Shorts-Show übertrifft Hamburger Fight

Die Veolia Towers Hamburg unterliegen den Telekom Baskets Bonn nach starker Aufholjagd in einer sehr intensiven Partie mit 76:66. MVP-Kandidat Shorts entscheidet Partie für den Tabellenführer. Ryan Taylor mit 17 Punkten Topscorer.

Benka Barloschky: „Es war uns vorher klar, dass es unglaublich schwer wird, hier zu spielen. Wir haben vieles von dem, was wir uns vorgenommen haben, gut gemacht. Wir wollten eher ein Low-Scoring-Game haben. Auch haben wir davon profitiert, dass Bonn in der ersten Hälfte nicht gut geworfen hat. Dass wir sie an einem Tag erwischen müssen, an dem sie nicht gut treffen, wir unsere Würfe aber reinmachen, das war uns bewusst. Lange Rede, kurzer Sinn – letztendlich macht TJ Shorts die Big Plays an beiden Enden des Feldes. Seine wichtigsten Plays hat er defensiv gemacht. Und wir haben keinen Weg mehr gefunden, zu scoren. Ich bin happy mit unserer defensiven Leistung. Wir haben es geschafft, das beste Offensivteam der Liga unter 80 Punkten zu halten. Das ist die Grundlage, um hier bestehen zu können. Leider hatten wir offensiv nicht die Quote, um zu gewinnen.“

Ziga Samar: „Ich kann jetzt noch nicht sagen, was uns letztendlich gefehlt hat. Das Wichtigste ist aber, dass wir heute gezeigt haben, wie wir uns als Team entwickelt haben. Natürlich geht es auch immer um den Sieg. Heute hat es nicht gereicht. Deswegen müssen wir weitermachen und versuchen, das nächste Spiel zu gewinnen. Meine Rolle als Aufbauspieler ist es, das Team zu organisieren. Da gehört es dazu, dass wir auch auf dem Feld über bestimmte Situationen diskutieren. Letztendlich weiß aber jeder, worauf es ankommt – und nochmal, ich denke, wir haben das heute gut gemacht.“

Telekom Baskets Bonn 76:66 Veolia Towers Hamburg (20:16, 45:37, 58:51)

Schon die Anfangsphase der Partie verlief ziemlich zerfahren, denn beide Kontrahenten begannen durchaus körperlich. Es waren gerade einmal zweieinhalb Minuten gespielt, da hatte Ziga Samar sein zweites persönliches Foul kassiert. Und die Intensität, die beide Teams in der Defensive aufbrachten, spiegelte sich deutlich in den Wurfquoten wider. Von den ersten 12 Versuchen aus der Distanz fiel kein einziger – entsprechend verlagerte sich das Spielgeschehen vornehmlich in den Zwei-Punkt-Bereich. Und da spielte der Tabellenführer erst einmal seine Vorteile aus. Jedoch suchten die Center-Kanten Kratzer und Kessen weniger den eigenen Abschluss, stattdessen sperrten sie die Räume für ihre Mitspieler frei. Dennoch hielten die Veolia Towers zunächst den Anschluss. Der erste Distanztreffer des Abends durch Bonns Herrera, dem nur wenig später noch ein leichter Abschluss von Malcom folgte, ließ die Baskets erstmalig etwas davonziehen. Towers Head Coach Benka Barloschky griff zur Auszeit, um die Energie seines Teams zu beschützen. Das meldete sich mit neuem Druck zurück und konnte, auch weil Samar den ersten Hamburger Dreier verwandelte, zum Ende des ersten Viertels wieder verkürzen.

