Schlechter Start, versöhnliches Ende

Die Hamburg Towers verlieren vor 884 Zuschauenden das letzte Heimspiel der Gruppenphase im 7DAYS EuroCup gegen Lietkabelis Panevezys mit 72:87 (8:23, 35:52, 50:65). Bereits am Mittwoch sind die Hanseaten erneut im internationalen Wettbewerb gefordert.

WIE LIEF’S Die Vorzeichen sprachen nicht unbedingt für die Hamburg Towers. Caleb Homesley musste erneut mit Rückenbeschwerden zuschauen, Justus Hollatz setzte eine Erkältung außer Gefecht. Und das Fehlen der beiden Kreativposten machte sich in den Anfangsminuten deutlich bemerkbar. Gegen die aggressive Verteidigung von Lietkabelis Panevezys dauerte es fast fünf Minuten, ehe Maik Kotsar die ersten Hamburger Zähler in den Korb gearbeitet hatte. Weil die Towers aber ebenfalls sehr solide verteidigten, blieben sie zunächst in Schlagdistanz. Noch schwerer als die Lücke in der Offensive war im ersten Abschnitt nur die Linie der Schiedsrichter zu finden – während teils wrestlingartige Einlagen der Litauer vertretbar schienen, wurde den Hausherren eine ähnlich körperliche Gangart rigoros untersagt. Entsprechend spielten die Gäste ihre physischen Vorteile aus und führten nach zehn Minuten bereits zweistellig. In den ersten zwei Minuten des zweiten Abschnittes präsentierten das Team von Pedro Calles den anwesenden 884 Fans ein anderes Gesicht. Mit einem 6:0-Start drückten die Towers den Rückstand wieder in den einstelligen Bereich. Näher als auf acht Zähler kamen die Hamburger, bei denen Maik Kotsar unter den Körben Schwerstarbeit verrichtete und Jaylon Brown mit viel Tempo jede noch so kleine Lücke attackierte, zunächst nicht heran. Das größte Manko blieb die Chancenverwertung aus der Distanz – lediglich drei von 13 Versuchen fanden vor der Halbzeitpause ins Ziel. Deutlich besser lief es bei Panevezys, gleich drei Akteure trafen jeweils doppelt vom Perimeter und erneuerten bis zur Halbzeit die deutliche Hypothek. Neben den 17 Zählern Rückstand schmerzte vor allem die Platzwunde beim bis dahin starken Maik Kotsar, der nach einem Schlag ins Gesicht blutend in die Kabine verschwand und mit zwei Stichen genäht werden musste.

Pünktlich zum Wiederbeginn stand der Center aber wieder auf dem Parkett und erzielte die ersten Punkte der zweiten Hälfte. Und startete damit einen erneuten Hamburger Lauf, bei dem die Towers vor allem von der deutlichen Temposteigerung nach dem Seitenwechsel profitierten. Nach einer starken Defensivsequenz und guter Ballbewegung krönte Trevon Bluiett mit seinem dritten Dreier einen 7:0-Run und zwang Panevezys zur Auszeit. Doch das kurzzeitige Momentum reichte nicht, um den Rückstand entscheidend einzukürzen. Stattdessen rehabilitierte sich Lietkabelis von der vorübergehenden Durststrecke und erhöhte vor dem Schlussabschnitt wieder auf 15 Punkte. Zu Beginn der letzten zehn Minuten starteten die Hamburger abermals eine Aufholjagd. Das Top-Trio um Maik Kotsar, Jaylon Brown und Trevon Bluiett – der am Ende mit 19 Punkten eine neue persönliche Bestleistung erzielt hatte – hielt das Tempo hoch, doch immer wieder verschaffte sich Panevezys durch schwierige Dreier Luft. Unermüdlich liefen die Towers weiter an, steckten auch nicht auf, nachdem der Rückstand auf 21 Punkte angewachsen war. So entwickelte sich zumindest eine dynamische Schlussphase, die dank der Dreier von Lukas Meisner und Jordan Walker in einen aufmunternden Applaus brandete. An der Niederlage änderte sie nichts, dafür präsentierten sich Routiniers der Litauer an diesem Abend zu abgezockt gegen Hamburger Europaneulinge, die sich mit einer Ehrenrunde für die Unterstützung im europäischen Premierenjahr bedankten.

