Dribbling Will Christmas gegen Besiktas

Overtime-Niederlage vor Rekordkulisse

Die Veolia Towers verlieren nach Verlängerung mit 83:94 gegen Besiktas Emlakjet Istanbul. 2730 Fans sorgen für eine Hamburger Rekordkulisse im internationalen Wettbewerb. Will Christmas (22), der per Dreier die Overtime erzwang, wird mit neuem EuroCup-High Topscorer.

Benka Barloschky: „Uns hat heute vor allem Größe gefehlt. Wir hatten viele Probleme mit den Offensivrebounds von Istanbul. Sie haben unglaublich hart um die zweiten Chancen gekämpft, waren überhaupt im ganzen Spiel auf einem sehr hohen physischen Level. Dass sich unsere beiden Center zum Ende noch ausgefoult haben, hat es nicht leichter gemacht. Aber wir haben Charakter bewiesen. Und ich bin sehr stolz, wie wir über die komplette Spielzeit verteidigt haben. Für mich war das herausragend. Uns war es heute nicht vergönnt, aber wir werden weiter für den ersten Heimsieg arbeiten.“

Will Christmas: „Wir können durchaus stolz auf unsere Entwicklung sein. Wir haben Istanbul deutlich mehr abverlangt als im Hinspiel. Aber natürlich wollen wir so ein Spiel auch gewinnen. Wir haben es noch in die Overtime geschafft, da haben uns dann aber die Kleinigkeiten gefehlt. Ich mag nicht zu sehr über meine Einzelleistung sprechen. Wenn ich gefordert bin, dann gebe ich alles, um ein Spiel zu gewinnen. Bei dem Dreier zur Verlängerung war wohl auch etwas Glück dabei. Aber es geht mir nicht nur um Punkte. Ich versuche immer das zu machen, was für das Team am besten ist.“

Mark Hughes: „Wir haben wirklich gut gespielt. Das war sicher eines unserer besten Defensivleistungen in dieser EuroCup-Saison. Dass wir sie in der regulären Spielzeit bei 80 Punkten gehalten und das Spiel in die Verlängerung gezwungen haben, ist ein Erfolg. Am Ende waren es Kleinigkeiten und die individuelle Qualität ihrer Spieler, die die Entscheidung gebracht haben.“

Während die Partie in der edel-optics.de Arena bereits an Fahrt aufnahm, suchten die letzten Zuschauenden noch ihren Weg hinein. Und dürften sich durchaus über ihre späte Anreise geärgert haben. Verpassten sie doch den Schnellstart der Veolia Towers, die sich auch dank zwei Ballgewinnen nach gerade einmal zwei Minuten auf 8:2 abgesetzt hatten. Anschließend flachte das Spielgeschehen kurzzeitig ab. Die Stimmung auf den Rängen blieb in der ersten ausverkauften (2730) EuroCup-Partie der Towers-Geschichte aber hochklassig. Was auch an den zahlreichen Anhängern von Besiktas Emlakjet Istanbul lag. Dann ging es auf dem Parkett in den höchsten Tönen weiter. Am Scoreboard abzulesen, war das jedoch nur bedingt. Was der hochklassigen Verteidigungsarbeit auf beiden Seiten geschuldet war. Problem aus Hamburger Sicht: Besiktas kam, wann immer der Wurf nicht direkt fiel, zum Offensivrebound. So hatte Istanbuls Center-Kante Angel Delgado schnell neun Punkte auf dem Konto. Und die Gäste waren auf vier Punkte weg. Doch die Hamburger fighteten unbeeindruckt weiter, reboundeten ebenfalls stark am offensiven Brett und konnten so zum Ende des ersten Viertels auf 19:19 ausgleichen.

Bei Besiktas wächst das Selbstvertrauen

Mit Beginn des zweiten Spielabschnitts warf Besiktas den Zerstörermodus an, intensivierte stetig weiter in die Defensive. Dank zwei konsequenter Abschlüsse von Aljami Durham am Korb wahrten die Towers aber zunächst das Unentschieden. Ab dann kippte die Partie. Die Gäste hielten die Hamburger für zweieinhalb Minuten punktlos und setzten sich mit einem 10:0-Lauf zweistellig ab. Größtes Problem der Defensive des Barloschky-Teams: sie gaben in dieser Phase zu viele Rebounds ab. Und mit jeder zweiten Wurfchance wuchs das Selbstvertrauen bei Besiktas. Nach einem Dreier von VJ King folgten so erstmal 136 weitere punktlose Sekunden. Ein Ende fanden diese in einem Freiwurf von Mark Hughes – vorausgegangen war ein technisches Foul von Istanbul Head Coach Dusan Alimpijevic, der sich zu sehr über einen Monsterblock des US-Amerikaners echauffiert hatte. Der Beginn einer hitzigen Schlussphase der ersten Hälfte, in der sich auch Benka Barloschky sich noch ein T abholte. Der darauffolgende Freiwurf von Allman brachte den 31:44-Halbzeitstand.

