Team RGB – Coaching-Trio mit der richtigen Mischung

Raoul Korner, Stefan Grassegger und Benka Barloschky bilden bis mindestens 2024 das Trainerteam der Veolia Towers Hamburg. So unterschiedlich sie sind, so gut harmonieren sie – persönlich und auch in ihrer größten Leidenschaft: Basketball.

Die Mischung macht’s. Das neue Trainergespann der Veolia Towers Hamburg hat nicht erst am Samstag, dem Tag des offiziellen Starts der Saisonvorbereitung, ihre Arbeit aufgenommen. Während Raoul Korner mit Marvin Willoughby – und auch im stetigen Austausch mit seinen Assistants und Fabian Villmeter – an der Zusammenstellung des Kaders arbeitete, stand Benka Barloschky mit Towers-Talenten, Rückkehrer Lukas Meisner, aber auch BBL-Größen wie Louis Olinde oder WNBA-Profi Marie Gülich als Individualtrainer in der Trainingshalle in Wandsbek. Stefan „Grassi“ Grassegger, der Dritte im Bunde, arbeitete unterdessen noch aus seinem Wohnzimmer, remote, wie man neudeutsch sagt. Doch nicht erst seit der Coronavirus das Arbeiten aus den eigenen vier Wänden forcierte, hat der Österreicher einen Weg gefunden, seine Stärken ortsunabhängig einzusetzen. Als absoluter Fachmann besetzt jeder der drei Coaches ein bestimmtes Spektrum, das in Kombination quasi die komplette Basketball-Kompetenz-Palette abbilden kann. Vergleichbar mit den Grundfarben Rot, Grün und Blau, durch deren Mischung nahezu das komplette Farbspektrum darstellbar ist.

Wobei Rot den wohl dominantesten Farbton der Grundfarbpalette darstellt – Rot wie Raoul. Dabei tritt der neue Cheftrainer der Veolia Towers im Privaten alles andere als dominant auf. Dennoch ist der Wiener in der easyCredit Basketball Bundesliga, in der er zuvor schon für Braunschweig und Bayreuth an der Seitenlinie stand, als emotional bekannt. Vielleicht einer der Gründe, wieso er schon das eine oder andere technische Foul hinnehmen musste. Dass das T auch gern als psychologisches Mittel gewählt wird, um beim eigenen Team die notwendige Leidenschaft herauszukitzeln, sollte hier aber ebenso erwähnt sein. Denn Korner, der seine anfängliche Beziehung zum Basketball als Hassliebe bezeichnet, weiß, wie er ein Team führt, Spieler entwickelt und für Zusammenhalt sorgt. Ebenso weiß er genau, wie viel Spielraum ihm zur Verfügung steht, um am Spielfeldrand nicht in den roten Bereich zu gelangen, hat der Österreicher in seinen fast 25 Jahren als Head Coach gelernt. Ebenso, wie man Titel gewinnt, zwei Pokalsiege und eine Meisterschaft in Österreich und eine Cup- und Meistertrophäe in den Niederladen. Seine exzellente Rhetorik nutzt der Liebhaber der Kardinalschnitte dagegen mit Vorliebe abseits des Parketts, worauf er die Hamburger Journalisten bereits vorbereitet hat. Sie wären nicht die ersten, die seiner gekonnten Ironie auf den Leim gehen würden. Nach einem Spiel gegen München ließ Raoul Korner einen Pressevertreter dem Hörensagen nach minutenlang im Glauben, er hätte eine Korbanlage manipulieren lassen, um im Spiel gegen das Euroleague-Schwergewicht eine Chance zu haben.

Ebenfalls mit allen Wassern gewaschen ist Benka Barloschky, der bereits seit 2015 in Hamburg zu Hause ist – Blau wie Benka. Der gebürtige Bremer kennt die Veolia Towers Hamburg und die Philosophie des Klubs aus dem Effeff, überwiegend als Assistant Coach im Profibereich, interimsweise als Cheftrainer und in der gleichen Rolle auch für zwei Jahre bei Kooperationspartner SC Rist Wedel. In seiner Arbeit verbindet er Stabilität mit Fortschritt, arbeitet mit Vorliebe individuell mit Profis und Talenten, um sie den viel zitierten nächsten Schritt machen zu lassen. Dass der Kaffeeliebhaber, der dafür bekannt ist, seine Tassen an den verschiedensten Orten „zu vergessen“, nicht nur das Vertrauen der Spieler und Verantwortlichen bei den Towers, sondern auch gestandener BBL-Größen und internationaler Basketball-Stars genießt, kann, sollte und muss als Auszeichnung seiner exzellenten Arbeit im Individualbereich verstanden werden.

Ein nicht weniger exzellenter Ruf eilt Stefan Grassegger voraus – Grassi wie Grün. Der Welser, der bereits unter Martin Schiller für den Euroleague-Klub Zalgiris Kaunas im basketballverrückten Litauen aktiv war und sich zuletzt an der Seite von Raoul Korner für die mehr als positive Entwicklung des österreichischen Basketballs verantwortlich zeichnet, besticht nicht nur mit seiner äußerst positiven Ausstrahlung, sondern gilt als Aficionado für Videoscouting und Analysen. Dabei vertraut Stefan Grassegger neuesten technischen Hilfsmitteln. In den ersten Trainingstagen ächzte die für die Trainingseinheiten installierte Kamera ebenso wie die Profis unter den schwülen Temperaturen, der Akku des Laptops, auf dem alle Videoclips gesichtet, bearbeitet und neu zusammengesetzt werden, stand fast durchgängig vor dem K.O. In seinen Analysen kann und muss sich Grassi, der ebenso wie Benka ab und zu seine Oberlippe mit einem Schnurrbart ziert, ausschließlich auf seine Fachkenntnisse verlassen. Denn ausgerechnet Farben bereiten dem unter einer Rot-Grün-Schwäche leidenden Österreicher die größten Probleme.