Towers bestehen Zerreißprobe gegen Wroclaw

Die Veolia Towers Hamburg geben nach der Halbzeit eine 19-Punkte-Führung aus der Hand. In einer spannenden Schlussphase bestehen die Hanseaten gegen Slask Wroclaw und sichern sich den ersten Heimsieg, sowie den zweiten Erfolg in der 7DAYS EuroCup Gruppenphase.

Raoul Korner: „Wir haben heute alles gebündelt gesehen, was Basketball ausmacht. Wir sind langsam gestartet, konnten dem Spiel nicht unseren Stempel aufdrücken. Wir waren früh in Foultrouble und konnten den Druck nicht wie gewollt aufbauen. Dennoch haben wir es geschafft, mit einem kleinen Vorsprung in das zweite Viertel zu gehen. Da haben wir exzellent gespielt, den Ball gut bewegt, Stopps erzwungen. Das war unser Spiel, das Viertel haben wir dominiert. Der dritte Abschnitt war dann komplett gegenteilig. Aus unserer Perspektive war es ein Desaster. Wir waren zu hektisch, haben einfache Würfe vergeben und uns davon negativ beeinflussen lassen. Wir konnten die Blutung nicht stoppen. Dann war es ein enges Basketballspiel, es ging immer hin und her. Wir haben am Ende die Big Plays gehabt und so den Sieg geholt.“

Kendale McCullum: „Wir dürfen solch eine große Führung zur Halbzeitpause nicht aus der Hand geben. Das ist bisher ein Problem und schon häufiger vorgekommen. Zwar sind wir dran geblieben. Aber wir müssen daran arbeiten, dass es erst gar nicht dazu kommt. Unsere aggressive Defensive war letztendlich der Schlüssel zum Sieg. Wir haben als Team eine tolle Energie, die uns in den Schlussminuten ebenfalls geholfen hat.“

Seth Hinrichs: „Wir haben in der zweiten Hälfte des vierten Viertels wieder in unser Spiel gefunden, nachdem Wroclaw uns nach der Halbzeitpause einen 17:0-Run eingeschenkt hat. Der Korb war für uns wie zugenagelt. Dann fielen die Würfe aber wieder einigermaßen, sodass es ein sehr enges Spiel blieb. Hart zu verteidigen und Wroclaw nicht davon ziehen zu lassen, war wichtig für den Sieg. Allerdings darf eine 19-Punkte-Führung so nicht einfach aus der Hand gegeben werden. Das Spiel hätte nicht so spannend werden müssen.“

Veolia Towers Hamburg 87:83 Slask Wroclaw (21:19, 52:33, 63:61)

Zunächst schien es so, als wären die Veolia Towers direkt drin in der Partie. Doch auf die frühe 4:0-Führung, die Kendale McCullum und Christoph Philipps mit zwei einfachen Abschlüssen besorgten, konterte Slask Wroclaw mit neun Zählern in Serie. Es war weniger die noch nicht rund laufende Offensive, die den Hamburgern Probleme bereite. Deutlich akuteren Handlungsbedarf gab es in der Defensive. Die Abstimmung passte nicht, Jonas Wohlfarth-Bottermann kassierte in nur 27 Sekunden gleich drei Fouls. Überhaupt ließen sich die Hamburger zu häufig zu Fouls verleiten und brachten die polnischen Gäste im ersten Viertel damit insgesamt 13-mal an die Freiwurflinie. Wroclaw verwandelte sicher vom Charity Stripe, blieb lange Zeit in Führung. Mit einem Dreier drehte James Woodard den Spielstand kurz vor dem Ende des ersten Viertels.

Zum Start des zweiten Abschnitts ließ der Guard direkt einen weiteren Distanztreffer folgen. Auch defensiv hatten die Hanseaten jetzt ihren Rhythmus gefunden. Immer wieder störte die Korner-Truppe die Passwege, erarbeitete sich Ballgewinne und fand darüber vollends in die Partie. Per Dreier sorgte Marvin Clark II für den ersten zweistelligen Vorsprung des Abends. Während Wroclaw zunehmend auch leichte Abschlüsse vergab, begannen die Towers damit, die 1059 Zuschauenden in der edel-optics.de Arena zu verzaubern. In nur fünf Sekunden wanderte der Ball durch die Hände aller fünf Hamburger – Lukas Meisner vollendete die sehenswerte Passstafette mit einem krachenden Dunk. Wie berauscht erhöhten die Hanseaten ihre Führung Punkt um Punkt. Die Krönung eines eindrucksvollen zweiten Viertels, das die Towers mit 31:14 für sich entschieden, war ein Dreier von Lukas Meisner, der zum Ablauf der ersten zwanzig Minuten durch das Netz rauschte.

Die ersten 17 Punkte der zweiten Halbzeit gingen dann allerdings allesamt auf das Konto von Slask Wroclaw. Auch zwei Auszeiten von Raoul Korner konnten nicht verhindern, dass die Gäste den Vorsprung der Veolia Towers fast vollständig reduzierten. Nach über fünfeinhalb Minuten würgte Yoeli Childs die ersten Hamburger Zähler in den Korb. In der Verteidigung offenbarten sich ähnlich große Lücken wie zu Spielbeginn – der Versuch, diese zu schließen, brachte erneut zahlreiche Fouls mit sich. Und Wroclaw nahm die Einladungen dankend an. Von 15 Versuchen landeten 13 im Ziel. Nach dreißig Minuten Spielzeit hatten die polnischen Gäste 48 Wurfversuche aus dem Spiel verzeichnet, 32 an der Freiwurflinie. Der Vorsprung war – das dritte Viertel endete mit 11:28 – auf zwei Punkte geschmolzen.

Mit Beginn des Schlussabschnitts schüttelten die Hamburger den Ballast der letzten Minuten zunächst von sich. Kapitän Seth Hinrichs setzte wichtige Akzente an beiden Enden des Feldes. Angeführt vom Routinier, legten die Towers auf acht Punkte vor. Doch die vor Selbstvertrauen strotzenden Polen legten mit einem 7:0-Lauf nach und sorgten weiterhin für Hochspannung. Aktivposten Yoeli Childs, der mit 10 Rebounds sein Double-Double komplettierte, erhöhte wieder auf fünf Punkte. Wieder pirschte sich Wroclaw heran, verkürzte auf einen Zähler – 50 Sekunden blieben noch auf der Spieluhr. Dann übernahm Kendale McCullum. Der flinke Guard legte erst mit einem Drive ganz wichtige Punkte auf – spielentscheidend war jedoch die darauffolgende Defensivsequenz. Beim Zug zum Korb klaute McCullum seinem Gegner den Ball aus den Händen, von Kolendas Fuß ging das Spielgerät ins Aus. Die Veolia Towers hatten der Zerreißprobe standgehalten. Auf der Ehrenrunde holte sich das Team die verdienten Glückwünsche zum ersten EuroCup-Heimsieg der Saison ab.

Stats: Schoormann (2), Philipps (7, 3 Reb.), Meisner (9, 5 Reb.), Woodard (13), Samar (4, 4 Reb., 5 Ass.), McCullum (16, 3 Reb., 4 Stl.), Hinrichs (11, 5 Reb., 3 Ass.), Clark II (9, 3 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (2), Childs (14, 10 Reb.)