Nach dem Seitenwechsel stellte sich zunächst keine Änderung im bisherigen Kräfteverhältnis ein. Besiktas, allen voran Delgado – bereits in der ersten Hälfte mit elf Punkten und elf Rebounds, dominierte weiter den Rebound und machte die Abschlüsse der Veolia Towers maximal schwer. Die Hypothek wuchs bis auf 18 Punkte an. Wenn die Hamburger zu Punkten kamen, dann fast ausschließlich von der Freiwurflinie. Mitte des dritten Viertels brachte dann Niklas Krause mit einem Dreier frischen Wind. Im Auge des wachsenden Ansturms nahm Mark Hughes seinen Istanbuler Gegenspieler mit aufs Poster, Lukas Meisner setzte mit einem Monsterblock direkt im Anschluss ein weiteres Highlight. Was die Veolia Towers nun aufs Parkett brachten, war allerdings nicht nur schön – sondern hocheffizient. Mit wiedererstarkter Defensive ließen die Hanseaten in über vier Minuten nur drei weitere Istanbuler Zähler zu. Zwei Dreier von Mark Hughes krönten einen 16:3-Run. Bis auf vier Punkte waren die Hamburger wieder herangerückt, ehe Allman per Dreier den 58:65-Viertelstand erzielte.

Towers lassen nicht nach

Nicht nur der Buzzerbeater drückte auf die Gemütslage. Denn es folgte eine Schrecksekunde: Im ersten Angriff des Schlussviertels knickte Aljami Durham, humpelte anschließend schnurstracks in die Kabine und sollte nicht mehr wiederkommen. Während der Energizer behandelt wurde, fighteten die Teamkollegen aber unnachgiebig weiter. Vor allem unter den Körben, wo Aleksander Dziewa und Jonas Wohlfarth-Bottermann Schwerstarbeit leisteten. Nachdem Delgado, dessen Wirkungskreise mittlerweile deutlich eingeschränkter waren als in der ersten Halbzeit, von der Freiwurflinie wieder für einen zweistelligen Rückstand gesorgt hatte, verkürzte Will Christmas mit vier Punkten in Serie wieder. Und obwohl Besiktas auf eine verfrühte Entscheidung drängte, ließen die Towers nicht nach. Stattdessen schrumpfte Mark Hughes pünktlich zur Eröffnung der Crunchtime das Polster auf vier Zähler. Wie schon in der Vorwoche hatte die Hamburger ihr Minimalziel, sich die Chance auf einen Sieg bis zum Schluss zu wahren, erreicht. Doch dabei wollten es die Veolia Towers nicht belassen. Vor der Rekordkulisse sollte der erste Heimsieg her. Und so schickte Will Christmas die Partie mit einem nervenstarken Dreier (80:80) in die Verlängerung.

Den deutlichen besseren Start in die Extraschicht erwischten jedoch die Gäste. Mit drei Abschlüssen am Korb legte Besiktas vor, den Veolia Towers glückte parallel lediglich ein Zähler von der Freiwurflinie. Es verblieben noch 2:22 Minuten, der Partie die gewünschte Wendung zu geben. Was fehlte, war aber die Kraft. Ganz anders bei Istanbuls Mathews, der alle Reserven mobilisiert bekam, um das Spiel schlussendlich im Alleingang zum 83:94 zu entscheiden.

Stats: Krause (3), Hughes (18, 4 Reb., 3 Stl.), Brauner, Möller (1, 5 Reb., 3 Ass.), Meisner (6, 4 Reb., 3 Ass.), Dziewa (7, 3 Reb.), Christmas (22, 10 Reb., 3 Ass.), Hinrichs (4), King (12, 4 Reb.), Wohlfarth-Bottermann, Durham (10)