TOWERS-STATS J. Brown (17 Pkt., 3 Ass., 3 Stl.), Walker (3), DiLeo (2), Rich, Meisner (9), Christen (4), Kostar (16, 7 Reb.), Hinrichs (2, 6 Reb., 3 Stl.), Bluiett (19, 6 Reb.)

Trevon Bluiett erzielte mit 19 Punkten eine neue persönliche Bestleistung. | Foto: Marvin Contessi

DUELL IM FOKUS Trevon Bluiett vs. Panagiotis Kalaitzakis. Die beiden Guards lieferten sich in der zweiten Hälfte den einen oder anderen verbalen Schlagabtausch. Doch auch mit starken sportlichen Leistungen machten beide Akteure von sich reden. Der griechische Heißsporn im Trikot der Litauer kam in 23:18 Minuten auf 12 Punkte sowie 3 Assists, leistete sich jedoch auch drei Ballverluste. Der US-Amerikaner behielt trotz des enormen Drucks die Nerven, legte 19 Punkte – bei 57-prozentiger Dreierquote – schnappte sich dazu sechs Rebounds und leistete sich in 29:49 nur einen einzigen Ballverlust.

TOWER OF THE GAME Es war alles andere als ein leichter Abend für Maik Kotsar. Der estnische Center der Hamburger bekam es mit der geballten Big Men Garde von Lietkabelis zu tun. Doch der stille Riese arbeitete unermüdlich, ließ sich auch von einer blutenden Platzwunde nicht unterkriegen. Trotz des (w)ellenbogenartigen Gegenwindes bekam Maik Kotsar sieben seiner 12 Versuche im Korb unter, erzielte 16 Punkte, schnappte sich zudem fünf Rebounds und verteilte einen Assist.

WHAT’S NEXT Ohne Pause und Umwege machen sich die Hamburg Towers am Dienstagmorgen in Richtung Ankara auf. Zunächst geht es mit dem Flieger von Hamburg nach Istanbul – nach einem kurzen Stopp in der Metropole am Bosporus anschließend die rund 350 Kilometer ebenfalls über den Luftweg bis in die türkische Hauptstadt. Dort angekommen bleibt keine Zeit für eine vorbereitende Trainingseinheit vor dem letzten Pflichtspiel der EuroCup Gruppenphase, stattdessen steht ein gemeinsames Abendessen und der ein oder andere Besuch bei Physiotherapeut Nico auf dem Plan. Um sich an die einstündige Zeitverschiebung und die Rahmenbedingungen in der 10.400 Fans fassenden Ankara Arena zu gewöhnen, muss den Hamburg Towers das Shootaround am Mittwochmorgen reichen. Tipoff der Partie gegen den aktuellen Gruppensechsten und den Elften der Basketbol Süper Ligi ist um 19 Uhr. Nach einer kurzen Nacht geht es anschließend am Donnerstag dieselbe Strecke retour – Ankunft in der Hansestadt ist für kurz vor 18 Uhr vorgesehen.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Jaylon Brown bestätigte mit 17 Punkten seine starke Form. | Marvin Contessi

PEDRO CALLES: „Glückwunsch an Lietkabelis zu einem verdienten Sieg. Der Schlüssel zum Sieg war heute das erste Viertel, in das wir nicht richtig reingefunden haben. Vor allem auf der Guard-Position waren wir heute nicht optimal besetzt. Gegen die Spielweise meiner Spieler im Verlauf der Partie kann ich nichts sagen, das erste Viertel hätten wir aber nicht verschlafen dürfen. So haben wir uns das Spiel selbst schwergemacht und konnten bis zum Ende kein Mittel finden, es zu drehen.“

SETH HINRICHS: „Das war heute ein hartes Spiel. Defensiv haben wir gut gespielt, dennoch konnten wir offensiv keinen Weg finden, das Spiel, in das wir wirklich nicht gut gestartet sind, wieder eng zu machen. Ich danke, das erste Viertel hat uns das Genick gebrochen. Wir haben keine Punkte gemacht, Lietkabelis hat das ausgenutzt und selbst immer wieder nachgelegt.“

TREVON BLUIETT: „Wir sind zu langsam ins Spiel gestartet, das hat Lietkabelis gut genutzt und konnte so einen Rhythmus finden, den wir selbst erst zu spät im Spiel gefunden haben. Trotz guter Phasen konnten wir den Rückstand letztendlich dann nicht mehr aufholen. Auch wenn Spieler heute gefehlt haben, haben wir, denke ich, einen guten Job gemacht, die Lücken zu füllen.“