Youngster mit vielerlei Talenten

Die Nachwuchstalente Leif Möller, Simonas Paukste und Al-Fayed Alegbe weilen derzeit mit den Profis der Veolia Towers Hamburg im Trainingslager, auch weil zwei von ihnen für den Stammkader in der easyCredit BBL vorgesehen sind. Doch die drei Jungspunde bringen noch andere Talente mit.

Als Raoul Korner die drei Youngster Leif Möller, Simonas Paukste und Al-Fayed Alegbe am Donnerstag mit der Aufgabe betraute, für Sonntag einen Vortrag über die Stadt Breslau vorzubereiten, staunten die Nachwuchstalente nicht schlecht. Denn, dass sie sich im Trainingslager der Veolia Towers Hamburg in einer eher aus dem Schulunterricht bekannten Situation wiederfinden sollten, wollten sie zunächst nicht glauben. Doch auch die erfahrenen Lukas Meisner und Seth Hinrichs unterstrichen das Aufgabenwerk. Für gestandene Basketballer ist die Situation nämlich alles andere als ungewöhnlich – „Rookie Duties“ gehören zum guten Ton. Und die Jungspunde hätte es deutlich schlimmer treffen können. In einigen NBA-Teams werden die Autos der Neuankömmlinge schon mal mit Popcorn gefüllt oder mit Post-its beklebt. In Europa dominiert das klassische Taschenschleppen, gern auch mal einen quietschbunten Schulranzen, den weder der 19-jährige Leif Möller noch die ein Jahr jüngeren Simonas Paukste und Al-Fayed Alegbe wohl je selbst getragen haben. Da ist so ein Referat schon fast ein Selbstläufer – und die Jungs meisterten die Herausforderung mit Bravour.

In zehn Minuten, inklusive nächtlich ausgearbeiteter PowerPoint-Präsentation, führten sie durch die Geschichte, Sehenswürdigkeiten und kulinarischen Köstlichkeiten der Stadt Breslau. Ganz entspannt auf Englisch, für die Drei keine Besonderheit, kommunizieren sie doch mit ihren Teamkollegen regelmäßig in einem Deutsch-Englisch-Mix. Am entspanntesten war wohl Leif Möller. Der 19-Jährige hat vorerst mit schulischen Aktivitäten abgeschlossen. Kurz vor dem Start des Vortrages gab er seinen beiden Mitstreitern einen Rat mit – das hier sind keine Abitur-Prüfungen. Er sollte es wissen, immerhin erlangte er im Sommer seine Hochschulreife. Ein Studium will er aber frühestens in ein bis zwei Jahren aufnehmen, zunächst gilt die volle Konzentration dem Sport.

Für Leif Möller genau die richtige Entscheidung, verpasste er doch im letzten Jahr einiges. Nachdem er die ersten vier Wochen der Saisonvorbereitung 2021/22 mit den Profis absolviert hatte, mit dem Ziel ihn bereits langsam an das BBL-Level heranzuführen, war schon wieder Schluss. Die vormittäglichen Trainingszeiten ließen sich nicht mit dem lernintensiven Zeitplan im Abschlussjahr vereinbaren. Auch in der NBBL und mit Kooperationspartner Rist Wedel in der ProB lief es nicht immer rund. Erst plagte ihn eine Fußverletzung, dann zwang ihn ein gebrochener Finger zu einer weiteren Pause. Lediglich sechs Einsätze in der U19, dazu 15 mit Wedel. Doch hinter die vergangene Spielzeit hat der 19-Jährige einen Haken gemacht – und will wieder neu angreifen. Bei den Veolia Towers soll er erste BBL-Luft schnuppern, darauf arbeitet er im Trainingslager hin. Gleichzeitig soll er in der ProB mehr Verantwortung übernehmen. Zeit fürs Modeln, eine Leidenschaft des Jugendnationalspielers und sein Plan B, bleibt da nicht. Daher stört auch das Veilchen unter dem rechten Auge nicht, stattdessen nutzt er jede freie Minute, um mit seinem Zimmernachbarn Kendale McCullum, der ihm übrigens das blaue Auge verpasst hat, die Trainingsinhalte aufzuarbeiten.

Auch Simonas Paukste profitiert im Trainingslager von seinem Roommate. Zwar geht es im Zimmer des zwei Meter großen Youngsters und des nur drei Zentimeter größeren Yoeli Childs ruhiger zu, doch nimmt der amerikanische Spaßvogel ebenfalls eine Mentorenrolle für den 18-Jährigen ein. Dass Paukste, der bereits 2020 sein Debüt in der ProB feierte, bereits für den BBL-Kader gemeldet wird, hat auch etwas mit seiner Entwicklung im vergangenen Jahr zu tun. Nach dem Jahreswechsel steigerte er kontinuierlich seine Einsatzzeit, im Playoff-Viertelfinale gegen Dresden stand er in drei Spielen jeweils mehr als 22 Minuten auf dem Feld, erzielte beim 88:80-Erfolg 15 Punkte. Trotz der rasanten Entwicklung bleibt der großgewachsene Flügel gelassen, forciert nichts – denn er merkt nach eigener Aussage, dass es auf BBL-Level noch einmal deutlich körperlicher und schneller zugeht. Sich daran anzupassen, sieht er im kommenden Jahr als Hauptaufgabe. Von der NBA träumt Simonas Paukste nicht, stattdessen aber von der Möglichkeit, sein zweitliebstes Hobby später einmal ebenso zum Beruf machen zu können. Der 18-Jährige hat ein Faible für Basketball-Sneaker, Jordan ist seine Lieblingsmarke, und weiß, dass ausgefallene Sportschuhe eine ähnlich gute Anlage sein können, wie harte Arbeit im Trainingslager.

Ebenfalls jung und talentiert ist auch Al-Fayed Alegbe, der als dritter Youngster mit ins Trainingslager gereist ist. Für den athletischen Guard, der mit Vorliebe per Dunk abschließt, ist die Teilnahme am Vorbereitungscamp eine große Ehre. Und zeigt gleichzeitig auch das Bestreben der Veolia Towers, die Durchlässigkeit der Nachwuchstalente in Zukunft noch stärker zu fördern. In der abgelaufenen Spielzeit schnupperte „Alfa“ für zehn Kurzeinsätze beim SC Rist Wedel bereits in den Herrenbereich. Für die Hamburger U19 war er noch vor Paukste der Führungsspieler in der NBBL. In 16 Partien verbuchte er durchschnittlich 14,2 Punkte, 6,1 Rebounds und 2,9 Assists. Bemerkenswert ist vor allem die Gelassenheit, mit der sich der ebenfalls erst 18-Jährige der Herausforderung Trainingslager stellt. Trotz der erstklassigen Konkurrenz strahlt er auf dem Feld eine gewisse Ruhe aus und überrascht dann wiederum mit einem explosiven Dunk. Ebenso überraschend ist die Mischung, mit der er sich auf seinem TikTok-Kanal präsentiert – zwischen Basketball und Lifestyle. Die Vorliebe für Social Media, allerdings mehr als Zeitvertreib genutzt, kann an seine Leidenschaft Basketball, die Nummer eins in seinem Leben, aber nicht heranreichen. Etwas, dass Al-Fayed Alegbe, Simonas Paukste und Leif Möller verbindet.