Zweiter Matchball in Weißenfels

Am Sonntag (01.05.) haben die Hamburg Towers beim SYNTAINICS MBC bereits die nächste Chance, sich aus eigener Kraft für die Playoffs zu qualifizieren. Tipoff beim Tabellensechzehnten ist um 18 Uhr. Magenta Sport überträgt ab 17.45 Uhr live.

WHAT’S UP?! Der 34. Spieltag ist bekanntlich der Abschluss der Hauptrunde. Doch wie schon in der vergangenen Saison trifft das nur eingeschränkt zu. Musste im letzten Jahr lediglich ein Pflichtspiel sowie das komplette Pokal Top Four nachgeholt werden, wurden in der nun dem Ende entgegenstrebenden Spielzeit gleich neun Partien in den Verlängerungszeitraum bis zum 11. Mai terminiert. Auch für die Hamburg Towers ist der Auftritt am Sonntag (01.05., 18 Uhr) beim SYNTAINICS MBC zwar der offizielle, aber noch nicht der endgültige Abschluss der regulären Saison. Dennoch könnten die Hanseaten mit einem Sieg gegen den aktuellen Tabellensechzehnten, der am Freitag zunächst noch gegen Braunschweig gefordert ist, den siebten Platz fest für sich beanspruchen – und das ganz unabhängig der eine Woche später angesetzten Nachholpartie in Bamberg (08.05, 20.30 Uhr). Davon auszugehen, dass das Spiel gegen den noch um den Ligaverbleib kämpfenden MBC aufgrund der Tabellensituation einem Selbstläufer gleichen könnte, wäre ein großer Irrtum. Schon im Hinspiel kurz nach dem Jahreswechsel verlangten die Sachsen-Anhaltiner dem Team von Pedro Calles alles ab. Selbst ein 20-Punkte-Vorsprung im zweiten Viertel reichte nicht für einen ruhigen Abend. Zu stark sind gerade die offensiven Qualitäten der Mannschaft von Igor Jovovic, der nach überstandener Krankheit bereits am Freitag wieder an die Seitenlinie zurückkehren wird. Mit durchschnittlich 84,1 Zählern stellt der MBC die sechstbeste Offensive der Liga. Hinter Topscorer Jamel Morris (16,8) punkten gleich fünf weitere Spieler zweistellig. Obwohl mit Chris Coffey und Ex-Tower Johannes Richter zwei Big Men seit Januar verletzt fehlen, sind die Weißenfelser besonders aus dem Zweierbereich gefährlich (57,4%) – nur Bonn und Chemnitz treffen in Korbnähe noch hochprozentiger. Die Defensive dagegen ist die Achillesferse der Jovovic-Truppe. Durchschnittlich 89,9 Punkte kassiert das Team pro Partie, gleich in 17 Spielen schenkte der Gegner sogar 90 oder mehr Punkte mein. Mit Abstand gestattet der MBC seinen Kontrahenten regelmäßig die meisten Abschlüsse (67,4). In den Kategorien Steals (5,6) und forcierte Turnover (11,1) bilden die Wölfe ebenfalls das Schlusslicht. Unterstützung, zumindest verbaler Art, erhalten die Hamburg Towers wie schon in Berlin auch in Weißenfels von Zach Brown, der derzeit an seinem Comeback arbeitet – eine erneute Playoff-Teilnahme der Hamburg Towers könnte die Chancen auf eine Rückkehr in dieser Saison deutlich erhöhen.

Robin Christen ist zählt zu den besten Distanzschützen der easyCredit BBL. | Foto: Dennis Fischer

DUELL IM FOKUS Robin Christen vs. Reggie Upshaw. Die beiden Forwards zählen zu den stärksten Verteidigern ihrer Teams und bringen zeitgleich noch ganz wichtige Offensivqualitäten mit. Mit durchschnittlich 13,3 Zählern reiht sich Upshaw seit seiner Verpflichtung im Januar als zweitbester Punktesammler hinter Topscorer Jamel Morris ein, ist mit 7,4 Rebounds der Leitwolf an den Brettern und dazu noch bester Balldieb (1,3 Stl.). Robin Christen kommt in 17:56 Minuten auf durchschnittlich 7,7 Punkte, fischt sich 2,1 Rebounds und 0,7 Steals – ist mit 44,0% nicht nur der mit Abstand treffsicherste Distanzschütze im Team der Hamburg Towers, sondern auch der neuntbeste aktive Spieler im BBL-Vergleich mit mindestens zwei Versuchen pro Partie von jenseits der 6,75-Meter-Linie.

