Keine Punkte, dafür zahlreiche Blessuren

Die Hamburg Towers wehren sich lange gegen die überharte Gangart der BG Göttingen, können sich bei der 83:80 (22:16, 43:43, 64:60) Niederlage aber nicht für eine Aufholjagd im Schlussviertel belohnen. Bereits am Mittwoch gegen Frankfurt wieder gefordert.

WIE LIEF’S Alle Akteure hatten sich rechtzeitig zum Spielbeginn auf dem Parkett versammelt, lediglich die Technik verhinderte einen pünktlichen Start des von Magenta Sport deklarierten Topspiels des 28. Spieltages. Mit dreiminütiger Verzögerung ging es dann los – und zwar voller Intensität. Nach einem frühen unsportlichen Foul von Baldwin-Ersatz Jeremiah Martin legte die BG Göttingen einen 10:0-Lauf hin und brachte sich zügig zweistellig in Führung. Pedro Calles schien in der folgenden Auszeit aber genau die richtigen Worte gefunden zu haben. Mit einem 8:0-Run meldeten sich die Hanseaten prompt wieder zurück. Doch ausgeglichen verlief das Spiel noch immer nicht. Weil es die Niedersachsen im ersten Viertel besser verstanden, sich an die Freiwurflinie zu bringen, lag die Führung nach den ersten zehn Minuten weiterhin bei den Hausherren. Der Start ins zweite Viertel erfolgte mit deutlich gemäßigtem Tempo – eigentlich alles andere als die favorisierte Spielweise der Hamburger. Es war aber genau das richtige Mittel, um die Defensive zu stabilisieren und die Offensive allmählich den eigenen Vorlieben anzugleichen. Doch nachdem Jaylon Brown mit seinem zweiten Dreier den Rückstand auf einen Punkt verkürzt hatte, ließ ein unsportliches Foul von Eddy Edigin die Göttinger wieder auf sechs Zähler enteilen. Nach einer weiteren Hamburger Auszeit kam dann plötzlich wieder deutlich mehr Tempo ins Spiel. Zwar profitierte davon der Angriff, doch in der Verteidigung nutzte Göttingen die sich bietenden kleinen Lücken. So ging es in Form eines Kopf-an-Kopf-Rennens in Richtung Halbzeit. Glück aus Hamburger Sicht: Dass Akeem Vargas mit einem überharten und gefährlichen Einsteigen in den blockstellenden Seth Hinrichs ein Offensivfoul schinden konnte, zahlte sich nicht aus – stattdessen sorgte der Hamburger Co-Kapitän, der sich bei der Aktion glücklicherweise nicht verletzte, mit einem And One für den ausgeglichenen Halbzeitstand.

Von den guten Schlussminuten vor dem Seitenwechsel konnten die Towers mit Wiederbeginn aber nicht weiter profitierten. Auch, weil Göttingen deutlich präsenter aus der Kabine kam und sich direkt wieder in Führung brachte. Vor allem in der Offensive fehlte die Abstimmung, nur sieben Punkte brachte das Team von Pedro Calles in den ersten sechs Minuten nach der Halbzeit im Korb unter. Was man den Hamburgern aber keinesfalls absprechen konnte, war der Einsatz. Aller Widrigkeiten und Provokationen zum Trotz hielt Caleb Homesley sein Team von der Freiwurflinie im Spiel. Für zwei Teams, die vor allem von ihrem Distanzwurf profitieren, ging vom Perimeter bezeichnend wenig – doch auch in Korbnähe versuchte Göttingen, Abschlüsse mit allen Mitteln zu verhindern. Kurz vor Ende des dritten Viertels musste Seth Hinrichs als zweiter Hamburger nach Maik Kotsar ein blutiges Auge einstecken. Der Rückstand lag, gemessen an den bis dahin erlittenen Blessuren, mit vier Zählern noch im Rahmen, wuchs zu Beginn des Schlussviertels nach dem sechsten Göttinger Dreier aber auf sieben an. Viel Zeit blieb den Towers für eine Aufholjagd nicht mehr – das wusste auch Justus Hollatz, der erst selbst abschloss und anschließend erst Lukas Meisner und dann Maik Kotsar in Szene setzte. Und der Este, der zuvor im Abschluss glücklos agierte, besorgte anschließend aus der Mitteldistanz die erste Hamburger Führung des Abends. Mit einem And One erhöhte der Center sogar auf vier Punkte, musste aber auf der Gegenseite, genau wie Jaylon Brown, sein viertes persönliches Foul hinnehmen. Den kurzen Schockmoment nutze Göttingen und brachte sich nach einer Auszeit mit einem 8:0-Run wieder in Front. Mit einem schwierigen Floater verkürzte Homesley wieder auf einen Zähler. Bei noch 30 verbleibenden Sekunden, entschied ein Sprungball dann die Partie – Göttingen bekam den Ball zugesprochen, traf aus der Mitteldistanz, ein Dreier von Topscorer Jaylon Brown in der letzten Sekunde verfehlte das Ziel.

