Von Londoner Starensemble dominiert

Die Veolia Towers Hamburg finden gegen die London Lions über weite Strecke keinen defensiven Zugriff und verlieren am Ende mit 75:103 deutlich. Nach der dritten Niederlage rutschen die Hanseaten auf Platz 8 der Vorrundengruppe B.

Raoul Korner: „Herzlichen Glückwunsch an London zu einem beeindruckenden Spiel und einem wohlverdienten Sieg. Wir sind gut ins Spiel gestartet, hatten eine gute Energie. Ab dem Ende des ersten Viertels zeigte sich Londons enorme Qualität – sowohl einzeln als auch als Team. Sie haben den Ball sehr gut bewegt und aus unterschiedlichsten Positionen wirklich sehr gut getroffen. Wir haben keinen konsequenten Weg gefunden, sie aufzuhalten. Das ist im Grunde die Geschichte des Spiels.“

Lukas Meisner: „Wir haben am Anfang unser Spiel gespielt, mit viel Leidenschaft und Energie. Wir haben Emotionen gezeigt. Dann haben wir das, meiner Meinung nach, grundlos aufgegeben. Wir wussten, dass viel Talent im Londoner Team steckt. Dennoch kann das nicht sein. Es fehlt aktuell viel in der Defensive, bei über 100 kassierten Punkten gibt es zig Sachen, die wir unbedingt besser machen müssen.“

Yoeli Childs: „Auch wenn es verrückt klingt. Gegenüber dem letzten Spiel habe ich in puncto Körpersprache und Einsatz eine Verbesserung gesehen. Dennoch, über 100 Punkte abzugeben, ist nicht akzeptabel. Jeder von uns muss sich dafür in die Verantwortung nehmen. Wir sind Profis, das ist unser Job. Wir werden auch dafür bezahlt, das andere Team zu stoppen. Doch genau darin machen wir gerade wirklich schlechte Arbeit. Jeder von uns muss jetzt in den Spiegel schauen und einen Weg finden, einen Schritt nach vorn machen.“

Veolia Towers Hamburg 75:103 London Lions (18:23, 41:55, 59:73)

Dass sich die Veolia Towers Hamburg viel vorgenommen hatten, wurde schnell deutlich. Aggressive Defensive, zwei schnelle Dreier von Christoph Philipps und Kendale McCullum – dazu die lautstarke Unterstützung von 2066 Fans in der edel-optics.de Arena. Vor neuer Rekordkulisse im 7DAYS EuroCup konnten auch erste Punkte der London Lions die überaus couragierte Anfangsphase der Hausherren zunächst nicht beenden. Im letzten Drittel des ersten Abschnitts riss dann Ex-NBA-Akteur Sam Dekker die Partie an sich und führte die britischen Gäste zum Führungswechsel. Gegen den wachsenden Rhythmus der Lions konnten die Towers den Druck der ersten Minuten nicht mehr aufrechterhalten. Das nutze London für einfache Abschlüsse in Korbnähe, die das Team von Ryan Schmidt zum Ende der ersten zehn Minuten mit fünf Zähler in Front brachten.

Ein Dreier von Ex-Bonner Zubcic erhöhte die Hypothek weiter. Doch angeführt vom wachen McCullum gelang es den Veolia Towers kurzzeitig in der Defensive den Druck wieder anzuziehen – in der Offensive sorgte Yoeli Childs für wichtige Zähler. Ein Umschwung blieb aber aus. Denn während die Hamburger hart für ihre erfolgreichen Abschlüsse arbeiten mussten, wirkte das Zusammenspiel der Lions flüssig, fast spielerisch leicht. Drei Dunks der NBA-Veteranen Dekker und Koufos unterstrichen die bislang stärkste Phase der Gäste. Ein über dreieinhalb Minuten gezogener 12:2-Lauf ließ den Rückstand bis auf 18 Punkte anwachsen. Mittlerweile hatte London der Partie seinen Stempel aufgedrückt, diktierte das Tempo. Und wenn es schon nicht gut läuft, kommt auch noch Pech dazu – gleich zwei Londoner Distanztreffer tanzten über den Ring, um letztendlich doch durch die Reuse zu fallen. Mit 23:32 ging das zweite Viertel deutlich an London. Mit fünf Punkten in Serie, darunter ein Buzzerbeater aus der Distanz, schickte Co-Kapitän Lukas Meisner sein Team zur Halbzeit in die Kabine.

Nach dem Seitenwechsel war es zunächst aber einmal mehr Sam Dekker, der seine individuelle Extraklasse ebenfalls mit einem Distanztreffer gegen die ablaufende Uhr unter Beweis stellte. Die Körpersprache der zuletzt rückstanderprobten Veolia Towers machte indes aber deutlich, dass Raoul Korner in der Kabine die richtigen Worte gefunden hatte. Dennoch fanden die Veolia Towers weiterhin keinen Weg, die fast traumwandlerisch treffenden Lions am Punkten zu hindern. Koufos und Zubcic nutzten jede noch so kleine Lücke. Ein vorübergehender 10:0-Run verhalf London zu einem 22-Punkte-Vorsprung. Wieder war es Lukas Meisner, der mit zwei Dreiern dazu beitrug, den Rückstand zu verkürzen. Noch entscheidender war jedoch, dass es den Hamburgern gelang, die Lions über fast vier Minuten am Scoring zu hindern. Nach zwei erfolgreichen Freiwürfen von Jonas Wohlfarth-Bottermann war der Halbzeit-Rückstand zum Ende des dritten Viertels wiederhergestellt.

Zu Beginn des Schlussviertels unterstrichen die Towers, dass sie scheinbar einen Weg gefunden hatten, ihrer Gegenüber am Scoring zu hindern. Auf der anderen Seite des Feldes fehlte es jedoch an der nötigen Kaltschnäuzigkeit, um sich dem Team aus der britischen Hauptstadt weiter anzunähern. Genau diese Abgebrühtheit zeigte anschließend Londons Routinier Hruban. Zwei Dreier, ein Jumper aus der Mitteldistanz und keine Nerven an der Freiwurflinie – zehn Punkte des 33-Jährigen in Serie ließen die Lions ein weiteres Mal auf über 20 Punkte enteilen. Die verbleibenden viereinhalb Minuten nutzte Londons Starensemble für weitere Showeinlagen. Bei den Veolia Towers konnte der 18-jährige Al-Fayed Alegbe in den Schlusssekunden noch erste EuroCup-Luft schnuppern.

Stats: Schoormann (3), Philipps (3), Meisner (19, 5 Reb.), Woodard (12, 5 Reb., 3 Ass.), Samar (6, 6 Ass.), McCullum (9, 7 Ass.), Hinrichs (3 Reb.), Clark II (2), Wohlfarth-Bottermann (2, 4 Reb.), Childs (19, 8 Reb.)