Towers können Niederlagenserie in Rostock nicht stoppen

Die Veolia Towers Hamburg kassieren bei den Rostock Seawolves die fünfte Niederlage (82:76) in der easyCredit BBL in Serie. In einer durchgehend engen Partie fehlt den Hanseaten die defensive Konsequenz für ein erfolgreiches Ende. McCullum bei seiner Rückkehr mit Double Double, Yoeli Childs mit neuem Rebound-Bestwert.

Raoul Korner: „Glückwunsch an Coach Held und seine Mannschaft zum hart umkämpften, aber letztendlich verdienten Sieg. Für uns war es ein sehr wichtiges Spiel, zumal bei uns alle wieder an Bord waren. Das Spiel war ausgeglichen und, wie zu erwarten war, hart umkämpft. Letztendlich haben wir im Moment Riesenprobleme, den Ball im Korb unterzubringen. Wir müssen defensiv ziemlich fehlerfrei agieren, um unsere schlechte Chancenauswertung zu kompensieren. So ist es sehr schwierig, einen Rhythmus zu bekommen. Wenn wir die Würfe nicht treffen, ist es schwierig, Spiele zu gewinnen. Wir müssen Wege finden, wie wir noch präzisere Würfe herauszuspielen und vielleicht wieder mehr auf die Tube drücken. Das war heute in der Form noch nicht möglich. Hoffentlich klappt es in den nächsten Spielen, wieder mit mehr Speed zu agieren. Das gilt es zu bearbeiten, um Wege zu finden, wie wir gewinnen können.“

Kendale McCullum: „Ich denke, wir sind sehr aggressiv in die zweite Halbzeit gestartet. Wir haben uns in Führung bringen können, dann aber irgendwie den Fuß vom Gaspedal genommen. Das hat Rostock wieder Selbstvertrauen tanken lassen. Die Würfe, die in der ersten Halbzeit alle nicht gefallen sind, sind dann in der zweiten Hälfte reingegangen. Es war wie eine offene Blutung, die wir nicht stoppen konnten. Die Partie war eigentlich immer sehr eng. Rostock war heute das bessere Team. Wir hatten keinen wirklichen Rhythmus. Yoeli und ich waren zuletzt nicht dabei. Es war das erste Mal, dass wir jetzt wieder zusammen auf dem Feld standen. Am Ende hat uns vielleicht auch die nötige Ausdauer gefehlt, aber wir dürfen das nicht als Entschuldigung gelten lassen.“

Rostock Seawolves 82:76 Veolia Towers Hamburg (20:19, 40:42, 59:60)

Pünktlich zum Nord-Duell kehrten Yoeli Childs und Kendale McCullum in das Aufgebot der Veolia Towers zurück. Und damit nicht genug. Die beiden Schlüsselspieler im Team von Raoul Korner rückten auch direkt wieder in die Startformation. McCullum war es auch, der einer sehr rasanten Anfangsphase auf Hamburger Seite den Stempel aufdrückte. Bei den Seawolves setzte Scoringmaschine Alston Jr. zunächst den Ton. Gegen Jonas Wohlfarth-„Blockermann“ musste der zweitbeste Punktesammler der BBL dann allerdings für ein historisches Defensivhighlight herhalten – die mustergültige Wurfabwehr beförderte den Hamburger Center auf Rang drei (214 Blocks) der ewigen Bestenliste. Ein Distanztreffer von Len Schoormann brachte die Towers nach drei ausgeglichenen Minuten wieder in Front. Doch zu viele Fouls, die Rostock mit Treffsicherheit von der Freiwurflinie beantwortete, hielten die aus dem Feld nur knapp 30 Prozent treffenden Hausherren im Spiel.