TOWERS-STATS J. Brown (17 Pkt.), DiLeo (5), Homesley (17, 4 Reb., 5 Ass.), Meisner (6, 6 Reb.), Christen (3), Kotsar (15, 10 Reb.), Hinrichs (10), Bluiett, Edigin, Hollatz (7, 3 Reb., 8 Ass.)

Justus Hollatz führte sein Team zur Führung im Schlussviertel. | Foto: Matthias Klar

DUELL IM FOKUS Maik Kotsar vs. Philipp Hartwich. Obwohl der Hamburger Center am Ende ein Double Double auflegte, hatte der Este einen alles andere als einfachen Stand gegen den 2,18 Meter Big Men der Niedersachsen, der sich ausschließlich auf das Vereiteln von Abschlüssen konzentrierte. In knapp 12 Minuten nahm Hartwich keinen einzigen Wurf, blockte dafür zweimal den Ball – und hatte unzählige Male seine Hand am Gegenspieler. Immerhin kassierte der Göttinger dafür vier Fouls – für ihn wahrscheinlich verschmerzbar, sorgte er doch dafür, dass Maik Kotsar in fast 29 Minuten nur fünf seiner 12 Versuche im Korb unterbringen konnte.

TOWER OF THE GAME Er war der Antreiber, Stabilisator und der entscheidende Mann für die Hamburger Fünf-Punkte-Führung im Schlussviertel. Mit starken Drives, viel Übersicht und dem Pass auf den besser postierten Mitspieler führte Justus Hollatz sein Team zu Beginn des Schlussviertels von einem Sieben-Punkte-Rückstand in vier Minuten zur Führung – dabei steuerte der 20-Jährige fünf Punkte und zwei Assists bei. Insgesamt kam der Nationalspieler auf sieben Punkte, drei Rebounds und acht Assists und leistete sich trotz der überaggressiven Göttinger Verteidigung nur einen Ballverlust in 23:39 Minuten.

WHAT’S NEXT Obwohl in der kommenden Woche der internationale Wettbewerb nach dem Abschluss der Gruppenphase ruht, stehen die Hamburg Towers schon zur Wochenmitte wieder auf dem Parkett. Am Mittwoch (13.04.) empfängt das Team von Pedro Calles die FRAPORT SKYLINERS zum 30. Spieltag in der edel-optics.de Arena. Die Partie gegen die Hessen ist das vorletzte Heimspiel der Hauptrunde – und weil die Playoff-Qualifikation zwar noch durchaus im Rahmen des Möglichen, aber noch nicht in trockenen Tüchern ist, eine sichere Chance, die Hamburg Towers in dieser Saison noch einmal live zu sehen. Und es ist womöglich auch die vorerst letzte Möglichkeit, die Frankfurter in der easyCredit BBL zu sehen – denn nach 23 Jahren in der ersten Liga und der Meisterschaft 2004 stehen die Skyliners derzeit am Tabellenende und haben bei noch verbleibenden fünf Partien vier Siege Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Tickets gibt es ab 13 Euro unter tickets.hamburgtowers.de und am Mittwoch ab 17.30 Uhr an der Abendkasse. Der Tipoff erfolgt um 19 Uhr.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Maik Kotsar musste in Göttingen viel einstecken. | Foto: Swen Pförtner

PEDRO CALLES: „Gratulation an Göttingen zum Sieg. Ich denke, es war ersichtlich, dass wir aufgrund der Umstände – Verletzungsprobleme, viele Spiele in kurzer Zeit und zusätzliche Reise – nicht mit voller Energie in die Partie gestartet sind. Trotz dieser Faktoren haben wir gekämpft, hatten bei zwei Minuten Spielzeit eine Fünf-Punkte-Führung, dann haben kleine Details das Spiel für Göttingen entschieden.“

MAIK KOTSAR: „Ehrlicherweise ist es eine sehr harte Niederlage. Wir wollten das Spiel hier gewinnen und haben alles auf dem Parkett gelassen. Göttingen war wirklich gut vorbereitet, hat überaus aggressiv gespielt, was ihnen am Ende den Sieg beschert hat. Am Ende hätten wir besser verteidigen müssen. Es wäre aber zu einfach, es jetzt nur auf die Schlussminuten zu schieben. Wir haben zuvor zu viele Fehler gemacht und leichte Körbe abgegeben.“