Sieg in Heidelberg zum Jahresbeginn
Die Veolia Towers Hamburg sichern sich in einer fehlerbehafteten und ununterbrochen engen Partie einen ganz wichtigen 83:87-Auswärtserfolg bei den MLP Academics Heidelberg. Topscorer Lukas Meisner sehr sicher (5/9) aus der Distanz, fünf Hamburger mit zweistelliger Punkteausbeute, McCullum mit entscheidenden Freiwürfen.
Raoul Korner: „Es war eine sehr umkämpfte Partie, das sieht man an den Viertelständen. Da ist keines dabei, mit mehr als drei Punkten Unterschied für eines der Teams. Ich fand, dass man uns angesehen hat, dass wir es mit sehr viel Macht wollten und dadurch ein wenig overpaced haben. Defensiv hat sich das in Fouls ausgedrückt – wir haben zu früh versucht, den Ball zu stealen oder zu doppeln. Das war ein bisschen kopflos. Wir haben zu viele Offensivrebounds zugelassen. Ähnlich auch in der Offensive, die 12 Ballverluste zur Halbzeit sind ein Ausdruck dafür. Wir wollten schnell spielen, aber wir haben nicht die Mittel gefunden und uns selbst das Leben ein bisschen schwer gemacht. Letztendlich haben wir aber einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen.“
Lukas Meisner: „Wir können sehr glücklich sein, dass wir unsere Würfe reingemacht haben. Wir hatten wieder zu viele Turnover, haben zu viele Fehler in der Verteidigung gemacht, woraus Heidelberg immer wieder scoren konnte. Deswegen war es dauerhaft ein enges Spiel. Das war ein Spiel, das wir wieder ganz genau analysieren müssen. Heute können zufrieden sein, dass wir gewonnen haben. Aber das war keine Spielweise, wie wir sie in den letzten zwei Spielen erlebt haben. Ich habe ein bisschen das Gefühl, wir haben wieder einen Schritt zurück gemacht. Ich war sehr stolz auf die Mannschaft gegen Oldenburg, auch gegen Würzburg, weil wir von der ersten Minute an das Feuer auf das Parkett gebracht haben. Dass wir jetzt nicht zu Hause spielen, darf aber keine Entschuldigung sein, dass wir das heute nicht machen. Am Anfang haben wir einen 7:0-Run abgegeben, das geht nicht. Wir sind in einer Position, wo wir uns das nicht mehr erlauben können. Das ist der bittere Beigeschmack.“
MLP Academics Heidelberg 83:87 Veolia Towers Hamburg (25:28, 44:44, 69:71)
Die Veolia Towers hatten sich zwar vorgenommen, von Anfang an den Ton setzen zu wollen. Doch zunächst musste das Team vom wieder genesenen Raoul Korner einen Blitzstart der Hausherren hinnehmen. Mit einem 7:0-Einstand verschafften sich die Heidelberger früh ein kleines Polster. Doch angeführt vom pfeilschnellen Kendale McCullum gelang der Anschluss. Es waren gerade 216 Sekunden gespielt, da nahm sich Academics Head Coach Joonas Iisalo mit zwei technischen Fouls selbst aus dem Spiel. Die Towers behielten im kurzzeitigen Durcheinander den Durchblick, brachten sich anschließend durch fünf Punkte von Lukas Meisner in Führung. Während es im Angriff nun rund lief – von der Dreierlinie fanden die ersten vier Versuche das Ziel – fehlte in der Defensive allerdings der Zugriff. Wann immer möglich zog Heidelberg das Tempo an. Und brachte sich so vorübergehend wieder in Front. Der Hochgeschwindigkeitsbasketball kam aber auch den Hanseaten zugute. Erst ein Dunk von Marvin Clark II, dann zwei schnelle Abschlüsse von Seth Hinrichs und Jonas Wohlfarth-Bottermann – zum Ende der ersten zehn Minuten lagen die Hamburger wieder in der Pole Position.
