Towers-Express überrollt Heidelberg

Die Hamburg Towers legen im ersten Viertel den Grundstein für einen beeindruckenden 76:100 (13:33, 31:53, 53:73) Sieg bei den MLP Academics Heidelberg. Dank des zweiten Erfolges innerhalb von 48 Stunden halten die Hamburger Anschluss an die Playoff-Plätze.

WIE LIEF’S Wie von Pedro Calles gefordert, starteten die Hamburg Towers mit viel Tempo. Weil aus den ersten beiden Angriffen zunächst aber zwei Ballverluste heraussprangen, gingen die MLP Academics Heidelberg früh in Führung. Dass der Head Coach trotz nur wenig Vorbereitungszeit aber den passenden Gameplan parat hatte, belegten die folgenden drei Minuten. Dank ihrer schnellen Entscheidungsfindung und eines daraus resultierenden 13:0-Runs drehten die Hanseaten den Spielstand zügig zu ihren Gunsten – und drückten anschließend weiter aufs Tempo. Sinnbildlich für die starke Phase war einmal mehr Lukas Meisner. Nach seiner Einwechslung legte der Forward sieben Zähler in Serie auf und schraubte den Vorsprung nach sieben gespielten Minuten auf 20 Punkte. Doch neben der berauschenden Offensive, wusste auch die Defensive zu beeindrucken – mit Brekkott Chapman und Kelvin Martin kamen lediglich zwei Heidelberger Akteure zu erfolgreichen Abschlüssen. Zwar trug sich mit Nachwuchsmann Leon Friederici zu Beginn des zweiten Viertels ein dritter Spieler der Hausherren in die Statistik ein, an der Hamburger Dominanz änderte sich aber nichts. Während Maik Kotsar die Zonen kontrollierte, verwandelte Justus Hollatz einen frechen Dreier zur 24-Punkte-Führung. Anschließend ließen zwei Offensivfouls des estnischen Riesen und gewitzten Hamburgers den Towers-Express etwas ins Stocken geraten. Doch Dampflok Lukas Meisner war ein weiteres Mal zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Nach einem Monsterblock von Jaylon Brown stopfte der Forward über den verdutzten Würzner – und während Heidelbergs Coach Ignjavotic eine Schimpftirade in Richtung Pedro Calles abfeuerte, ließ Lukas Meisner mit zwei weiteren Dreiern den dienstältesten Cheftrainer der Liga schnell wieder verstummen. Auch dank der 17 Meisner-Punkte waren die Towers kurz vor der Halbzeit auf 25 Zähler enteilt. Zwei überhastete Aktionen ermöglichten es Heidelberg jedoch noch einmal, vor der Pause um drei Punkte zu verkürzen. Dennoch konnte Pedro Calles mit den ersten zwanzig Minuten mehr als zufrieden sein. Für den Wiederbeginn nach dem Seitenwechsel galt das nicht – zu wenig Tempo, fünf Fehlversuche aus der Distanz in Serie, erst nach drei Minuten erzielte Maik Kotsar von der Freiwurflinie die ersten Hamburger Punkte der zweiten Hälfte. Doch die wirkten wie eine Initialzündung – Robin Christen stellte aus der Distanz wieder scharf, dann kurbelte Caleb Homesley mit zwei Zählern und einem klugen Anspiel auf Kotsar das Spiel weiter an. Die Verteidigung allerdings blieb anfällig, insgesamt 22 Punkte erzielte Heidelberg im dritten Viertel – weil aber Homesley und Meisner, der seine Saisonbestleistung von 20 Punkten noch vor dem Schlussabschnitt eingestellt hatte, zwei Dreier nachlegten, blieb der Vorsprung komfortabel. Die letzten zehn Minuten starteten mit dem ersehnten defensiven Highlight – Justus Hollatz klaute sich einen ungenauen Heidelberger Pass und krönte die Aktion mit einem Dunk. Über neun Minuten waren noch zu spielen, der Spielausgang schien aber vorzeitig entschieden. Academics-Coach Ignjatovic erlaubte seinen Stammkräften ein verfrühtes Spielende. Pedro Calles nutzte die Schlussphase, um Jordan Walker sein BBL-Debüt zu ermöglichen. Und der Guard bedankte sich umgehend mit einem Dreier für das Vertrauen. Weil das Calles-Konzept auf Einsatz über vierzig Minuten ausgelegt ist, hustleten die Towers weiter, zwangen Heidelberg zu drei Ballverlusten in Serie, erhöhten den Vorsprung bis auf 28 Punkte und krönten schlussendlich, durch die BBL-Punkte vier und fünf von Jordan Walker, eine eindrucksvolle Vorstellung im Kampf um die Playoff-Platzierungen mit dem sechsten Hunderter in dieser Spielzeit.

TOWERS-STATS J. Brown (17, 2 Stl.), Walker (5), DiLeo, Homesley (8, 3 Reb., 6 Ass.), Meisner (20, 4 Reb., 3 Ass., 3 Stl.), Christen (9, 3 Reb.), Kotsar (18, 6 Reb.), Hinrichs (8, 7 Reb., 4 Ass.), Bluiett, Edigin (4), Drescher, Hollatz (11, 4 Reb., 12 Ass.)

