Aleksander Dziewa am Ball gegen Tel Aviv in Belgrad

Nach Comeback entgleitet das Spiel

Die Veolia Towers Hamburg verkürzen den Rückstand vor dem Schlussviertel auf einen Punkt, verlieren schlussendlich dennoch deutlich mit 118:101 gegen Hapoel Shlomo Tel Aviv. Erneut sind Lücken in der Defensive und Ballverluste ausschlaggebend. Aleksander Dziewa (23) am Ende Topscorer.

Benka Barloschky: „Ich bin sehr glücklich mit der Energie und dem Einsatz in der zweiten Halbzeit. Aber verloren haben wir die Partie dann doch schon in der ersten Hälfte. Vor allem im ersten Viertel war unsere Verteidigung nicht bereit. Wir wurden zu oft im Eins-gegen-Eins geschlagen, haben die nötige Physis vermissen lassen. Allen voran im dritten Viertel haben wir es dann deutlich besser gemacht. Da haben wir sehr viel Druck gemacht. Am Ende ist es aber nicht genug, um so ein Spiel zu gewinnen. Das Comeback hat viel Energie gebraucht. Die hat uns dann am Ende gegen ein sehr gutes Team aus Tel Aviv gefehlt.“

Aleksander Dziewa: „Im zweiten und dritten Viertel hat sich gezeigt, dass wir durchaus in der Lage sind, mit Tel Aviv auf Augenhöhe zu spielen, wenn wir unsere Gegner gestoppt bekommen und uns anschließend auch die Rebounds holen. Das heißt aber auch, dass wir uns keine Nachlässigkeiten erlauben können und jederzeit mehr investieren müssen als unsere Gegner. Im letzten Viertel sind uns wieder mehr Fehler unterlaufen. Was auch daran lag, dass wir in einigen Situationen nicht richtig kommuniziert haben.“

Seth Hinrichs: „Wir konnten nach der Pause unsere Intensität deutlich steigern. Das hat sich vor allem auf unsere Verteidigung ausgewirkt. Dass wir nur 18 Punkte zugelassen haben, hat unglaublich viel zu unserer Aufholjagd beigetragen. Aber uns hat die Konstanz gefehlt, deswegen ist uns das Spiel wieder entglitten. Die letzten Spiele sind wir etwas davon abgekommen, über 40 Minuten auf hohem Niveau zu agieren. Wir müssen daran arbeiten, wieder dorthin zu kommen.“

Die mehrheitliche Stille im weiten Rund der Aleksandar Nikolic Hall, die im Verlauf hin und wieder von Gesangseinlagen einer Handvoll anwesender Hapoel-Supporter durchdrungen wurde, hatte schon etwas Mystisches. Rückte aufgrund einer ereignisreichen Partie aber in den Hintergrund. Nachdem Aljami Durham die Hamburger mit 0:4 in Führung gebracht hatte, übernahm erst einmal der Gastgeber. Mit einem 13:0-Lauf sorgte das deutlich favorisierte Team aus Tel Aviv für klare Verhältnisse. Zunächst war es Hapoels Center Kyle Alexander, der allein zehn Punkte in den ersten fünf Minuten erzielt hatte, den die Hanseaten nicht unter Kontrolle bekamen. Beim Versuch, die Wirkungskreise des Big Man einzuschränken, kassierte Aleksander Dziewa schnell zwei Fouls. Was gleich doppelt schwer wog, da Jonas Wohlfarth-Bottermann (Knie) die Reise nach Belgrad nicht antreten konnte. Bar Timor war der zweite Akteur, der die Lücken in der Hamburger Defensive schonungslos bestrafte – auch Tel Avivs Kapitän wartete im ersten Viertel mit zweistelligem Scoring auf. Bis auf 15 Punkte wuchs der Rückstand zwischenzeitlich an. Zum Ende der ersten 10 Minuten bekamen die Towers diesen (35:23) nur marginal reduziert.