Während in der Viertelpause ein wenig Ruhe in den rappelvollen Dome auf dem Hardtberg einkehrte, ließ der anschließende Start ins zweite Viertel nichts von der Intensität des vorangegangenen Abschnitts vermissen. Nun waren es jedoch die Baskets, die zunächst Tribut zahlen mussten – Kratzer und Kessens begingen kurz hintereinander ihr jeweils zweites Foul. Abseits des weiterhin sehr unnachgiebig geführten Duells gab es aber auch sehenswerte Offensivaktionen auf beiden Seiten. Einem Bonner Alley-Oop ließ nur kurze Zeit später Yoeli Childs einen eigenen eingeflogenen Dunk folgen. Und brachte seine Mannschaft wieder auf drei Punkte heran. Anschließend kippte die Partie erneut leicht in Richtung der Hausherren – erst ein 5:0-Spurt, dann nach Punkten von Polite und Ryan Taylor ein weiterer Distanztreffer von Herrera. Die Hypothek war auf elf Punkte angewachsen. Da ermahnte Benka Barloschky sein Team erneut in einer Auszeit, die Energie hochzuhalten und sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Und den Towers gelang es anschließend, den Offensivrhythmus der Rheinländer wieder besser zu stören, auch wenn das wieder deutlich häufiger zulasten eines Fouls erfolgte. In den letzten knapp drei Minuten vor der Pause kam Bonn ausschließlich von der Freiwurflinie zu weiteren Zählern, sodass die Hamburger den Rückstand, trotz nur 37 Prozent Trefferquote, wieder in den einstelligen Bereich drücken konnten.

Nach dem Seitenwechsel schien die körperliche Gangart beider Teams erst einmal wie verflogen. Rund lief es auf beiden Seiten zunächst dennoch nicht. Was vor allem an der weiterhin starken Defensive beider Teams lag. Wenn auch langsam, aber durchaus konstant arbeiteten sich die Veolia Towers an die Baskets Bonn heran. Über viereinhalb Minuten gestattete die Barloschky-Truppe nur drei Zähler des Tabellenführers, verkürzte den Rückstand – weil Yoeli Childs und Ryan Taylor effektiv abschlossen – auf nur noch drei Zähler. Dank des fast perfekten Wiederbeginns waren die Hamburger nun drauf und dran, dem Spiel eine entscheidende Wendung zu geben. Ein Führungswechsel blieb jedoch aus, denn die Towers ließen insgesamt zu viele Chancen an der Freiwurflinie ungenutzt – und kamen so nicht näher als auf einen Punkt heran. Dem sehr engen Spielstand geschuldet, nahm auch die Härte auf beiden Seiten wieder zu. Was dem Spielfluss weniger zuträglich war, brachte jedoch die Spannungskurve an den Anschlag. Weil die Towers jedoch in den letzten fünf Minuten des dritten Viertels keinen Korberfolg aus dem laufenden Spiel erzielen konnten, genügte Bonn ein Doppelschlag ihres Guard-Duos Ward und Shorts, um sich vor dem Schlussabschnitt wieder abzusetzen.

Und das Ausbleiben eigener Punkte setzte sich auch für die ersten drei Minuten des Schlussviertels fort. Unterdessen hatten sich die Bonner wieder berappelt und ihren Vorsprung in den zweistelligen Bereich befördert. Als sich dann Jonas Wohlfarth-Bottermann im Ring durchsetzen konnte und anschließend Lukas Meisner für einen der seltenen Ballgewinne sorgte, war die Hoffnung auf Hamburger Seite allerdings direkt wieder zurück. Nur, um wenige Sekunden später schon wieder erstickt zu werden. Der mustergültig gegen Shorts verteidigende Christoph Philipps verpasste einen Abschluss im Fastbreak, im Gegenzug traf Herrera einen tiefen Dreier. Der Rückstand war wieder auf elf Zähler angewachsen, Head Coach Barloschky nahm erneut die Auszeit. Und nach der kurzen Unterbrechung meldete sich sein Team abermals zurück. Ein langer Zweier von Ryan Taylor und Dreier von Kapitän Seth Hinrichs läuteten eine weitere Aufholjagd ein. Die Sechs-Punkte-Differenz trugen die Kontrahenten in die Crunchtime. Doch hier entschied MVP-Kandidat TJ Shorts quasi im Alleingang die Partie – Punkte, Ballgewinne, Vorlagen und ein sicheres Händchen an der Freiwurflinie des Ex-Hamburgers übertrumpften zwei letzte Hamburger Dreier.

Stats: Schoormann (2), Polite (4, 3 Reb.), Philipps (2, 3 Reb.), Meisner (4, 6 Reb., 3 Ass.), Samar (9, 4 Reb., 3 Ass.), Hinrichs (12, 4 Reb.), Taylor (17, 3 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (4, 6 Reb.), Childs (12, 6 Reb.), Hoffmann