im 7DAYS EuroCup.

TOWER OF THE GAME Mit einem starken zweiten Viertel und einer noch stärkeren zweiten Halbzeit sicherte sich Robin Christen ein neues Career High auf internationalem Parkett. Acht seiner insgesamt 20 Punkte erzielte der Forward vor der Pause, mit 6/12 Dreiern hatte er das mit Abstand heißeste Händchen aller Towers-Akteure an diesem Abend. Auch in stressigen Phasen behielt Christen die Nerven, bleib an der Freiwurflinie fehlerfrei und ohne Ballverlust. Zudem gelangen ihm zwei Rebounds sowie jeweils ein Assist und Steal.

WHAT’S NEXT Nach einer kurzen Nacht und einem gemeinsamen Frühstück starten die Hamburg Towers planmäßig um 10.30 Uhr mit der Rückreise. Der Rückflug über Amsterdam soll um 12.30 Uhr aus der serbischen Hauptstadt abheben. Und dann heißt es erstmal wieder Zeit überbrücken. Denn der Anschlussflug nach Hamburg startet am Flughafen Schiphol erst um 20.40 Uhr. Lediglich ein gemeinsames Mittagessen ist für den fünfeinhalb-stündigen Aufenthalt fest geplant. Die finale Ankunft in Wilhelmsburg ist auf 22 Uhr terminiert. Am Donnerstag wartet dann ein Trainingstag auf Maik Kotsar & Co., ehe es am Freitagmittag bereits wieder auf Reisen geht. Am Samstag sind die Hamburger (Tipoff 20.30 Uhr) bei den JobStairs GIESSEN 46ers gefordert.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Gemeinsam können die Hamburg Towers aus der Erfahrung in Belgrad lernen. | Foto: Dragana Stjepanovic

PEDRO CALLES: „Gratulation an Partizan Belgrad. Sie waren heute von Beginn an das bessere Team, sie haben diesen Sieg absolut verdient. Wir als Organisation, als Team und auch jeder einzelne Spieler für sich können aus der heutigen Erfahrung lernen. Denn heute hat Partizan eindrucksvoll gezeigt, wie schön man Basketball spielen kann.“

ROBIN CHRISTEN: „Wir haben das erste Viertel etwas verschlafen, waren zu überwältigt von der Atmosphäre in der Halle und der Qualität von Partizan. Uns sind dann Fehler unterlaufen, die uns in den letzten Wochen nicht passiert sind. Wir haben dennoch Moral bewiesen, haben nie aufgegeben und versucht, weiter hart zu spielen. Auch wenn wir das letzte Viertel gewonnen haben, müssen wir so ehrlich sein, dass wir heute keine Chance hatten. Partizan hat uns gezeigt, wieso sie eines der besten Teams in Europa sind.“

SETH HINRICHS: „Wir sind auf dem völlig falschen Fuß in die Partie gestartet – haben uns zu viele Turnover geleistet, hatten zu viel Bammel. Deren Fans waren von Beginn an da, das hat für ihr schnelles Momentum gesorgt. Sie sind ein sehr gutes Team, waren sehr gut gecoacht. Wir sind nie wieder richtig zurück ins Spiel gekommen. Dennoch haben wir für vierzig Minuten gekämpft. Hoffentlich können wir aus dem Spiel lernen, positive Dinge mitnehmen. Trotz der Niederlage war es für mich persönlich eine gute Erfahrung, ich habe noch nie vor so einer Kulisse gespielt.“