Nichts zu holen für München

Die Veolia Towers Hamburg gewinnen nach Verlängerung (81:78) gegen den FC Bayern München. Dank des Erfolges wahren die Hanseaten auch im dritten Heimspiel die weiße Weste gegen den EuroLeague-Teilnehmer. McCullum mit neuem Karrierebestwert.

Raoul Korner: „Es war ein Fight. Wir haben die Gunst der Stunde genutzt. Ich glaube, wir haben vor dem Spiel alle gewusst: Wenn es eine Chance gibt, den FC Bayern zu schlagen, dann ist das heute. Wir haben im ersten Viertel auf die Tube gedrückt, das Tempo bestimmt. Dann war es mehr das Tempo der Münchner. Dadurch war die Partie die ganze Zeit eng. Wir haben viele einfache Körbe liegen lassen, wo wir vielleicht das eine oder andere Mal ein bisschen wegziehen hätten können. Letztendlich Kompliment an die Nervenstärke der Mannschaften. Lucic, der hat einfach die Qualität, die Dinger zum Ende reinzumachen. Bisschen Glück am Ende gehört dazu. Ich glaube, dass wir es verdient haben.“

Kendale McCullum: „Wir wollten heute aggressiv und schnell spielen, das ist uns von Sekunde eins an gelungen. Wir haben unseren Gameplan gut umgesetzt. Meine Mitspieler haben mir heute besonders viel Vertrauen geschenkt, daher ist es ein gutes Gefühl, dass wir als Team diesen Erfolg über ein solch starkes Team wie die Bayern geholt haben. Wir freuen uns heute über diesen Sieg, morgen starten wir im Training mit der Vorbereitung auf das Spiel am Dienstag.“

Lukas Meisner: „Man geht in solch ein Spiel natürlich mit einer ganz besonderen Energie und Motivation rein, weil man weiß, dass man sich mit den Besten in Deutschland und auch Europa misst. Nach solch einem Spiel, mit dieser Stimmung und der Energie der Fans freuen wir uns besonders, dass wir gemeinsam einen tollen Heimsieg feiern können.“

Veolia Towers Hamburg 81:78 (n.V.)FC Bayern München (25:13, 32:37, 56:50, 69:69)

Die Atmosphäre in der restlos ausverkauften edel-optics.de Arena glich von Beginn an einem Tollhaus. Auf dem Parkett gab es ebenfalls keine Anlaufschwierigkeiten – die Intensität hoch, Freiräume waren Mangelware. Nach seinem zweiten Ballgewinn und einfachen Zählern feuerte Kendale McCullum das Publikum zusätzlich an – Yoeli Childs erhöhte den Vorsprung anschließend auf sechs Zähler. Standings Ovations begleiteten die von Andrea Trinchieri genommene Auszeit. Die Veolia Towers ließen sich ihr Momentum jedoch nicht nehmen. Wieder klaute McCullum den Ball, erstmalig war die Führung zweistellig. München versuchte es anschließend mit höherem Tempo, doch auch das ging das Korner-Team selbstbewusst mit. Die 12-Punkte-Führung zum Ende der ersten zehn Minuten war hochverdient.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts zeichnete sich dann ein komplett anderes Bild. Die im Publikum verteilten Per Günther, Yassin Idbihi sowie die Ex-Towers Stefan Schmidt, Steffen Kiese und Andre Murillo sahen zunächst das Comeback des Teams aus der bayerischen Hauptstadt. Ein 9:0-Lauf brachte München wieder in Schlagdistanz. Nach über dreieinhalb Minuten streute Ziga Samar aus der Distanz die ersten Hamburger Punkte des Viertels ein. Die Towers versuchten wacker, ihren Vorsprung zu verteidigen. Doch nach dem zweiten Dreier von Nationalspieler Andreas Obst war das Polster aufgebraucht. Lediglich sieben Zähler gelangen den Hamburgern in diesem Viertel, die Gäste aus München hatten sich unterdessen ein eigenes Punktedepot erspielt. Der offensichtlichste Unterschied – bei den Towers fiel vor der Pause lediglich ein Dreier, der FCBB brachte immerhin fünf im Korb unter.

Nach dem Seitenwechsel fighteten sich die Towers direkt wieder ins Spielgeschehen. Während München vier Dreier in Folge vergab, netzten McCullum und Marvin Clark II ihre Versuche von jenseits der 6,75-Meter-Linie – und brachten ihr Team wieder in Front. Gegen den nicht nachlassenden Druck der Gäste fand vor allem einer immer wieder eine Lücke – Kendale McCullum. Der quirlige Guard wand sich slalomartig um seine Verteidiger, den eigenen Abschluss immer im Blick. Elf seiner insgesamt 31 Punkte ebneten den Weg zu einer erneuten Hamburger Führung – die Christoph Philipps mit klettenartiger Defensive untermauerte. Bis auf sieben Punkte zogen die Hamburger wieder davon. Und weil die Hanseaten zudem deutlich konsequenter als noch in der ersten Hälfte zum Offensivrebound gingen, leuchte vor dem Schlussabschnitt wieder eine Führung auf der Anzeigetafel.

Die Defensive der Towers blieb aufmerksam, zwang München zunächst zu schweren Abschlüssen. Doch am offensiven Ende konnte sich die Korner-Truppe nicht für die Schwerstarbeit belohnen. Wieder vergingen dreieinhalb Minuten ohne Zählbares, der FCBB schloss unterdessen auf einen Zähler auf. Raoul Korner versuchte in einer Auszeit das Angriffsspiel zu ordnen, doch mehr als ein McCullum-Punkt von der Freiwurflinie sprang nicht heraus. Auch dank der lautstarken 3.400 Fans glich die Partie trotz der frühen Saisonphase schon fast einem Playoff-Kampf. Die ob des Nord-Süd-Gipfels zunehmend überfordert wirkenden Unparteiischen genehmigten den bayerischen Gästen kurzerhand einen Härtebonus, den der fünffache deutsche Meister dankend zu einer Vier-Punkte-Führung nutze. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz kämpften die Towers unermüdlich weiter. Ziga Samar brachte sein Team mit einem Dreier wieder in Front und die Arena vollends zum Beben. Nach zwei Münchner Distanztreffern glich der Slowene neun Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit aus und schickte die Partie in die Overtime.

Die Anspannung war kaum noch auszuhalten, auf den Plätzen hielt es niemanden mehr – selbst Grammy-Gewinnerin Tori Kelly schonte ihre Stimme nicht. München ging über Zähler von Gillespie in Führung, anschließend drückte Lukas Meisner dem Big Man einen Dunk mitten ins Gesicht. Weniger spektakulär, dafür ebenso effizient war Lucics Dreier, der auf vier Zähler von Kendale McCullum folgte. Die verbleibenden Sekunden schienen nicht vergehen zu wollen, beide Teams schickten sich immer wieder an die Freiwurflinie. München hatte per Dreier noch einmal die Chance, die Partie auszugleichen – Obst aber verfehlte, die Heimweste der Veolia Towers Hamburg gegen den FC Bayern München blieb weiß.

Stats: Schoormann (4), Philipps (4, 3 Reb.), Meisner (5, 4 Reb.), Samar (12, 5 Reb., 8 Ass, 3 Stl.), McCullum (31, 4 Reb., 4 Ass. 7 Stl.), Hinrichs (3), Clark II (3), Wohlfarth-Bottermann (6, 5 Reb.), Childs (13, 11 Reb.)