Jubel Veolia Towers in Rostock

Towers überrumpeln Seawolves

Dank eines exzellenten dritten Viertels sichern sich die Veolia Towers den 94:111-Sieg bei den Rostock-Seawolves und damit den Premierenerfolg im Nord-Derby auf BBL-Level. Alle Hamburger scoren, sechs zweistellig – Aleksander Dziewa (22) am Ende Topscorer.

Benka Barloschky: „Wir sind super, super glücklich über den Auswärtssieg. Es war ein sehr schweres Spiel. Einerseits wegen der Lautstärke der Fans, andererseits aber auch wegen des guten Rostocker Teams. Sie sind offensiv sehr potent, gehen viel auf Runs. Wir haben das erste Viertel super gespielt, dann das zweite aber verschlafen. Besonders in der Defensive haben wir uns nicht mehr an den Gameplan gehalten. Da hatte es Rostock zu leicht. Mit dem dritten Viertel haben wir das Spiel dann aber entschieden. Die Verteidigung dort war phasenweise herausragend und heute das Fundament. Dazu kommen die wenigen Turnovers, die helfen, so ein Spiel dann auch nach Hause zu bringen.“

Will Christmas: „Wir haben schon in der ersten Hälfte gute Looks bekommen. Benka hat uns in der Pause dann aber an den Ernst der Lage erinnert. Wir hatten zu viele Probleme in der Defensive, da haben wir bis zur Halbzeit zu viel zugelassen. Das haben wir nach der Pause besser gemacht. Dann sind auch die Würfe gefallen und mit dem Rhythmus ist die Partie in die richtige Richtung gekippt. Wir freuen uns sehr für Noé. Er arbeitet hart im Training, investiert viel. Umso schöner ist es, dass er sich am Mittwoch und heute dafür belohnen konnte. Das zeigt, wofür der Klub steht.“

Weil noch nicht alle Fans in der Stadthalle ihren Platz eingenommen hatten, ging es mit rund drei Minuten Verspätung los. Kein Problem für die Veolia Towers, die in einer rasanten Anfangsphase alles dafür taten, die Zeit wieder reinzuholen. Mit zehn Punkten in etwas mehr als 120 Sekunden setzten sich die Hamburger früh ab. Und entlockten den Rostock Seawolves schnell eine erste Auszeit. Über den wiedergenesenen Derrick Alston Jr. schlossen die Hausherren bis auf vier Punkte auf. Tonangebend blieben aber die Elbstädter: Sehr aufmerksam und gedankenschnell in der Defensive, mit viel Übersicht im Angriff. Dank eines 7:0-Lauf, den Jonas Wohlfarth-Bottermann mit einem Putback-Dunk krönte, setzte sich das Team von Benka Barloschky zweistellig ab. Der 2,08 Meter große Center setzte im Anschluss auch defensiv ein Zeichen: Monsterblock. Dann aber riss der Faden. Nach zwei Fehlwürfen und zwei Ballverlusten der Hamburger hatten die Seawolves den Vorsprung auf nur noch einen Zähler verkürzt. Anschließend egalisierten sich beide Kontrahenten weitestgehend. Ehe Will Christmas, der in den ersten zehn Minuten ebenso viele Zähler verbucht hatte, per Dreier den 20:26-Viertelstand besorgte.

Towers lassen Rostock zu viel laufen

Zu Beginn des zweiten Viertels ging es punktereich weiter. Lediglich Rostocks Gloger leistete sich in den ersten zwei Minuten am Charity Stripe einen Fehlwurf. Tyler Nelson, der zuvor beim Versuch aus der Distanz gefoult wurde, machte es dagegen besser. Und brachte sein Team wieder auf einen Punkt heran. Den sich bereits mehrfach angedeuteten Führungswechsel tippte anschließend Lockett durch die Reuse. Mit einem Dreier beendete VJ King den 8:0-Lauf der Hausherren. Von da an wechselte die Führung kurzzeitig von einer zur anderen Seite. Anders als im ersten Abschnitt bekamen die Veolia Towers das Umschaltspiel der Seawolves aber nicht mehr so richtig unterbunden. Und das machte sich direkt auf der Anzeigetafel bemerkbar. Besonders Lockett und Nelson profitierten davon und brachten Rostock mit sechs Punkten in Front. In einer Auszeit mahnte Benka Barloschky seine Schützlinge zu mehr Disziplin in der Verteidigung. Es gelang zwar, das Tempo etwas zu drosseln. Unter Kontrolle bekamen die Hamburger den Kontrahenten, der sich vor der Pause insgesamt zu viele Offensivrebounds (7) holte und äußerst hochprozentig (50 %) aus der Distanz traf, dennoch nicht. Immerhin: Mit einer zweiten Chance und einem Dreier konnten die Towers ihrerseits zur Pause (57:52) wieder anschließen.