BLICK IN DIE GESCHICHTSBÜCHER Nicht einmal vier Minuten waren im Hinspiel Anfang Januar noch zu spielen, die Partie beim Stand von 69:69 zu diesem Zeitpunkt ausgeglichen. Dass die Hamburg Towers Mitte des zweiten Viertels bereits mit 20 Punkten (35:15) in Führung lagen, war längst vergessen. Der starke Start, den Zach Brown mit seinem ersten Monsterblock untermauerte, war nicht nur einem zittrigen Händchen aus der Distanz gewichen, nach der Halbzeitpause fehlte den Hanseaten fast gänzlich der Zugriff auf das Spiel. Schon beim zwischenzeitlichen 11:0-Lauf des MBC hatte Reggie Upshaw immer wieder seine Finger im Spiel, auch der Ausgleich im vierten Viertel ging, in Form eines Dunks, auf das Konto des damaligen Topscorers (27 Pkt., 11 Reb.) der Weißenfelser. Doch entgegen schwindenden Kräften fingen sich die Hamburg Towers wieder, Robin Christen und Zach Brown steuerten sieben der letzten neun Zähler bei – ein zweiter Monsterblock des US-Amerikaners beendete alle Zweifel am zehnten Hamburger Saisonsieg.

OFF THE COURT Seit Mitte März steht Zach Brown den Hamburg Towers aufgrund einer Fraktur im linken Fuß nicht zur Verfügung. Doch der 26 Jahre alte Forward hat die Hoffnung auf ein Comeback in dieser Spielzeit nicht aufgegeben. Derzeit arbeitet der als harter Verteidiger bekannte US-Amerikaner mit Athletiktrainer Mello an seiner Rückkehr auf das Parkett. Nach einigen Wochen auf Krücken konnte Brown in der vorangegangenen Woche seine Orthese ablegen, kann unter Beobachtung der medizinischen Abteilung der Hamburg Towers bereits wieder leichte Läufe und Sprünge absolvieren. Im Hinspiel gegen den MBC war Zach Brown mit einem Korbleger und Block in den letzten 20 Sekunden, vor den Augen seiner Eltern, und insgesamt 12 Punkten einer der Garanten für den 84:76-Erfolg.

KURZER SCHNACK VOR DEM SPIEL

Im Hinspiel lieferte Zach Brown die defensiven Highlights auf dem Parkett, im Rückspiel feuert er von der Bank an. | Foto: Marvin Contessi

PEDRO CALLES: „Bevor wir auf die Offensivstärke des MBC zu sprechen kommen, ist wohl der Fakt, dass sie ein Heimspiel haben, ihr größter Trumpf. Ihre Halle ist sehr eng, ihre Fans stehen hinter ihnen, darauf müssen wir vorbereitet sein. Der MBC ist ein talentiertes Team, vor allem im Angriff. Mit English, Upshaw, Morris und Bryant haben sie zahlreiche Spieler, um von überall gefährlich zu sein – sie haben viele Optionen, um daraus einen Vorteil zu kreieren. Wir dürfen uns keine Schwächephase erlauben. Ich gehe davon aus, dass wir uns nicht wie im Hinspiel einen 20-Punkte-Vorsprung herausspielen können – es wird ein komplett anderes Spiel sein. Dafür sorgt auch die Ausgangslage, wir brauchen einen Sieg für die Playoffs und sie sind noch nicht sicher vor dem Abstieg. Daher werden wir auf einen MBC treffen, der seinen besten Basketball spielt. Das heißt aber auch, dass wir unsere beste Defensive über 40 Minuten benötigen. Und zeigen müssen, dass wir das Team mit dem höheren Energielevel und der höheren Konzentration sind.“

ZACH BROWN: „Vor ein paar Wochen konnte ich nur mit Krücken gehen, jetzt kann ich laufen, sogar Joggen und ein paar Sprünge machen. Es geht also wieder voran. Es tut noch immer weh, dass ich nicht mit dem Team zusammen auf dem Feld stehen kann, aber gleichzeitig bin ich sehr glücklich, dass ich mich endlich wieder ohne Schmerzen bewegen kann und langsam wieder in meinen Rhythmus zurückfinde. Ich sehe einen Prozess, es geht voran und ich kann wieder ein Teil sein. Aktuell bin ich vor allem als emotionale Unterstützung gefragt, werde auch beim MBC wieder auf der Bank dabei sein. Ich versuche an der Seitenlinie so laut wie möglich zu sein, in der Hoffnung, auf dem Feld gehört zu werden. Der MBC ist offensiv sehr talentiert, es wird für die Jungs also darauf ankommen, dass sie vor ihren Gegenspielern bleiben. Wir dürfen sie nicht zu einfach ins Spiel finden lassen, keine einfachen Körbe abgeben.“