Dass die Veolia Towers zu wenig aus ihren Möglichkeiten machten, wurde auch zu Beginn des zweiten Viertels deutlich. Nach zwei direkt aufeinanderfolgenden Hamburger Ballverlusten ging Rostock mit fünf Zählern in Führung. Angeführt vom quirligen McCullum konterten die Hanseaten mit einem 7:0-Run. Obwohl das Momentum nun klar bei den Hamburgern lag, Meisner ein McCullum-Zuspiel artistisch vollendete, konnte sich das Team von Raoul Korner nicht absetzen. Auch offene Würfe fanden nicht das Ziel. Stattdessen genügte den Gastgebern in der StadtHalle ein kleiner Zwischenspurt, um den Spielstand prompt wieder zu drehen. Rund zwei Minuten vor der Halbzeit war die Partie dann für Wohlfarth-Bottermann vorzeitig beendet – nach einem Ballverlust stellte der Center einem Rostocker unglücklich im Fastbreak das Bein und wurde daraufhin mit einem disqualifizierenden Foul der Halle verwiesen. Den Kurzzeit-Schock verarbeiteten seine Teamkollegen jedoch zügig und brachten sich durch Abschlüsse von Meisner und Childs zur Pause wieder in Führung.

Jonas Wohlfarth-Bottermann lieferte erst ein historisches Highlight und musste dann die Partie vorzeitig verlassen. | Foto: Stefan Junghanns

Nach dem Seitenwechsel knüpften die Hamburger nahtlos an ihre starke Phase an. James Woodard brachte zwei Abschlüsse im Ziel unter, Rostock dagegen leistete sich einen Airball, vertändelte dann das Spielgerät. Christian Held griff bereits nach 89 Sekunden zur Auszeit. Seine Schützlinge dankten ihm die Unterbrechung mit sieben Zählern in Serie und dem abermaligen Führungswechsel. Den wiederum nahm Raoul Korner zum Anlass für eine Timeout. Der Österreicher an der Seitenlinie zeigte sich alles andere als zufrieden mit der Verteidigungsleistung seines Teams. Dass Woodard anschließend zwei Dreier in Serie verwandelte, konnte zwar nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Defensive weiterhin zu löchrig agierte, half aber, um nicht abreißen zu lassen. Die Partie verlor nun deutlich an Struktur, auch weil Rostocks Lewis mit vier Fouls eine Zwangspause verordnet bekam. Die Kontrahenten versuchten sich ab sofort im offenen Schlagabtausch. Die Abschlüsse büßten allerdings deutlich an Ansehnlichkeit ein. Der letzte Versuch von Seth Hinrichs, eher durch die Reuse gewürgt, brachte die Veolia Towers vor dem Schlussabschnitt wieder in Front.

Mit Beginn des vierten Viertels kehrte wieder mehr Struktur in das Spiel beider Teams. Es blieb jedoch dabei, der Angriff war das Mittel der Wahl. Mit einem Assist auf Yoeli Childs und dem eigenen Abschluss hinterher machte Kendale McCullum sein Double Double perfekt. Auf Rostocker Seite war es das Zusammenspiel von Alston Jr. und Chris Carter, das ebenso erfolgreich zu Werke ging. Fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit hatte sich am Ein-Punkt-Vorsprung nichts verändert. Nachdem Rostock anschließend wieder die Führung für sich in Anspruch genommen hatte, wirkte der Spielstand über zweieinhalb Minuten so gefroren wie die Oberflächen deutscher Binnengewässer. Das wäre insofern nicht weiter schlimm gewesen, hätte Pearson nicht aus der Distanz getroffen und die Hamburger so zu Beginn der Crunchtime mit vier Zählern ins Hintertreffen gebracht. Den Hamburgern gelangen durch Meisner und Hinrichs zwar die zwei dringend benötigten Abschlüsse. Doch die weiterhin nicht greifende Defensive war der Hauptgrund, wieso Rostock auch weiterhin zu Abschlüssen kam und sich so im Gleichschritt mit der herunterlaufenden Spielzeit zum Sieg retten konnte. Die Veolia Towers dagegen mussten mit der fünften Niederlage in Serie die Rückreise vom Nord-Duell antreten.

Stats: Schoormann (3), Philipps, Meisner (15, 3 Reb.), Woodard (17, 3 Reb., 3 Ass.), Samar (6, 5 Reb., 5 Ass.), McCullum (12, 3 Reb., 11 Ass.), Hinrichs (8), Clark II (5), Wohlfarth-Bottermann (2, 3 Reb.), Childs (8, 12 Reb.)