Ohne Intensität von Ulm überrollt

Ohne Zugriff in der Defensive verlieren die Veolia Towers Hamburg am Ostersonntag deutlich (112:78) bei ratiopharm ulm. Ryan Taylor mit 19 Zählern Topscorer, Youngster Linus Hoffmann mit lehrreichen Minuten. Fokus gilt jetzt dem EuroCup-Achtelfinale am Dienstag.

Benka Barloschky: „Wir haben gar nicht so schlecht angefangen. Ich finde, wir haben für 12 oder 13 Minuten unseren Gameplan ganz gut umgesetzt. Und dann haben wir es in der Folge nicht mehr geschafft, Ulm zu stoppen. Sicherlich haben sie herausragende Quoten geworfen, wir haben das allerdings auch zugelassen. Wir haben da einen höheren Anspruch. Wir müssen defensiv einen besseren Job machen, auch gegen so eine talentierte Mannschaft wie Ulm. Die 112 Punkte tun weh, das Ergebnis ist so, wie es ist – aber die Art und Weise tut natürlich weh.“

Christoph Philipps: „Am Anfang war noch alles schön und gut. Meine Familie und Freunde waren hier, ich wurde mit einem Plakat von den Fans empfangen. Aber dann musst du eigentlich dieses Spiel auch anders gestalten und nicht so auf die Fresse kriegen. Selbst, wenn man mit 20 Punkten hinten liegt, dann darfst du nicht einfach aufgeben. Man muss weiter versuchen, das Spiel nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Das ist uns heute aber schwergefallen. Wir müssen das Spiel jetzt abhaken und direkt unseren Fokus auf Dienstag und unser Achtelfinale im EuroCup richten.“

ratiopharm ulm 112:78 Veolia Towers Hamburg (26:23, 58:37, 84:61)

Der kurzfristige Ausfall von Topscorer Anthony Polite, der am Freitag im Training eine Blessur am rechten Fuß erlitten hatte, schien bei den Veolia Towers sprichwörtlich wie ein faules Ei im (Oster-)Nest für ungewollte Überraschungen zu sorgen. So hatte auch der für den US-Schweizer in die Startaufstellung gerückte Lukas Meisner zunächst kein Hilfsmittel für den bitteren Beigeschmack der Startphase parat. Die ersten acht Würfe rauschten allesamt am Ziel vorbei, in der Defensive fehlte die Zuordnung nahezu komplett. Und so konnte sich Ulm direkt zweistellig absetzen. Nach drei Minuten, in denen nichts passte, nahm Barloschky eine Auszeit. Ryan Taylor, der für Ulm-Rückkehrer Philipps – von den Fans mit einer eigenen Choreo begrüßt – eingewechselt wurde, erzielte nach weiteren 60 Sekunden dann per Dreier die ersten Hamburger Punkte aus dem laufenden Spiel. Dass der Amerikaner direkt fünf weitere erfolgreiche Abschlüsse nachlegen konnte, war wie eine Art Lebensversicherung für die Veolia Towers, bei denen defensiv noch immer der Rhythmus fehlte. Die 26 Ulmer Punkte waren dafür der deutlichste Indikator. Offensiv dagegen, nicht nur aufgrund der 14 Taylor-Zähler, lief es deutlich besser. Mit einem Dunk trotz Foul und sicher verwandeltem Freiwurf konnte Philipps den Rückstand zum Ende der ersten zehn Minuten auf drei Punkte einschrumpfen.

