Nur 15 Minuten Towers-Basketball reichen nicht

Den Veolia Towers Hamburg gelingt nach einem 25-Punkte-Rückstand zwar das Comeback, beim 77:83 gegen die MHP Riesen Ludwigsburg reicht es aber dennoch nicht zum Sieg. Ryan Taylor gibt mit 17 Punkten starkes Debüt.

Benka Barloschky: „Das Spiel war heute so, wie wir es erwartet haben. Bei Ludwigsburg gibt es keine großen Überraschungen. Es war klar, dass es ein physisches Spiel wird und wir dagegenhalten müssen. Wir haben damit erst zu spät angefangen. Wir haben 25 Minuten nicht gut gespielt, dann 15 sehr gute Minuten abrufen können. Wenn wir auf dem Level gegen solche Mannschaften gewinnen wollen, und das wollen wir, dann müssen wir über einen längeren Zeitraum unseren Basketball spielen. Die Riesen haben es geschafft, uns aus unserem Konzept zu bringen. Wir hatten 18 Ballverluste, das sind einfach zu viele. Ich bin sehr froh darüber, dass die Energie gestimmt hat, bis zur letzten Minute, dennoch haben wir das Spiel verloren.“

Ryan Taylor: „Wir haben zu spät die Härte gefunden, die wir gebraucht hätten. Da müssen wir an unseren Stolz appellieren und dem Gegner früher zusetzen. Wir haben einen Unterschied zwischen der ersten und zweiten Hälfte gesehen. Zunächst haben wir uns wirklich schwergetan, offene Würfe zu bekommen. Als wir dann auch deutlich körperlicher zu Werke gegangen sind, hat sich das Spiel gedreht. Mich ärgert diese Niederlage sehr, so sehr, dass ich nicht über meine Premiere nachgedacht habe. Ich denke, es war gut, ich habe meine Würfe getroffen und gezeigt, was ich kann.“

Veolia Towers Hamburg 77:83 MHP Riesen Ludwigsburg (13:20, 34:44, 56:74)

Getreu dem Motto „Never change a running system“ vertraute Benka Barloschky gegen Ludwigsburg auf die gleiche Starting Five, die auch unter der Woche gegen Paris von Beginn an auf dem Parkett stand. Ein wenig sah sich der Head Coach jedoch auch dazu gezwungen, da Jordan Davis kurzfristig nach einer im Gameday Practice erlittenen Verletzung am Handgelenk nicht zur Verfügung stand. Die Hamburger suchten zu Beginn zwar immer wieder geschickt das Missmatch unter dem Korb, konnten die Größenvorteile jedoch zu wenig in Zählbares verwandeln. Ludwigsburg dagegen versuchte es zunächst vornehmlich aus der Distanz – und weil Dunn direkt zwei Versuche verwandelte, leuchtete früh eine Führung der Gäste auf der Anzeigetafel. Bis auf sechs Punkte setzten sich die Riesen ab und hielten diesen Vorsprung beständig. Der erste Hamburger Distanztreffer von Lukas Meisner, als auch die ersten zwei Zähler von Neuzugang Ryan Taylor ließen den Abstand kurzzeitig schrumpfen. Gegen die knallharte Defensive der Schwaben fanden jedoch zu wenig Versuche (5/20, 25%) in den ersten zehn Minuten ins Ziel. Zur Viertelpause wuchs der Rückstand erneut.