Kein Durchkommen für Robert Lowery – Justus Hollatz und die Hamburger Guards hatten den Routinier im Griff. | Foto: Andreas Gieser

DUELL IM FOKUS Justus Hollatz vs. Robert Lowery. Während der Hamburger Youngster einen mehr als runden Abend erwischte, war der 27. Spieltag für den Heidelberger Routinier ein rabenschwarzer. Lediglich einen Feldwurf brachte der US-Amerikaner in zehn Versuchen unter, immer wieder störten Hollatz und die Hamburger Guard-Riege das Spiel des 34-Jährigen. Ganz anders verlief die Partie dagegen für den erst 20-jährigen Hamburger. Im Stile eines abgezockten Veteranen führte Hollatz Regie – und fand die richtige Mischung zwischen eigenen Abschlüssen (5/7) und dem Pass auf den besser postierten Mitspieler. Seinen elf Punkten stellte Justus Hollatz so 12 Assists, und damit einen neuen BBL-Karrierebestwert, zur Seite.

TOWER OF THE GAME There is no I in Team! Nicht nur, dass alle zwölf Spieler zum Einsatz kamen, beim eindrucksvollen Sieg gegen Heidelberg hatte jeder Hamburger entscheidenden Anteil am Spielausgang. Jaylon Brown strahlte ebenso wie Lukas Meisner & Robin Christen viel Gefahr von außen aus, Maik Kotsar und Eddy Edigin beherrschten die Zone, Seth Hinrichs schaltete und waltete an allen Ecken und Enden, Trevon Bluiett nahm sich ein Beispiel an Verteidigungsminister Max DiLeo, Caleb Homesley kreierte für seine Mitspieler ebenso wie Justus Hollatz und zum krönenden Abschluss gaben Hendrik Drescher und Jordan Walker, dem zudem auch der 100. Punkte vergönnt war, ihr BBL-Debüt im Trikot der Hamburg Towers.

WHAT’S NEXT Three in a row – den Hamburg Towers stehen drei Heimspiele in Folge bevor. Los geht es am kommenden Mittwoch (30.03.) im 7DAYS EuroCup gegen Dolomiti Energia Trento. Gegen den Neunten der Vorrundengruppe A geht es nach der vorzeitigen Qualifikation für die Runde der besten 16 Teams um die bestmögliche Ausgangsposition. In den verbleibenden drei Partien können die aktuell an Platz sieben rangierenden Hanseaten, in Abhängigkeit der anderen Spiele, abschließend noch auf den Plätzen fünf bis acht landen. Anhand der finalen Platzierung wird über den Achtelfinal-Gegner (19./20. April) entschieden. Am Freitag (01.04., 20.30 Uhr) geht es direkt zurück auf das BBL-Parkett. Im Duell mit den HAKRO Merlins Crailsheim dreht sich ebenfalls alle um entscheidende Platzierungen – nach zuletzt zwei Siegen in Serie gilt es, die Playoff-Chancen weiterhin zu wahren. Den Abschluss der Dreierserie bildet am darauffolgenden Montag (04.04.) das Nachholspiel der Towers im EuroCup gegen Lietkabelis Panevezys. Tickets für alle drei Spiele gibt es unter tickets.hamburgtowers.de und an der Abendkasse.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Lukas Meisner egalisierte seine Saisonbestleistung von 20 Punkten. | Foto: Andreas Gieser

PEDRO CALLES: „Gratulation an meine Spieler zu diesem tollen Erfolg. Es war keine einfache Ausgangssituation nach dem Spiel in Chemnitz. Heidelberg ist ein gefährlicher Gegner. Sie haben gute Import-Spieler, die vor allem im Eins-gegen-Eins ihre Stärken haben. Wir sind mit dem richtigen Fokus und der richtigen Mentalität gestartet. Wir haben mehr Ballbesitze aus unserer Defense generieren können und konnten so zu einfachen Punkten kommen. Wir haben guten Einsatz gezeigt und konnten so das Momentum auf unsere Seite bringen.“

LUKAS MEISNER: „Wir brauchen Energie und Disziplin und das haben wir heute von der ersten Sekunde an gezeigt. Der Gameplan der Coaches und wir als Team haben heute sehr, sehr gut funktioniert. Wir wollten ihre Verteidigungssysteme ausspielen, dadurch haben wir immer wieder offene Würfe bekommen. Deswegen lief es gerade in der ersten Halbzeit sehr gut. Sobald wir gute Defense spielen, spielen wir auch schnelle Offense und das ist genau unser Spiel. In der zweiten Hälfte hat Heidelberg die Aggressivität hochgehalten, aber ich bin froh, dass wir es so zu Ende gespielt haben. Wir müssen jetzt von Spiel zu Spiel weiterschauen. Wir haben am Mittwoch zunächst ein EuroCup-Spiel, auf das wir uns fokussieren müssen. Auch da ist noch einiges drin. Dann geht es am Freitag gegen Crailsheim zu Hause – das ist ein ganz, ganz wichtiges Spiel für uns, in dem wir die Konzentration hochhalten müssen. Wir haben eine relativ hohe Belastung in den nächsten ein, zwei Wochen. Und da müssen wir als Kollektiv zusammenstehen, die Energie hochhalten, weil wir dann auch so spielen, wie wir heute gespielt haben. Das macht Spaß und fühlt sich gut an.“