Towers müssen gegen Chemnitz einstecken

Die Veolia Towers Hamburg kassieren gegen die NINERS Chemnitz die vierte BBL-Niederlage in Serie. Beim 81:104 reicht auch die beste Saisonleistung vom Kapitäns-Duo um Seth Hinrichs und Lukas Meisner nicht. Es war die dritte ausverkaufte Partie in Serie.

RAOUL KORNER: „Zuerst Glückwunsch an Coach Pastore zum verdienten Sieg – und vielen Dank für die anerkennenden Worte. Es war sicherlich kein ganz ungünstiger Zeitpunkt, uns zu erwischen. Wir haben bei dem Sieg gegen Hapoel sehr viel Energie gelassen, emotional und auch physisch. Dann kam heute Morgen die Hiobsbotschaft, dass beide Spieler nicht spielen können. Und dann ging es darum, irgendwie eine Lösung zu finden. Letztendlich wäre es nur über die permanente Physis gegangen. Chemnitz ist ein Team, wenn man sie spielen lässt, dann bewegen sie sehr, sehr gut den Ball. Sie haben in Velicka einen überragenden Point Guard, der seine Spieler findet. Filipovity war nicht zu kontrollieren für uns, er hat uns massiv den Zahn gezogen. Aber das ist genau der Punkt. Wir waren zu wenig in der Lage, die Physis zu bringen. Man hat im dritten Viertel gesehen, dass wir durchaus alle Kräfte mobilisiert haben, aber in der Endphase sind einige Würfe nicht gefallen. Dann war alles leer, Körper und Geist. Der Kampf war da, aber es fehlte an den Mitteln.“

Seth Hinrichs: „Chemnitz ist ein gutes Team, das heute extrem gut in ihren Rhythmus gefunden hat. Sie haben physischer gespielt als wir, wir konnten heute nur phasenweise dagegenhalten. Unsere Verteidigung war heute nicht besonders gut. Daraus resultiert, dass auch offensiv keine einfachen Punkte fallen. Wir sind nach dem Sieg am Mittwoch mit Selbstbewusstsein ins Spiel gegangen, vermissen durch Krankheit aber auch wichtige Spieler. Das soll keine Ausrede sein, dennoch müssen wir besser spielen. Wir sind ein gutes Team, wir müssen gemeinsam daran arbeiten aus diesem Loch zu kommen.“

Veolia Towers Hamburg 81:104 NINERS Chemnitz (25:24, 44:54, 64:72)

Nachdem sich die offenkundige Verwunderung um die morgendliche Zeitungsente des Hamburger Abendblattes gelegt hatte, rückte der Sport am Nachmittag wieder ins Zentrum des Geschehens. Sowohl die Veolia Towers, als auch die NINERS Chemnitz begannen sehr konzentriert. Allen voran Lukas Meisner erwischte einen Sahne-Start – sieben der ersten zehn Hamburger Punkte steuerte der Co-Kapitän bei. Für die Sachsen brachte Ex-Hamburger Kevin Yebo nach seiner Einwechslung frischen Wind, führte sein in eisblauen Trikots spielendes Team mit vier Zählern zum Ausgleich. Das Unentschieden trugen beide Kontrahenten in den folgenden Minuten vor sich her, ohne dabei etwas von ihrer Intensität zu verlieren. Nur Sekunden vor Ende des ersten Viertels brachte Seth Hinrichs seine Towers mit einem Dreier knapp in Führung.

Kurz nach Wiederbeginn musste der Kapitän dann in die Kabine, weil sich er sich beim Kampf um den Rebound eine Platzwunde am linken Auge zuzog. Kurios: Bereits im 7DAYS EuroCup unter der Woche, als auch beim Training am Freitag musste Hinrichs genäht werden, allerdings war da noch das andere Auge involviert. In seiner Abwesenheit gerieten die Hamburger zunächst mit sechs Punkten in Rückstand. Obwohl sich die Towers gegen den zunehmenden Druck der Gäste zur Wehr setzten, gelang es nicht, die Hypothek entscheidend zu verkleinern. Mittlerweile aufs Parkett zurückgekehrt hielt Hinrichs mit zwei Abschlüssen in Folge den Anschluss – der Forward war damit auch der erste Hamburger mit zweistelliger Punkteausbeute. Es war auch weniger die eigene Offensive, die Probleme bereitete. Es war Chemnitz‘ Filipovity, der mit 16 Zählern im zweiten Viertel, sein Team fast im Alleingang zum ersten zweistelligen Vorsprung an diesem Nachmittag führte. Obwohl die Towers ohne den erkrankten Yoeli Childs – auch Kendale McCullum fehlte weiterhin erkrankt – das Reboundduell (23|15) bisher für sich entschieden, ging es mit minus Zehn in die Kabine.

Auch der Wiederbeginn nach dem Seitenwechsel verlief nicht zugunsten der Hausherren. Mit einem 8:0-Lauf sorgte Chemnitz für das höchste Polster. Ziga Samar brachte erst nach fast drei Minuten wieder Zählbares für sein Team auf die Anzeigetafel. Direkt waren auch die 3400 Fans in der zum dritten Mal in Folge ausverkauften edel-optics.de Arena wieder im Spiel. Und das neue Energielevel übertrug sich auf das Parkett, die Towers verteidigten nun wieder deutlich aggressiver und nutzten die Intensität auch in der Offensive. Mit einem Putback-Dunk vollendete Seth Hinrichs einen 10:0-Zwischenspurt – der Anschluss war wiederhergestellt. Eine Auszeit der Chemnitzer, ebenso wie ein Distanztreffer ihres Neuzugangs Jason George ließen das Momentum kurzzeitig wieder abebben. Doch Lukas Meisner mit einem Hustle-Play und Marvin Clark II mit einem spektakulären Faastbreak-Dunk fluteten die Arena zum Ende des dritten Viertels wieder mit Emotionen.

Die Viertelpause kam dann zum wohl unpassendsten Zeitpunkt. Head Coach Rodrigo Pastore stellte sein Team gegen die viel switchende Hamburger Defensive neu ein – die Ballbewegung ermöglichte Chemnitz in der Folge reihenweise offene Würfe aus der Distanz, die die NINERS staubtrocken verwandelten. Damit noch nicht genug kamen jetzt auch Ungenauigkeiten im Ballvortrag dazu. Die nun wieder deutlich selbstbewusst auftretenden Sachsen provozierten vier Hamburger Ballverluste in Serie. Vier Minuten verstrichen von der Spieluhr, ehe Topscorer Lukas Meisner wieder Punkte für die Towers unterbrachte. Chemnitz jedoch war in der Zwischenzeit bis auf 21 Zähler enteilt. Dass bei Chemnitz auch Binapfl noch ein paar Minuten Einsatzzeit abbekam, verdeutlichte, dass der Ausgang der Partie längst entschieden war. Mit der nunmehr vierten BBL-Niederlage in Serie rutschten die Veolia Towers erstmalig in dieser Saison aus den Playoff-Rängen.

Stats: Schoormann (3, 2 Stl.), Cleary, Philipps (2), Meisner (27, 7 Reb.), Woodard (10, 6 Reb., 4 Ass., 4 Stl.), Samar (11, 8 Ass.), Hinrichs (21, 7 Reb., 5 Ass.), Clark II (6, 6 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (1)