Dank starker Offensive in Schlagdistanz

Auch zu Beginn des zweiten Abschnitts blieb die Offensive der Lichtblick. Sowohl Seth Hinrichs als auch Nico Brauner konnten aus der Distanz verwandeln. Auf der anderen Seite des Feldes hakte es weiterhin. Einerseits bekamen die Veolia Towers ihre Gegner zu selten im Eins-gegen-Eins gestoppt. Andererseits fielen auch zu viele Abpraller (8 Offensivrebounds) bis zur Halbzeit in die Hände der Gastgeber. Und so blieb es trotz sehr guter Wurfquoten auf Hamburger Seite (62,5% 2er, 50% 3er) zunächst beim zweistelligen Rückstand. Je näher die Halbzeit rückte, desto besser bekam die Mannschaft von Benka Barloschky ihre Problemfelder in der Defensive aber behoben. Mit positivem Effekt auf den Spielstand. Denn offensiv produzierten die Hamburger weiterhin auf sehr hohem Niveau. Mit dem insgesamt neunten Distanztreffer der ersten Hälfte verkürzte Mark Hughes den Rückstand auf nur noch sieben Zähler. Die letzten 66 Sekunden vor der Pause gehörten dann aber wieder Hapoel Tel Aviv, die sich mit sechs Punkten in Serie – darunter ein Buzzerbeater von Bar Timor – wieder deutlicher (65:52) absetzten konnten.

Dennoch hatten die Veolia Towers Selbstvertrauen getankt. Und nahmen dieses mit in die zweite Spielhälfte – ein 7:0-Start war die Folge. Als VJ King einen Dreier von Hapoels John Holland mit einem energischen Zug zum Korb beantwortete, sah sich Tel Aviv nur zweieinhalb Minuten nach Wiederbeginn zur Auszeit gezwungen. Doch auch die Unterbrechung konnte das Momentum nicht beenden. Stattdessen lieferten die Hamburger weitere Stopps in der Defensive und blieben im Angriff kaltschnäuzig. Von der Freiwurflinie reduzierte Aleksander Dziewa den Rückstand auf nur noch einen Zähler. Dass sich der Favorit anschließend wieder etwas Luft verschaffen konnte, änderte nichts an dem starken Eindruck, den die Hanseaten seit dem Seitenwechsel hinterlassen hatten. Beim Versuch, die erdrückende Verteidigung über die vollen zehn Minuten aufrechtzuerhalten, unterliefen den Schützlingen von Benka Barloschky dann jedoch zunehmend Fouls. Doch mit ihrer weiterhin vortrefflich funktionierenden Offensive, die sich in zwei weiteren Dreiern von Mark Hughes äußerte, bekamen die Towers auch dieses kleine Manko exzellent überspielt. Dank des hart erkämpften 84:83 war alles für die Schlussphase vorbereitet.

Hamburgern entgleitet das Spiel

Mit einem möglichen Führungswechsel im Blick unterliefen den Veolia Towers jedoch gleich drei Ballverluste zu Beginn des vierten Viertels. Hapoel Tel Aviv nutzte die wieder hochgeschnellte Fehleranfälligkeit für einen 7:0-Start. Head Coach Benka Barloschky griff ebenso rasch zur Auszeit und forderte seine Schützlinge auf, wie schon im dritten Viertel deutlich mehr zu investieren als der Gegner. Während das zumindest offensiv wieder gelang, waren in der Defensive die Lücken der ersten Hälfte zurückgekehrt. Weil Hapoels Beni zu einem einfachen Abschluss nach einem Einwurf kam, nahm Barloschky nur 120 Sekunden später direkt das nächste Timeout. Ähnliches sollte sich ungünstigerweise ein weiteres Mal wiederholen. Während sich bei den Hamburgern Fehlwürfe und Ballverluste abwechselten, gelangen Tel Aviv fünf weitere Punkte. Was genügte, um wieder mit 13 Punkten in Front zu liegen. So gab es erneut zwei Minuten später die dritte und finale Auszeit der Towers. Doch auch diese brachte keine Wende mehr. Stattdessen riss das Hapeol die Partie wieder vollends an sich und bescherten den Veolia Towers die letztlich doch deutliche 118:101-Niederlage.

Stats: Krause, Hughes (15), Reece, Brauner (6, 3 Ass.), Möller, Meisner (9), Dziewa (23, 8 Reb., 3 Ass., 3 St.), