Spätes Towers-Hoch lässt Bamberg verstummen

In einer engen, aber selten schönen Partie sichern sich die Veolia Towers Hamburg den 66:76-Erfolg bei Brose Bamberg und damit ihren vierten Saisonsieg. Kendale McCullum steuert als Topscorer 27 Punkte zum Erfolg bei, die Big Plays liefern zwei andere Hamburger.

Raoul Korner: „Bei allem, was ich sage, muss ich eines vorausschicken. Ich freue mich sehr über den Sieg. In Bamberg zu gewinnen, ist nie einfach. Das war auch heute alles andere als das. Hier jetzt mit einem Sieg herauszugehen, freut mich. Aber. Wir haben mit so einer Leistung deshalb gewonnen, weil Bamberg verunsichert war und nichts getroffen hat. 66 Punkte klingt schön und gut, aber wir haben freie Würfe und Offensivrebounds abgegeben. Unsere Defensive war absolut nicht auf dem Level, auf dem wir sein müssen. Wir haben von der momentanen Bamberger Verunsicherung profitiert. Normalerweise müssen wir in der ersten Halbzeit mit 20 Punkten hinten sein. Aber wir hatten einfach Glück heute. Am Ende waren wir das Team mit mehr Selbstvertrauen. Ich denke, das hat man gesehen. Wir haben mehr enge Spiele gehabt, mehr von den Feuerproben bis jetzt gewonnen. Aber unsere Leistung muss uns dennoch zu denken geben. Wir freuen uns über den Sieg, aber gut war es nicht.“

Kendale McCullum: „Die Jungs haben mir heute vertraut und es mir ermöglicht, all meine Fähigkeiten so gut ich kann für das Team einzubringen. Wir wussten, dass es eine richtige Schlacht werden würde. Am Ende ging es darum, den richtigen Zug zu machen – heute war ich an der Reihe. Aber auch James hat einen ganz wichtigen Dreier getroffen. Das ist das Besondere bei uns. Wir haben nicht den einen, sondern sechs oder sieben Jungs, die so einen Abend wie ich heute haben können. Es war ein Teamerfolg, der uns heute die Punkte eingebracht hat. Einige denken vielleicht, ich wäre der beste Verteidiger. Aber wir haben Chrissi, Len – Jungs, die uns defensiv einen anderen Look geben. Mit Geschwindigkeit, Größe oder Physis können wir unseren Gameplan anpassen. Wir haben für viele Situationen die richtigen Spieler. Das zeigt, wie tief wir sind, wenn es um unsere Verteidigung geht. Genau auf die kam es in den letzten Minuten an. Und wir haben es geschafft, am Ende die Stopps und Rebounds zu holen.“

Brose Bamberg 66:76 Veolia Towers Hamburg (17:19, 37:39, 57:56)

Für Head Coach Raoul Korner gab es keinen Anlass, nicht auch weiterhin auf seine eingespielte Startformation zu setzen. Bamberg dagegen rotierte, schickte Amir Bell zum ersten Mal in dieser Spielzeit von Beginn an aufs Parkett. Und der Amerikaner sorgte prompt für Tempo im Spiel der Oberfranken, die zunächst vorlegten. Ein kurzer Zwischenspurt der Veolia Towers, vollendet durch einen Dreier von Kendale McCullum im Fastbreak, ließ die Führung anschließend erstmalig auf die Hamburger Seite wandern. Rhythmus hatten die norddeutschen Gäste jedoch keinen. Zu viele Ballverluste, vergebene offene Würfe und hergeschenkte Rebounds hielten Bamberg im Spiel. Nach dem abermaligen Ausgleich bemängelte Raoul Korner die fehlende Struktur lautstark. Trotz der zahlreichen Fehler nahmen die Towers eine knappe Führung aus dem ersten Viertel mit.

Zumindest Kendale McCullum schien mit Beginn des zweiten Abschnitts Rhythmus aufzunehmen. Immer wieder ließ der Guard seine Gegenspieler stehen, zog Fouls und schraubte sein Punktekonto als Erster an diesem Abend in den zweistelligen Bereich. Nach einem technischen Foul fürs Hängebleiben an einem Block nahm der Aufbauspieler aber erstmal auf der Bank Platz. Ohne den Stabilisator kassierten die Towers prompt einen 11:0-Run der Bamberger – die in der Phase aber auch alles andere als einen Schönheitspreis verdient hatten. Doch immerhin brachten die Oberfranken ihre Abschlüsse im Korb unter. Die Korner-Truppe dagegen blieb fast vier Minuten ohne Zählbares. Erst der zurückgekehrte McCullum konnte den Lauf stoppen. Mit deutlich mehr Struktur, einem weniger zittrigen Händchen und drei Freiwürfen vom Go-to-Guy verwandelten die Towers den zwischenzeitlichen Neun-Punkte-Rückstand vor der Halbzeit wieder in eine Führung.

Auch nach dem Seitenwechsel bestimmte der Mann mit der Nummer 10 das Hamburger Spiel. Erst der Korbleger, dann ein Ballgewinn mit anschließender Vorlage und noch einen Freiwurf – Kendale McCullum sicherte fast im Alleingang den knappen Vorsprung. Sein drittes persönliches Foul zwang den Topscorer, der am Ende auf 27 Punkte kam, wieder auf die Bank. Und wieder wechselte anschließend die Führung – Sengfelder nutzte den Freiraum an der Dreierlinie und verwandelte im vierten Versuch seinen ersten Triple. Damit bugsierte der Bamberger Kapitän sein Team in ein Mini-Momentum. Einem Zauberpass von Ziga Samar war es zu verdanken, dass Yoeli Childs zum Ende des dritten Viertels von der Freiwurflinie auf einen Zähler Rückstand verkürzen konnte.

In der letzten Viertelpause brachte das Bamberger Publikum 103 Dezibel auf die Skala der Anzeigetafel und Druck auf die Ohren. Ebenso druckvoll ging es dann auch im Schlussabschnitt los. Bambergs Tempomacher Bell und Len Schoormann fanden die Lücken zum Korb, McCullum setzte sich unter den Armen des fast 30 Zentimeter größeren Chachashvili durch. Just in dem Moment, als alle Akteure erneut zum kollektiven Beatverlust anzusetzen drohten, landete Kendale McCullum aus Towers-Sicht den Riser und lang ersehnten Drop. Nach seinem Lay-Up und dem Durchstecker auf Jonas Wohlfarth-Bottermann waren die Hamburger wieder fünf Punkte in Front. In Freak City wurde es ruhiger. Ein Dreier von Wright-Foreman ließ das Rund der Bamberger Arena kurzzeitig wieder ertönen. Doch in den verbleibenden 145 Sekunden gaben nur noch die Veolia Towers den Ton an. Ein Dreier von James Woodard diente nicht nur sinnbildlich als Crowd Silencer, Christoph Philipps ließ Bamberg mit einem Hustle-Play gänzlich verstummen. Der 10-Punkte-Vorsprung zum Ende 40 nicht immer schöner Minuten war die höchste der gesamten Partie.

Stats: Schoormann (2), Philipps (4), Meisner (8, 3 Reb.), Woodard (7, 4 Reb.), Samar (3, 6 Reb, 3 Ass.), McCullum (27, 8 Reb., 5 Ass.), Hinrichs (8), Clark II (2), Wohlfarth-Bottermann (4), Child (11, 8 Reb.)