Auch zu Beginn des zweiten Abschnitts bissen sich die Veolia Towers vermehrt die Zähne an den weiter körperlich sehr präsenten Ludwigsburgern aus. Nur mit viel Raffinesse fand erst Ziga Samar und anschließend zwei Mal Anthony Polite den Weg bis zum Korb. Die Gäste taten sich dagegen deutlich leichter, Abschlüsse zu finden. Auch, weil sie, anders als noch im ersten Viertel, konsequenter beim Rebound zugriffen und so ins Laufen kamen. Der Rückstand wuchs zur Mitte des Abschnitts bis auf 12 Punkte an. Zu viel für den Geschmack von Benka Barloschky, der die Drangphase mit einer Auszeit beenden wollte. Doch der Wunsch blieb Vater des Gedankens. Zwar konnte Yoeli Childs, mit elf Punkten in der ersten Hälfte bester Hamburger Punktesammler, dreimal in Folge verwandeln, die nächsten Ludwigsburger Zähler auf der anderen Seite des Feldes fielen jedoch weiterhin zu leicht. Dass der für Davis eingesprungene Harrison Cleary und Ludwigsburgs Hubb vor der Pause noch jeweils zwei Freiwürfe austauschten, änderte an der Hypothek nichts. Doch ein paar Sekunden verblieben noch – und die nutzte Anthony Polite, traf mit dem Buzzer und verkürzte zur Halbzeit auf zehn.

Ein Hamburger Momentum stellte sich dadurch jedoch nicht ein. Stattdessen eröffnete Ludwigsburg mit einem11:0-Lauf die zweite Halbzeit. Es dauerte dreieinhalb Minuten, ehe Yoeli Childs für sein Team wieder Zählbares auf die Anzeigetafel brachte. Anschließend hauchte Harrison Cleary den Towers mit sechs Punkten in Folge neues Leben ein – und brachte direkt auch die 3400 Zuschauenden in der zum 12. Mal in Serie ausverkauften edel-optics.de Arena zurück ins Spiel. Obwohl der Vorsprung mit 20 Zählern aus Ludwigsburger Sicht immer noch komfortabel anmutete, nahm Riesen-Coach Josh King direkt die Auszeit. Die unwillkommene Unterbrechung konnte allerdings nicht verhindern, dass die Hamburger sich zum ersten Mal an diesem Abend in einen Rausch spielten. Tragende Figur der Drangphase war Neuzugang Ryan Taylor, der elf Punkte im dritten Viertel zur Aufholjagd beisteuerte. Seine Zähler 12 und 13 verkürzten den Rückstand auf 13 Punkte. Mit deutlich mehr Glück als Verstand gelang den Ludwigsburgern in den verbleibenden 48 Sekunden des dritten Viertels dann aber doch wieder ein Befreiungsschlag – Johnson mogelte sich zum Offensivrebound, Hubb verwandelte den Dreier von einem Bein.

Von der Ludwigsburger Schlussoffensive ließen sich die Veolia Towers jedoch nicht beirren und starteten mit viel Durchschlagskraft in den Schlussabschnitt. Erst Lukas Meisner aus der Distanz, dann wieder zweimal Ryan Taylor. Ludwigsburgs theatralischer Versuch, Jonas Wohlfarth-Bottermann in dieser Phase ein Foul beim Einwurf anzuhängen, wurde dank des Videobeweises als Schauspieleinlage enttarnt – der Hamburger Center revanchierte sich standesgemäß mit den nächsten Zählern. Der zwischenzeitliche 25-Punkte-Rückstand war endlich wieder in den einstelligen Bereich gedrückt. Ausgerechnet zwei sehr unglückliche Ballverluste unterbrachen den Towers-Run und ermöglichten es den Ludwigsburgern, von der Freiwurflinie die ersten drei Zähler im Schlussviertel zu erzielen. Eine weitere Minute verging punktlos – dann eröffnete Anthony Polite die Crunchtime mit einem Dreier. Und als dann auch noch Yoeli Childs aus dem Post nachsetzte, waren die Hamburger drauf und dran, der Partie die entscheidende Wendung zu geben. Der jetzt nicht unverdiente Lohn blieb den Veolia Towers jedoch verwehrt – die Riesen retteten sich über die Zeit.

Stats: Schoormann, Cleary (8), Polite (16, 3 Reb.), Philipps, Meisner, Samar (4, 7 Reb., 8 Ass., 3 Stl.), Hinrichs (6, 6 Reb.), Taylor (17), Wohlfarth-Bottermann (5, 8 Reb.), Childs (15, 6 Reb.)