Auch zu Beginn des zweiten Viertels setzten die Hamburger erst einmal im Angriff Akzente. Gleich doppelt hämmerte Jonas Wohlfarth-Bottermann das Spielgerät nach Anspiel von Ziga Samar durch die Reuse. Zwei anschließende Freiwürfe des 2,08-Meter-Centers brachten sogar den Ausgleich. Doch gerade, als auch die Verteidigung langsam zu funktionieren schien, konterte Ulm mit einem 13:0-Lauf. Selbst eine zwischenzeitliche Auszeit der Hamburger, in der Barloschky mit einer lautstarken Wutrede das perfekte Anschauungsbeispiel für die notwendige Intensität lieferte, konnte das Momentum der Schwaben nicht brechen. Ein anschließender Floater von Yoeli Childs, die ersten Punkte nach einer über vierminütigen Durststrecke, und der zweite erfolgreiche Distanztreffer von Len Schoormann an diesem Nachmittag nötigten Ulm zwar auch eine Spielunterbrechung ab – eine Veränderung des Spielgeschehens stellte sich dadurch aber nicht ein. Stattdessen baute sich Caboclo, der drei Hamburger Abschlüsse mit einem Block vereitelte, wie eine schier unüberwindbare Mauer auf. Landsmann dos Santos (2/3) und Brandon Paul (4/6) nutzten auf der anderen Seite des Feldes die Freiräume rund um die Dreierlinie. Hand in Hand sorgte das Guard-Duo für den 11:0-Lauf zum Ende der ersten Spielhälfte und damit für eine erneut deutliche Differenz auf der Anzeigetafel. Die Barloschky-Schützlinge trotteten mit hängenden Köpfen in die Kabine.

Doch so niedergeschlagen, wie die Hamburger noch vor dem Seitenwechsel schienen, so motiviert kehrten sie aus der Kabine zurück. Ein 10:2-Start, darunter zwei Distanztreffer von Lukas Meisner, bescherte den Veolia Towers neues Selbstvertrauen. Nachhaltig belohnen konnten sich die Hanseaten für ihren couragierten Wiederbeginn allerdings nicht. Dafür fehlte in dieser Phase erst die Treffsicherheit und dann erneut der Zugriff in der Verteidigung. Mit einem weiteren 13:0-Run sorgte Ulm abermals für klare Verhältnisse. Bedingt durch das dritte persönliche Foul von Lukas Meisner und die durch den Ausfall von Polite sowieso schon verkürzte Rotation sammelte der 20-jährige Linus Hoffmann weiter fleißig Minuten auf dem BBL-Parkett. Dankbar waren diese allerdings nicht – ganz im Gegenteil. Denn während sich die Gastgeber mit reihenweise leichten Abschlüssen im Fastbreak für die Magenta Sport Top10 bewarben, wuchs der Rückstand stetig an. Dass die Hamburger mit 12 Punkten in den letzten 140 Sekunden des dritten Viertels dann auch wieder Zählbares verbuchten, konnte den einseitigen Eindruck allerdings auch nicht kaschieren.

Der Ausgang der Partie am Ostersonntag war nicht nur aufgrund des deutlichen Spielstandes längst vorgezeichnet. Denn die Veolia Towers, bei denen zu Beginn des Schlussviertels der Hamburger Youngster seine nächsten BBL-Punkte erzielte, schienen an Intensität nicht mehr zulegen zu können. Die Ulmer dagegen machten deutlich, dass das direkte Aufeinandertreffen der beiden deutschen EuroCup-Achtelfinal-Teilnehmer nicht an ihren Energiereserven gezehrt hat. Stattdessen boten die Schwaben ihrem Publikum zum Ausklang des überdeutlichen Feiertagsaufeinandertreffens einen regelrechten Dunkcontest. Die Hamburger, bei denen Hoffmann abschließend auch seine Qualitäten von jenseits der 6,75-Meter-Linie präsentierten konnte, verzichteten mit weiter verstreichender Spielzeit mehr und mehr darauf, sich der Ulmer Spielfreude in den Weg zu stellen. Rund zweieinhalb Minuten vor Schluss verbuchte Ziga Samar die letzten Hamburger Zähler. Die Ulmer dagegen drückten ein weiteres Mal aufs Gaspedal, rasten zu weiteren neun Punkten und beendeten die Partie mit der insgesamt höchsten Führung des Nachmittags. Für die am Ostersonntag unter die Räder geratenen Hamburger wird es nun darum gehen, die zweite 34-Punkte-Niederlage in dieser Spielzeit direkt abzuhaken und sich im EuroCup-Achtelfinale am Dienstag (18 Uhr) wieder deutlich aggressiver zu präsentieren.

Stats: Schoormann (12, 3 Ass.), Philipps (5, 3 Reb.), Meisner (15), Samar (9, 5 Reb., 8 Ass.), Hinrichs (4 Reb., 6 Ass.), Taylor (19), Wohlfarth-Bottermann (11, 3 Reb.), Childs (2, 7 Reb.), Hoffmann (5)