Towers bekommen Blutung nicht gestoppt

Die Veolia Towers Hamburg kassieren nach einem 14-Punkte-Vorsprung einen 17:0-Lauf der Rostock Seawolves, finden anschließend nicht mehr ins Spiel und verlieren letztendlich 81:91. Bereits am Montag wartet in Würzburg die nächste Aufgabe.

Benka Barloschky: „Glückwunsch nach Rostock, das Team hat sehr verdient gewonnen. Wir haben am Anfang viel richtig gemacht, vor allem offensiv gut ins Spiel gefunden. Trotz der hohen Trefferquote haben wir defensiv aber zu viele Fehler gemacht. Unsere einfachen Ballverluste – schon in der ersten Halbzeit – haben Rostock erlaubt, ins Laufen zu kommen. In solchen Situationen haben wir nicht entschieden genug reagiert. Dennoch erspielen wir uns eine 14-Punkte Führung, der 0:17-Run ist aber einfach zu groß. Wir müssen die Blutung früher stoppen. Das ist im Großen und Ganzen die Geschichte unserer Saison. Wir bekommen diese Negativ-Runs noch nicht schnell genug gestoppt. Es gibt nichts anderes zu tun,        als uns da weiter herauszuarbeiten.“

Seth Hinrichs: „Dass Rostock in der Lage ist, einen Lauf zu starten, das war uns bewusst. Genauso ist es dann im zweiten Viertel, nachdem wir bereits mit 14 Punkten geführt haben, auch gekommen. Trotz Auszeiten und Fouls konnten wir die Blutung nicht rechtzeitig stoppen. Mit unseren Ballverlusten haben wir uns anschließend selbst in den Fuß geschossen, einfache Punkte abgeben. Es ist uns nicht mehr gelungen, zurückzukommen.“

Veolia Towers Hamburg 81:91 Rostock Seawolves (32:24, 46:44, 66:70)

Während die 3400 Zuschauenden in der erneut ausverkauften edel-optics.de Arena mithilfe der Klatschpappen von Spieltagssponsor SACO Shipping direkt für ohrenbetäubenden Lärm sorgten, versammelte sich die Starting Five der Veolia Towers Hamburg noch einmal für einen letzten ruhigen Moment. Denn die anschließende Anfangsphase verlief überaus rasant – Anthony Polite erzielte zwar die ersten vier Zähler, die Seawolves aber konterten direkt mit einem 2:11-Spurt. Von dem ersten Rückstand ließ sich die Mannschaft von Benka Barloschky jedoch nicht aus dem Konzept bringen – vor allem Kendale McCullum nicht, der mit schnellen neun Punkten erst den Ausgleich und anschließend wieder die Führung erzielte. Auch die eingewechselten Ziga Samar und James Woodard verwandelten direkt ihre ersten Würfe. Die größten Schwierigkeiten der ersten zehn Minuten offenbarten sich in der Eing-gegen-Eins Verteidigung, gleich dreifach kassierten die Towers ein Rostocker Drei-Punkt-Spiel. Die hervorragende Trefferquote, vor allem aus der Distanz (6/9) konnte das einzige Manko jedoch kaschieren. Den Schlusspunkt des Offensivspektakels setzte Ziga Samar – mit einem Buzzerbeater aus der eigenen Hälfte.

Das Momentum nahmen die Veolia Towers direkt mit ins zweite Viertel. Zwar eröffnete Rostocks Lewis – mit dem nächsten And-One – das Viertel, dennoch gehörten die ersten drei Minuten quasi ausnahmslos den Hamburgern. Kapitän Seth Hinrichs und Anthony Polite trieben ihr Team zu einem 9:0-Spurt und damit zur ersten zweistelligen Führung des Abends. Anschließend, auch weil weitere Treffer ausblieben, zeigte die nun wieder fehlende Defensivabstimmung ihr bitteres Gesicht. Mit drei monströsen Dunks holte sich der Aufsteiger aus Mecklenburg-Vorpommern sein Selbstvertrauen zurück – nach einem Vier-Punkt-Spiel von Dreierexperte Tyler Nelson war der sehenswerte 14-Punkte-Vorsprung auf nur noch zwei Zähler eingeschmolzen. Nelsons nächster Distanztreffer brachte den Führungswechsel. Es dauerte insgesamt fast fünf Minuten, ehe Yoeli Childs den 17:0-Lauf der Gäste beenden konnte. Auf Rostocker Seite tat sich anschließend bis auf Ballverluste und Fehlwürfe nichts mehr. Die Towers dagegen kamen an der Freiwurflinie noch zu drei weiteren Zählern – und nahmen so doch noch eine kleine Führung mit in die Halbzeitpause.

Der Wiederbeginn nach dem Seitenwechsel ging erst einmal wieder an die Gäste. Denn auf beiden Seiten des Feldes waren die Hamburger den berühmten Schritt langsamer. Einzig Len Schoormann – erst mit einem einhändigen Dunk, anschließend dem klugen Backdoor-Cut – behielt in der zweiten schwierigen Phase für die Hamburger die Übersicht. Co-Kapitän Lukas Meisner und Gegenspieler Derrick Alston Jr. dagegen verzettelten sich kurzzeitig im Klein-Klein, nahmen nach einem unsportlichen Foul für Meisner und einem Technischen für Alston Jr. dann erstmal auf der Bank Platz. Die Ansehnlichkeit der ersten rund 13. Spielminuten war mittlerweile gänzlich verflogen, der Rückstand der Towers auf zehn Punkte angewachsen. Der Knoten im Spiel der Hamburger schien sich immer weiter festzuzurren. Die Auszeit von Head Coach Barloschky kam genau zur richtigen Zeit – genau wie die Wiedereinwechslung von Lukas Meisner. Die Energie des weiter am Anschlag agierenden Forwards übertrug sich auf das gesamte Team – das nun endlich die Defensivschlingen anzog, drei Ballgewinne in Folge verzeichnete und sich so bis zum Ende des dritten Viertels wieder bis auf vier Punkte an die Rostock Seawolves herankämpfte.

Zu Beginn des Schlussviertels jubelten dann aber einmal mehr nur die rund 300 mitgereisten Fans des nördlichsten BBL-Klubs. Ein 9:0-Start brachte Rostock ihre bis hierhin höchste Führung. Die Hamburger, die erneut zwar unermüdlich, aber zumeist erfolglos kämpften, bekamen in den ersten drei Minuten des vierten Viertels nicht mehr als einen einzigen Freiwurf im Korb unter. Fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit war die Hypothek auf 16 Punkte angewachsen. Die Verunsicherung bei den Veolia Towers war bis in die letzte Ecke der edel-optics.de Arena spürbar. Bezeichnend: James Woodard verpasste gleich drei Freiwürfe in Serie. Die Kapitäne Seth Hinrichs und Lukas Meisner sollten für 9:55 Minuten die einzigen beiden Hamburger bleiben, die Korberfolge aus dem Spiel heraus erzielten, – Len Schoormanns Dreier fünf Sekunden blieb eine Randnotiz. Während sich die Spieluhr dem herbeigesehnten Ende näherte, feierten die Anhänger der Rostock Seawolves den verdienten Auswärtssieg ihres Teams, die Trommeln des Towers Fanclubs verstummten.

Stats: Schoormann (9), Polite (7, 4 Reb.), Philipps (6, 3 Reb.), Meisner (11, 6 Reb.), Woodard (6, 3 Ass.), Samar (13, 4 Reb., 3 Ass.), McCullum (9, 3 Reb.), Hinrichs (15, 9 Reb., 3 Ass.), Wohlfarth-Bottermann (1), Childs (4)