Tapfere Towers trotzen Titelanwärter

Die Veolia Towers unterliegen ALBA BERLIN nach einer couragierten Partie mit 63:83. Nur sechs Profis standen den Hamburgern gegen den amtierenden Meister zur Verfügung. Len Schoormann mit 14 Punkten Topscorer, Jonas Wohlfarth-Bottermann effektivster Akteur des Abends.

Benka Barloschky: „Glückwunsch an ALBA BERLIN, nicht nur für dieses Spiel, sondern für die Leistung, die das Team über die gesamte Saison anruft. Das Resultat war heute mit Sicherheit zweitrangig. Einige Spieler konnten heute nicht mitspielen. Es ging also darum, unsere DNA zu beschützen und in unser Spiel zu finden, Details zu bearbeiten. Das haben meine Spieler heute sehr gut gemacht. Gegen ALBA BERLIN zu spielen, ist immer eine unglaublich schwere Aufgabe. Über Jahre hinweg ist das die beste Mannschaft im deutschen Basketball und das zeigen sie auch dieses Jahr wieder. Ich bin daher sehr stolz auf meine Mannschaft, wie sie diese Aufgabe unter den gegebenen Umständen gemeistert hat.“

Jonas Wohlfarth-Bottermann: „Wir haben das versucht zu machen, was wir machen wollten. Mit einer derart kurzen Rotation und vielen BBL-unerfahrenen Spielern war es natürlich eine extrem schwere Partie. Ich denke, wir haben nach unserem Konzept zu spielen. Wir wollten die Rebounds kontrollieren und das ist uns gelungen. Wir haben uns auch immer zweite Chancen kreiert. Am Ende hat uns aber doch die Energie gefehlt, auch offene Würfe sind nicht gefallen. Auch die Turnover waren ein Problem – das ist natürlich so eine Sache mit nur einem Point Guard.“

Veolia Towers Hamburg 63:83 ALBA BERLIN (11:20, 32:40, 47:68)

Den Hiobsbotschaften anscheinend noch nicht genug, fiel kurzfristig auch Ryan Taylor mit einer Erkältung aus. So standen den Veolia Towers gegen Tabellenführer ALBA BERLIN gerade einmal sechs Profis sowie Michal Kozak von Kooperationspartner SC Rist Wedel und die beiden Youngster Linus Hoffmann und Simonas Paukste zur Verfügung. Die Hauptstädter dagegen traten nahezu in Bestbesetzung an. Und wurden von Beginn an ihrer Favoritenrolle gerecht. Da die Hamburger nur selten zu offenen Abschlüssen kamen und bereits nach vier Minuten das Foullimit erreicht hatten, setzte sich Berlin auf zwölf Punkte ab. Trotz des deutlichen Ungleichgewichtes warfen die Gastgeber alles in die Waagschale, arbeiteten aufopferungsvoll am offensiven Brett. Und der Lohn dafür sollte folgen. Mit dem ersten erfolgreichen Distanztreffer, im sechsten Versuch (16,7 %), konnte Michal Kozak den Rückstand zum Ende des ersten Viertels wieder in den einstelligen Bereich befördern.

Es dauerte viertelübergreifend knapp drei Minuten, ehe weitere Zähler folgen sollten. Der 20-jährige Linus Hoffmann verbuchte ebenfalls jenseits der 6,75-Meter-Linie die ersten Punkte für die Hamburger im zweiten Viertel. Am Rückstand hatte sich indes nichts geändert. Denn die Hausherren hatten in der Verteidigung angezogen – so blieb auch ALBA für drei Minuten ohne weitere Punkte. Die 3400 Zuschauenden in der zum 14. Mal in Folge ausverkauften edel-optics.de Arena honorierten den Einsatz der tapferen Towers mit ebenso unermüdlichen Anfeuerungsrufen. Zwei Dreier durch Len Schoormann und Lukas Meisner sowie zwei sicher verwandelte Freiwürfe von Jonas Wohlfarth-Bottermann verringerten den Rückstand – nach einem zweiten Meisner-Dreier des Nachmittags waren es nur noch sechs Punkte. Näher heran kamen die Hanseaten jedoch nicht. Denn Schneider mit fünf Punkten in Serie und Wetzell mit einem And One Dunk brachten die Berliner wieder auf Abstand. Der letzte Punch blieb aber den Towers vorbehalten: Angetrieben von den mittlerweile ausnahmslos stehenden Fans verkürzte Ziga Samar vor der Halbzeit noch einmal mit zwei Freiwürfen.

Der Wiederbeginn verlief dann jedoch deutlich weniger nach dem Geschmack der Veolia Towers. Zehn einfachen Berliner Punkten konnte lediglich Yoeli Childs einen erfolgreichen Abschluss für die Hamburger entgegensetzen. Auch nach einer Auszeit behielten die Albatrosse nun wieder deutlich die Oberhand. Der Rückstand wuchs unterdessen auf 19 Punkte an. Mit einem Dunk nach exaktem Anspiel von Michal Kozak konnte Christoph Philipps zwar für ein optisches Highlight sorgen, es blieben aber über fast sieben Minuten die einzigen Punkte der Towers aus dem laufenden Spiel heraus. Und anders als noch im zweiten Viertel konnten die weiter tapfer auftretenden Hanseaten ihre offensive Durststrecke nicht in der Defensive ausgleichen. Der kurzen Rotation geschuldet, agierte ALBA nicht nur gedankenschneller, sondern war auch auf dem Parkett immer einen Schritt voraus. Insgesamt 28 Punkte landeten während des dritten Abschnitts im Hamburger Korb. Mit einer Hypothek von 21 Zählern ging es in die letzten zehn Minuten.

Und dort trotzten die Veolia Towers den deutlich in Führung liegenden Berliner auch weiterhin nach Kräften. Gleich dreimal fand Len Schoormann in der sonst fast lückenlosen ALBA-Defensive einen Weg zum Korb und belohnte sich und sein Team mit sieben Punkten. Der Rückstand war zwar noch immer deutlich, die Hanseaten gingen aber weiter beherzt zum Offensivrebound und schmissen sich nach jedem Loose Ball. Und forcierten sogar zweimal eine Überschreitung der 24-sekündigen Angriffszeit auf Berliner Seite. Auch eine fast zehnminütige Zwangspause, bedingt durch Technikprobleme am Kampfgericht, konnte die gute Phase nicht unterbrechen. Eine noch einmal punktereiche und spektakuläre Schlussphase, in der Linus Hoffmann, Len Schoormann und Jonas Wohlfarth-Bottermann die letzten Hamburger Punkte beisteuerten, vollendete einen durchaus respektablen Auftritt gegen den haushohen Favoriten.

Stats: Schoormann (14), Philipps (4, 3 Reb.), Meisner (13, 9 Reb.), Samar (3, 5 Ass.), Wohlfarth-Bottermann (10, 8 Reb.), Kozak (4, 7 Reb., 3 Ass.), Childs (10, 11 Reb.), Hoffmann (5)