Simplifizierung-Paradoxon begleitet Trip nach Paris

Die Veolia Towers Hamburg reisen angeschlagen zur EuroCup-Partie nach Paris. Tipoff beim aktuellen Gruppen-Sechsten ist am Mittwoch (30.11.) um 20.30 Uhr. Magenta Sport überträgt die Partie ab 20.20 Uhr.

Die Vorzeichen vor dem Duell der Veolia Towers Hamburg bei Paris Basketball am sechsten Spieltag der 7DAYS EuroCup Gruppenphase könnten schwieriger kaum sein. Wettbewerbsübergreifend fünf Niederlagen in Serie, in der Vorwoche setzte es gegen London die bisher deutlichste (75:103) im zweithöchsten internationalen Wettbewerb. Dazu wird mit Lukas Meisner einer der Aktivposten der letzten Partien am Mittwoch (30.11.) definitiv fehlen. Denn der Forward blieb, nachdem er bereits für das Training am Montag eine Ruhepause von Head Coach Raoul Korner verordnet bekommen hatte, in der Hansestadt und kuriert dort einen Infekt aus. Der sportliche Ausgang der Partie ist zunächst zweitrangig, denn der Plan des Head Coaches sieht zur Behebung der eigenen Baustellen vorerst einen Umweg vor – so soll es quasi zwei Schritte zurückgehen, um anschließend den entscheidenden Schritt vorwärts zu machen.

Das Auswärtsspiel der Veolia Towers Hamburg bei Paris Basketball überträgt Magenta Sport am Mittwoch ab 20.20 Uhr live.

Zu Saisonbeginn verzauberten die Veolia Towers nicht nur ihre Fans, dank spielerischer Leichtigkeit gewannen die Hamburger auch gegen EuroCup-Schwergewicht Podgorica und Euroleague-Teilnehmer München. Doch diese Leichtigkeit, mit der die Hanseaten auch Topteams vor Schwierigkeiten stellten, ist zuletzt abhandengekommen. Gehörte anfänglich aufmerksame Defensive und Schnelligkeit zu den Stärken, fiel dem gewollt hohen Tempo zuletzt vor allem die Genauigkeit im Zusammenspiel – offensiv wie defensiv – zum Opfer. Mit durchschnittlich 18,2 Ballverlusten haben die Towers derzeit den negativen Spitzenwert im EuroCup inne.

Auch im 7DAYS EuroCup wird Christoph Philipps auf die besten Offensivspieler des Gegners angesetzt. | Foto: Marvin Contessi

Dass nun mit Paris Basketball ausgerechnet eines der Teams auf die Hamburger wartet, das mit durchschnittlich 8,6 Steals zu den besten Balldieben im 7DAYS EuroCup zählt, stellt einerseits eine nicht unbedingt willkommene Herausforderung dar – andererseits zwingt es die Schützlinge von Raoul Korner dazu, dem Gruppen-Sechsten physisch entgegenzusetzen.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten sicherte sich das Team von Head Coach Will Weaver zuletzt einen knappen Sieg in Podgorica sowie drei Erfolge in Serie in der französischen Liga. In beiden Wettbewerben zählen die Pariser zu den offensivstärksten Teams – im EuroCup landen durchschnittlich 85,0 Punkte im gegnerischen Korb. Dabei bestechen die Hauptstädter mit statistischer Ausgeglichenheit. Gleich sieben Akteure weisen einen zweistelligen Punkteschnitt auf – die Rotation ist nach dem Ausfall von Tyrone Wallace und dem Abgang von Kurzzeit-Verstärkung Jeremy Evans mit acht Spielern, die über 10 Minuten auf dem Feld stehen, aber auch vergleichsweise klein.

Der 25-jährige US-Amerikaner Kyle Allman sticht mit 20,6 Punkten als Topscorer heraus. Unter den Körben ist Ismael Kamagate gesetzt. Der 2,11 Meter große Franzose ist zehntbester Rebounder (7,6) und bester Shotblocker (2,2) Wettbewerbs. Auf den Flügelpositionen stehen zumeist der 20-jährige Juhann Begarin (11,5 PpS) und der 30-jährige Axel Toupane (13,2 PpS) Seite an Seite auf dem Feld.

Im 7DAYS EuroCup kommt Christoph Philipps auf durchschnittlich 5,2 Punkte bei 45,5% Trefferquote aus der Distanz. | Foto: Marvin Contessi

Die Geschichte des Pariser Basketball Klubs weist einige Parallelen zu der der Veolia Towers Hamburg auf – liest sich aber noch etwas schneller. Im Jahr 2018 wurde das Hauptstadtteam gegründet, startete direkt in der zweiten Liga und schaffte nach drei Jahren bereits den Aufstieg in die LNB Pro A. Dort verpassten die Pariser zwar die Playoffs – mit der Ambition 2024 in der Euroleague zu spielen, gab es für die zweite Erstligasaison dennoch die Einladung für die Teilnahme am 7DAYS EuroCup.

Raoul Korner: „Wir waren zuletzt zu kopflastig unterwegs und dann geht Intensität und Schnelligkeit verloren. Das, was wir in den Griff bekommen müssen, ist die physische Präsenz von Anfang an. Wir müssen aus einer Underdog-Rolle – egal ob wir uns in dieser sehen oder nicht – in eine Partie gehen. Wir müssen jetzt vereinfachen und zu den Basics zurückfinden, um das Überdenken aus den Köpfen zu bekommen. Man merkt, dass wir kein erfahrenes Team sind und solche Niederlagen sich mehr in die Köpfe fressen. Wir simplifizieren, schrauben die taktischen Anforderungen zurück, um die verloren gegangene Leichtigkeit vom Saisonbeginn wiederzufinden. Auch wenn das vielleicht paradox klingt. Wir müssen jetzt nichts neu erfinden. Daher geht es in Paris jetzt für mich weniger um Sieg oder Niederlage, sondern darum, dass wir gegen so ein Qualitätsteam physisch gegenhalten. Wenn wir das nicht tun, dann werden sie uns zermalmen.“

Christoph Philipps: „Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Negativerlebnisse jetzt in unserem Kopf festsetzen. Das ist der springende Punkt. Sonst geraten wir in eine Abwärtsspirale. Wenn es dafür notwendig ist, dass wir noch einmal zwei Schritte zurückgehen, um dann einen entscheidenden Schritt nach vorn zu machen, dann wird das der richtige Weg sein. Das alles fängt aber im Training an. Und ich würde sagen, wir haben uns gut und intensiv vorbereitet. Wichtig ist, dass wir das jetzt auch auf dem Spielfeld zeigen. Ich werde mit dem Glauben an einen Sieg nach Paris reisen.“