Mit Beginn des zweiten Abschnitts häuften sich dann auf beiden Seiten die Fehler. Nach dem dritten Hamburger Ballverlust in weniger als drei Minuten hatte Korner genug gesehen und bat seine Schützlinge zur Auszeit. Aus der Unterbrechung heraus hatte McCullum das Auge für den frei in der Ecke stehenden Meisner – der Co-Kapitän verwandelte sicher. Am spielerischen Chaos beider Kontrahenten änderte sich aber auch in den folgenden Minuten nichts. Weil Heidelberg aber immer wieder zum Offensivrebound kam – insgesamt sammelten die Academics neun in der ersten Hälfte – hielten die Hausherren den Anschluss. Mehr noch: Während die bis hierhin sehr treffsicheren Hanseaten zwei Versuche aus der Distanz vergaben und sich zwei weitere Ballverluste leisteten, 12 waren es bis zur Halbzeit, drehte Heidelberg mit zwei Dreiern kurzerhand den Spielstand. Dass sich McCullum in den letzten 28 Sekunden noch zweimal in Richtung Korb arbeiten konnte, sorgte immerhin wieder für den Ausgleich vor dem Gang in die Kabinen.
Die Pause half jedoch nur bedingt, um der Partie mehr Struktur zu verleihen. Heidelberg legte mit fünf Punkten vor, Lukas Meisner und Kendale McCullum sicherten den Anschluss. Dass Heidelbergs Dreh- und Angelpunkt Eric Washington nicht einmal drei Minuten nach Wiederbeginn mit seinem dritten persönlichen Foul eine Zwangspause einlegen musste, konnten die Hamburger auch nicht in einen zählbaren Vorteil verwandeln. Was jedoch wie schon in der ersten Hälfte vornehmlich daran lag, dass immer wieder Offensivrebounds abgegeben wurden und sich die Academics so über zweite Chancen im Spiel hielte. Sechs Minuten nach Wiederbeginn brachte James Woodard dann von der Freiwurflinie die erste Towers-Führung der zweiten Halbzeit. Anschließend blieben die Hanseaten zum ersten Mal an diesem Abend richtig hartnäckig. Zwei Dreier waren der verdiente Lohn in der bis hierhin besten Phase der Hamburger. Auf die Fünf-Punkte-Führung sah sich Heidelberg gezwungen, Washington wieder aufs Parkett zu schicken. Und der Guard stoppte prompt mit einem Treffer aus der Mitteldistanz das kurze Hoch.
Auch im Schlussviertel waren es zunächst ausschließlich die Gastgeber, die Zählbares auf die Anzeigetafel brachten. Über drei Minuten und ein als Offensivfoul getarnter Bodycheck von Akeem Vargas an Towers-Topscorer Lukas Meisner später legte James Woodard die ersten Hamburger Punkte durch die Reuse. Doch während die Zeit auf der Spieluhr unaufhörlich verstrich, gelang es den Towers nicht, sich ein weiteres Mal an den Academics vorbeizuschieben. Die Crunchtime war schon in greifbarer Nähe, als Marvin Clark II einen ganz wichtigen Dreier verwandelte und sein Team wieder mit zwei Zählern in Führung brachte. Heidelberg reagierte mit der Auszeit. Doch weder die Unterbrechung noch die Rückkehr von Washington konnten die Hamburger daran hindern, mit zwei weiteren Distanztreffern auf sechs Punkte zu erhöhen. Die verbleibenden 2:47 Minuten entwickelten sich zur Nervenschlacht. Beide Teams versuchten viel, es passierte jedoch wenig. Heidelberg arbeitete sich auf zwei Punkten heran, McCullum traf nur einen seiner zwei Freiwürfe. 17 Sekunden waren noch zu spielen. Mit dem Wissen um Heidelbergs Buzzerbeater-Stärke – schon drei Pflichtspiele gewannen die Academics in dieser Saison mit der Schlusssekunde – zwangen die Towers Washington an die Linie. Der erste fiel sicher, der zweite schoss mit Absicht gegen den Ring. Doch Clark II war für den Rebound zur Stelle, sodass anschließend McCullum mit zwei Treffern von der Freiwurflinie den ersten Sieg im neuen Jahr in trockene Tücher bringen konnte.
Stats: Schoormann (3), Philipps, Meisner (20, 7 Reb.), Woodard (11, 3 Reb., 3 Ass., 3 Stl.), Samar (7, 5 Ass.), McCullum (15, 3 Reb., 6 Ass.), Hinrichs (12, 4 Reb., 3 Ass.), Clark II (12, 4 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (7, 5 Reb.)