Mit Wiederbeginn der Partie demonstrierten die Veolia Towers eindrucksvoll, dass sie auch anders können. Mit viel Aggressivität rissen die Hamburger das Nord-Derby und die Führung wieder an sich. Die überrumpelten Seawolves griffen zur Auszeit – Head Coach Christian Held versuchte mit einem Fünferwechsel Verwirrung zu stiften. Doch die Hamburger ließen sich nicht beirren, drückten weiter und hielten den eigenen Korb für viereinhalb Minuten sauber. In Zahlen: Die Mannschaft von Benka Barloschky startete mit einem 19:0-Lauf in die zweite Spielhälfte. Und ließ auch nach den ersten drei Rostocker Punkten nicht nach. Aljami Durham und Mark Hughes trafen aus Distanz und brachten ihr Team mit 17 Punkten in Front. Anschließend beorderten die Seawolves ihre Starter zurück aufs Parkett. Doch auch das änderte nichts an den deutlichen Kräfteverhältnissen im dritten Viertel. Nachdem VJ King von der Freiwurflinie die Führung auf 21 Punkte erhöht hatte, meldete sich Rostock nach einer Auszeit mit fünf Punkten zurück. Benka Barloschky witterte die Gefahr und griff selbst zur Unterbrechung. Anschließend beendete Aleksander Dziewa mit einem grundsoliden Post-Play den Abschnitt (70:88), den die Towers auch dank sieben Treffern aus der Distanz deutlich mit 13:36 für sich entschieden.

Drittes Viertel bringt entscheidende Wendung

So deutlich der Vorsprung zu Beginn der letzten zehn Minuten auch war, so klar demonstrierte der Spielverlauf die Fragilität der bisherigen Führungen. Aus ebendiesem Grund investierten die Veolia Towers weiterhin defensiv viel, um einen Ansturm der Rostocker zu verhindern. Nach nicht einmal 90 Sekunden hatten die Hamburger drei Teamfouls auf ihrem Konto. Die jedoch nicht weiter schmerzen sollten. Denn die Elbstädter setzten damit den Ton, zwangen Rostock anschließend zu drei Ballverlusten. Der Lohn war eine neue höchste Führung: Das Kapitäns-Duo um Seth Hinrichs und Jonas Wohlfarth-Bottermann erhöhte auf 24 Zähler. Der 100. Punkte der Towers ließ anschließend für rund 90 Sekunden auf sich warten – war nach einer sehenswerten Passstafette Mark Hughes vergönnt. Die letzten fünf Minuten des Abends brachten keine Wendung mehr. Zogen sich allerdings etwas, da beide Teams früh in Teamfouls waren. Gekrönt wurde der 94:111-Sieg, der erste gegen die Rostock Seawolves in der deutschen Beletage, von Noé Boms Premierenpunkten in der easyCredit BBL sowie einem Dreier von Youngster Leif Möller. Der dafür sorgte, dass sich alle zehn eingesetzten Hamburger – Lukas Meisner (private Gründe) und Niklas Krause (für Wedel im Einsatz) fehlten – in die Scorerliste eingetragen hatten.

Stats: Hughes (14, 4 Reb.), Brauner (4), Möller (3), Dziewa (22, 6 Reb.), Christmas (18, 3 Reb., 6 Ass.), Hinrichs (13, 6 Reb., 4 Ass.), King (15, 4 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (6, 3 Reb.), Bom (2), Durham (14, 5 Ass.)