Emotionen auf der Bank gegen Rostock

Start-Ziel-Sieg im Nord-Derby

Die Veolia Towers gewinnen, ohne einmal in Rückstand zu geraten, mit 105:89 gegen die Rostock Seawolves. Die Hamburger trotzten zahlreichen Widrigkeiten im Nord-Derby. Aleksander Dziewa (22) und Mark Hughes (21) führen ihr Team im Scoring an.

Benka Barloschky: „Ich bin sehr glücklich über den Sieg. Wir haben vor dem Spiel über die Konstellation gesprochen: zwei Teams, die versuchen zurück in die Erfolgsspur zu kommen. Es gab heute viele Sachen, in denen wir uns hätten verlieren können. Wir haben uns aber auf den Moment konzentriert, detaillierter gespielt, nicht so wild. Und so ordentlich unseren Plan durchgezogen. Ein Lob geht an unsere großen Jungs, Jonas und Olek, die unter dem Korb heute alles zu Gold gemacht haben. Und auch Leif ist aufgeblüht, hat 26 Minuten gespielt. Seth hat sehr wichtige Rebounds geholt. Ganz besonders stolz bin ich, dass wir trotz 15 Punkten Vorsprung auch die zweite Halbzeit gewonnen haben.“

Mark Hughes: „Wir haben heute in der Offensive viel richtig gemacht. Gleichzeitig auch direkt unseren Gegenspieler nach jedem Wurf sehr schnell aufgenommen. Das war in meinen Augen heute unser Erfolgsrezept. Aljami konnte nicht mitspielen, wir mussten viel einstecken. Umso wichtiger war es, dass jeder von uns noch ein paar Prozente mehr aus sich herauskitzeln konnte. Ein Sonderlob geht an Leif, er hat uns heute sehr viel gegeben und trotz seines jungen Alters die Fäden fest in der Hand gehabt.“

Neuzugang Brae Ivey war zwar Samstagvormittag in der Hansestadt gelandet. Für einen Einsatz im Nord-Derby gegen die Rostock Seawolves reichte der Vorlauf jedoch nicht. Zudem war Energizer Aljami Durham aufgrund einer Knöchelverletzung zum Zuschauen gezwungen. Für ihn rückte Leif Möller in die Startformation. Und unter der Regie des Youngsters legten die Hamburger einen 8:0-Schnellstart hin. Angefeuert von 300 Gästefans in der ausverkauften edel-optics.de Arena (3400) kamen anschließend auch die Ostseestädter langsam in die Partie. Bis auf neun Punkte war der Vorsprung zwischenzeitlich angewachsen, ehe die Gäste mit einem 6:0-Zwischenspurt den Anschluss wiederherstellten. Das auffälligste Problem in der Folge: Die Hamburger bekamen ihre Gegenüber nicht mehr vom Korb ferngehalten. Ein anderes: Jonas Wohlfarth-Bottermann kassierte nach nur achteinhalb Minuten sein drittes Foul. Dennoch nahmen die Towers eine 29:24-Führung aus dem ersten Viertel mit.

Hamburger behalten kühlen Kopf

Die Hamburger eröffneten den zweiten Spielabschnitt mit drei Freiwürfen. Und es blieb bei weitem nicht der einzige Gang an den Charity Stripe. Denn das Duell der beiden Nordklubs nahm deutlich an Intensität und Körperlichkeit zu. Beirren ließ sich die Mannschaft von Benka Barloschky dadurch aber nicht. Und so erneuerte Aleksander Dziewa, erster Tower in Double Figures, von der Freiwurflinie die Neun-Punkte-Führung. Während der Pole mit einem kühlen Kopf bestach, ließ sich das Schiedsrichtergespann zunehmend von der hitzigen Atmosphäre aus dem Konzept bringen. Unter der auf beiden Seiten gleichermaßen fehlenden Linie litt die Ansehnlichkeit des Derbys deutlich. Die Veolia Towers schienen das Durcheinander besser wegzustecken: Jonas Wohlfarth-Bottermann, Leif Möller aus der Distanz und Will Christmas brachten ihr Team zweistellig in Führung. Und der Forward hatte noch nicht genug. Erst legte Christmas am Perimeter nach, dann riss er mit einem Dunk über alle fünf Rostocker Verteidiger hinweg jeden Zuschauer vom Sitz. Bis auf 16 Zähler wuchs die Führung, nur ein Pünktchen weniger (58:43) trennte die Kontrahenten mit der Pausensirene.

Konträr zum zweiten Viertel, das eine gefühlte Ewigkeit dauerte, verging die Halbzeitpause wie im Flug. Und so zeigten beide Teams keinerlei Anlaufschwierigkeiten zum Start der zweiten Hälfte. Weil sich die Veolia Towers jedoch drei Ballverluste leisteten, schlossen die Seawolves, angeführt vom sehr präsenten Derrick Alston Jr., auf sieben Zähler. Am Derby-Charakter hatte sich nichts geändert: Jeder Ballbesitz war bis auf den letzten Zentimeter umkämpft. Dass Aleksander Dziewa sein viertes Foul beging, wirkte sich zunächst nicht negativ aus. Denn angeführt von Mark Hughes, der erst einen Dreier und dann einen Dunk im Korb unterbrachte, hielten die Hamburger ihre Kontrahenten auf Abstand. Mit einer Ganzfeldpresse und Punkten durch Tyler Nelson hielt Rostock den Druck am Anschlag. VJ King, mit sechs Punkten in Serie, fand dennoch immer wieder eine Lücke. Und weil die Ostseestädter in den letzten Sekunden die Übersicht verloren, versenkte Mark Hughes noch einen langen Zweier zum 83:66 nach drei Vierteln.

Big Shots zum Derby-Sieg

Mit Beginn des Schlussabschnitts wechselten die Rostock Seawolves in nahezu jedem Hamburger Angriff ihre Verteidigungsvariante – mal Zone, mal Ganzfeldpresse, dann wieder Mann-gegen-Mann. Und dieses gewollte Durcheinander zeigte erst einmal Wirkung. Über drei Minuten brachten die Veolia Towers lediglich zwei Punkte auf die Anzeigetafel. Auswirkungen auf die Differenz hatte das allerdings nicht. Denn auch die Hamburger verteidigten weiterhin eisern. Und auf einen Glücksdreier, den Robin Amaize über das Brett in den Zylinder mogelte, hatte Aleksander Dziewa in Korbnähe eine passende Antwort. Gleiches galt für seine Teamkollegen: Zum Start in die letzten fünf Minuten versenkten Seth Hinrichs und Mark Hughes jeweils einen Dreier. Von der Freiwurflinie erzielte Mark Hughes anschließend die höchste Führung (20) des Abends. Bis zur Schlusssirene konnten die Veolia Towers den Vorsprung in dieser Höhe nicht halten. Umrandet von weiterhin fragwürdigen Pfiffen – die sich unrühmlich wie ein roter Faden durch das Nord-Derby zogen – verkürzte Rostock noch einmal. Doch weder diese negativ auffallende Fußnote, noch die wurfstarken Rostocker, die allerdings ihre letzten drei Würfe verfehlten, konnten den 105:89-Derbysieg verhindern.

Stats: Krause (2), Hughes (21, 4 Reb., 5 Ass.), Brauner, Möller (5, 3 Ass.), Meisner (2), Dziewa (22, 5 Reb.), Christmas (9, 3 Reb., 3 Ass.), Hinrichs (13, 9 Reb., 3 Ass.), King (14, 4 Reb., 4 Ass.), Wohlfarth-Bottermann (17, 5 Reb.), Hoffmann