Towers nutzen ihre Chancen nicht

Die Veolia Towers Hamburg unterliegen den Basketball Löwen Braunschweig mit 83:92. Die Mannschaft von Benka Barloschky kämpft, lässt aber zu viele von den sich bietenden Chancen ungenutzt. Anthony Polite auch mit guter BBL-Premiere.

Benka Barloschky: „Glückwunsch nach Braunschweig. Wir haben sehr nervös angefangen, ins zweite Viertel haben wir auch schwer reingefunden. Eigentlich war nur das dritte Viertel ausgeglichen, erst da haben wir das umsetzen können, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben in der ersten Halbzeit nur einen Steal provoziert und einen Punkt aus dem Fastbreak gemacht – das ist viel zu wenig. Auf der anderen Seite war es genau umgekehrt, 14 Fastbreak-Punkte von Braunschweig in der ersten Halbzeit haben sehr wehgetan. Man sieht, dass wir sehr unsicher sind. Wir machen Fehler, die wir vielleicht nicht machen würden, wenn wir zuletzt zwei Siege eingefahren hätten. Wir müssen schauen, dass wir diese Fehler abstellen. Am Ende hat es nicht gereicht, gegen Braunschweig zu gewinnen, weil wir viele einfache Dinger nicht gemacht haben.“

Kendale McCullum: „Es macht keinen Sinn, über mein letztes Foul zu diskutieren. Ich kann die Unparteiischen nicht für meine Fehler in der Defensive verantwortlich machen. Ich hatte das Gefühl, dass wir schon die Abschlüsse bekommen haben, die wir wollten – wir haben nur zu wenig davon verwandelt. Viele Würfe waren offen, aber wir haben nicht getroffen. Wir haben in der zweiten Hälfte definitiv besser gespielt, aber auch Braunschweig hat immer seine Würfe getroffen.“

Veolia Towers Hamburg 83:92 Basketball Löwen Braunschweig (18:25, 41:48, 70:70)

Die Veolia Towers starteten durchaus mit Energie und Intensität in die Partie. Doch mehr als ein Zähler an der Freiwurflinie sprang in den ersten drei Minuten nicht heraus. Ganz anders bei den Gästen aus Braunschweig, die augenscheinlich das Selbstvertrauen und Momentum aus ihrem Sieg unter der Woche mitgenommen hatten und sich direkt absetzten. Der Acht-Punkte-Vorsprung der Basketball Löwen war jedoch nur von kurzer Dauer. Nach einer frühen Auszeit trieb Kendale McCullum – der neun Zähler in Serie beisteuerte – die Aufholjagd der Hamburger an. Mit zwei Treffern an der Freiwurflinie führte Jonas Wohlfarth-Bottermann den Ausgleich herbei. Wirklich tonangebend waren die Hanseaten aber immer noch nicht. Der bei den Löwenstädtern von der Bank gekommene David Krämer kam gleich drei Mal in Serie viel zu einfach zum Abschluss. Und das nutzte der Guard, um seinem Ruf als gefürchteter Scorer direkt gerecht zu werden – seine acht Zähler in Serie ließen Braunschweig zum Viertelende auf sieben Punkte wegziehen.

Nach einem Drei-Punkt-Spiel von Divine Myles gerieten die Towers zu Beginn des zweiten Abschnitts dann erstmalig zweistellig in Rückstand. Auf beiden Seiten des Feldes schien die Abstimmung im Hamburger Spiel noch nicht zu passen – während Braunschweig häufig ein simples Pick&Roll genügte, um daraus weiter zu punkten, wirkte der Angriff im Team von Benka Barloschky zu behäbig. Dass es jedoch nur kleiner Anpassungen bedurfte, um sichtbare Veränderungen hervorzubringen, wurde in der Folge deutlich. Die so einfache, wie effektive Formel lautete: Tempo. Und das brachte einmal mehr Kendale McCullum. Der pfeilschnelle Aufbau ließ sich von Braunschweig bis hierhin nicht unter Kontrolle bringen – allein in der ersten Hälfte kam der 1,84 Meter große Amerikaner auf 18 Zähler – und brachte ein weiteres Mal den Ausgleich. Doch wirklich behoben waren die Probleme dadurch auch nicht. Braunschweig verlangsamte mit einer Zonenverteidigung das Spielgeschehen, traf weiter sicher aus der Distanz und brachte sich direkt wieder in Front. Neuzugang Anthony Polite, der bei seiner BBL-Premiere erneut mit viel Energie und sicherem Händchen bestach, war es zu verdanken, dass es nur mit einem einstelligen Minus in die Pause ging.

Mit einem Dreier von Dustin Sleva eröffneten die Basketball Löwen die zweite Spielhälfte. Als der aus Paris gekommene Forward nur zwei Minuten später seinen zweiten Dreier verwandelte, den bereits zehnten für die Braunschweiger, waren die Gäste auf 12 Punkte enteilt. Die Towers dagegen schienen noch auf einen Initialzündung für den Wiederbeginn zu warten – und bekamen sie anschließend von James Woodard geliefert. Mit zwei Dreiern leitete der Guard einen 13:3-Lauf ein, der seinem Team den so dringend benötigten Anschluss brachte. Mehr noch: Der Funke sprang vom Parkett sofort auf die Ränge über. Und der Lärm der 3400 Zuschauenden setzte bei den Hamburgern weitere Kräfte frei. Jonas Wohlfarth-Bottermann angelte sich einen Offensivrebound, behielt im Gedränge unter dem Korb die Kontrolle und besorgte ein weiteres Mal den Ausgleich. Den endgültigen Beweis, dass die Veolia Towers nun scheinbar vollständig in der Partie angekommen waren, lieferte erneut James Woodard. Mit fünf Zählern in den letzten 44 Sekunden des dritten Viertels konterte der Amerikaner einen Braunschweiger Zwischenspurt und bereitete alles für eine spannende Schlussphase vor.

Das Energielevel bei den Towers war mittlerweile am Anschlag angekommen. Dass sich Lukas Meisner über ein nicht geahndetes Foul beschwerte – dafür allerdings auch zurecht ein technisches Foul kassierte – und auch Ziga Samar jede Defensivsequenz lautstark begleitete, unterstrich die kämpferische Körpersprache der Hamburger, die sich nun mit Braunschweig einen offenen Schlagabtausch lieferten. Head Coach Benka Barschloschky ermutigte seine Schützlinge, den Druck hochzuhalten. Dass Topscorer McCullum jedoch fünfeinhalb Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit sein fünftes persönliches Foul kassierte, raubte beim Kampf, der Partie eine positive Wendung zu verpassen, wieder wichtige Prozente. Braunschweig setzte sich – von der Freiwurflinie und durch einen glücklichen Distanztreffer von Braydon Hobbs – wieder auf sieben Zähler ab. Den Vorsprung brachten die Basketball Löwen anschließend über die Zeit und verpassten den Veolia Towers damit die zehnte Niederlage in dieser BBL-Spielzeit.

Stats: Schoormann, Polite (13, 5 Reb.), Philipps (2), Meisner (3, 8 Reb.), Woodard (15, 8 Reb.), Samar (9, 3 Ass.), McCullum (26, 4 Ass.), Hinrichs (8, 4 Reb., 3 Ass.), Wohlfarth-Bottermann (5, 3 Reb.), Childs (2)