Sekunden an der Überraschung vorbei

Beim 81:78-Saisonauftakt ringen die Veolia Towers Hamburg Meister und Pokalsieger ALBA BERLIN eine enge und spannende Partie ab, in den Schlusssekunden fehlt die Nervenstärke für einen Überraschungserfolg.

Raoul Korner: „Zunächst Glückwunsch an Berlins Coach und seine Mannschaft zu einem hart umkämpften, aber am Ende verdienten Sieg. Wir sind etwas nervös in die Partie gestartet. Wir hatten uns viel vorgenommen, was dann aber eher zu einem verhaltenen Beginn geführt hat. Mit Hilfe der Energie unserer Bankspieler haben wir uns zurück ins Spiel gekämpft. Die Viertelstände zeigen aber auch ziemlich deutlich, dass es eine wirklich enge Partie war. Am Ende hat sich die Mannschaft mit der größeren Erfahrung und den wichtigen Big Plays durchgesetzt. Es kam am Ende auf wenige Possession an. In der Phase hat man Berlin angemerkt, dass sie schon viel zusammen erlebt haben. Für uns war es ein lehrreiches Spiel und ich bin mir sicher, dass wir noch viel mehr zeigen werden im Verlauf der Saison.“

Yoeli Childs: „Berlin war in den Schlusssekunden tougher als wir. Wir müssen alle, auch ich, in den letzten Sekunden in solch wichtigen Momenten präziser sein. Auch ich habe Fehler gemacht, solche Fehler sind inakzeptabel, wenn man den Sieg haben will. Wenn du ein Team wie ALBA Berlin schlagen willst, musst du 40 Minuten lang physisch bereit sein, bis zur allerletzten Sekunde. Hätten wir am Ende nicht nachgelassen, wäre das Spiel sicher anders ausgegangen.“

ALBA BERLIN 81:78 Veolia Towers Hamburg (26:25, 45:45, 65:63)

Den Startproblemen in der Eröffnungszeremonie der easyCredit Basketball Bundesliga ließen sowohl die Veolia Towers als auch Gastgeber Berlin mit Beginn der Partie keine weiteren Folgen. Stattdessen war beim amtierenden deutschen Meister die Kontinuität eines personell ruhigen Sommers sofort sichtbar – ALBA übernahm direkt die Führung. Bei den Towers stach nach kurzen Anlaufschwierigkeiten vor allem der quirlige James Woodard heraus, der mit dem ersten Hamburger Distanztreffer für den Anschluss sorgte. Raoul Korner wechselte früh durch, gleich zehn Akteure kamen in den ersten zehn Minuten zum Einsatz. Dem Spielfluss tat das keinen Abbruch. Mit zunehmender Spielzeit schwand der anfängliche Respekt vor dem Titelträger. Der aus Berlin ausgeliehene Ziga Samar verzauberte direkt nach seiner Einwechslung – verteilte schnell drei Assists und brachte per Distanztreffer die erste, wenn auch kurzzeitige Führung der Veolia Towers.

Auch mit Beginn des zweiten Abschnitts ließ das Korner-Team nicht abreißen, verteidigte konsequent und schaffte es, Berlin ihr Tempo aufzudrücken. Mit einem energischen Drive brachte Marvin Clark II sein Team mit drei Zählern vor, Berlin sah sich zur Auszeit gezwungen. Anschließend ging es im Gleichschritt in Richtung Halbzeit. Auch die Statistiken glichen sich wie eineiige Zwillinge – beide Teams trafen je 17 Feldwürfe (52% BER | 53% HAM), im Duell um die Rebounds herrschte Gleichstand. Die zahlenmäßige Überlegenheit im Berliner Zusammenspiel (15 Ass. BER | 10 Ass. HAM) machte sich nicht bemerkbar.

Nach dem Seitenwechsel dauerte es rund zweieinhalb Minuten, ehe die Veolia Towers ihren Rhythmus wiederfanden. Den zwischenzeitlichen Berliner 6:0-Lauf konterten die Hamburger mit einem eigenen 5:0-Run. Anschließend vergingen zwei Minuten punktlos. Beide Kontrahenten suchten nach einem Weg, das Momentum auf ihre Seite zu ziehen. Zwei Dreier von Marvin Clark II ließen die mitgereisten Hamburger Fans jubeln, eine Serie von drei Berliner Distanztreffern holte das restliche Publikum im Rund der Arena am Berliner Ostbahnhof wieder ins Spiel. An der Ausgeglichenheit auf dem Parkett änderte sich indes nichts. Mit einem Zwei-Punkte-Rückstand ging es in die letzten zehn Minuten.

Es brauchte genau zwei Angriffe, dann sorgte James Woodard für den mittlerweile neunten Führungswechsel der Partie – zwei weitere Minuten vergingen, dann lag ALBA wieder vorn. Das Hin und Her setzte sich fort – ein leistungsgerechtes Unentschieden zum Beginn der Crunchtime war die Folge. Topscorer Yoeli Childs setzte mit einem eleganten Hakenwurf und aufmerksamer Defensive den Startschuss in eine spannende Schlussphase. Während sich die 7.238 Zuschauenden aus ihren Sitzen erhoben, brachte Berlins Schneider sein Team mit einem And One wieder in Führung – Luke Sikma erhöhte per Alley-Oop auf drei Zähler. Zwei McCullum-Freiwürfe erneuerten das Spannungslevel. Doch im Angesicht einer faustdicken Überraschung zitterten den Towers in den Schlusssekunden die Nerven – der Sieg blieb beim Favoriten.

Stats: Schoormann (3), Philipps, Meisner (8, 3 Reb.), Woodard (12), Samar (9, 7 Ass.), McCullum (15, 3 Reb., 6 Ass.), Hinrichs (5 Reb., 5 Ass.), Clark II (10, 3 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (3, 4 Reb.), Childs (18, 7 Reb.)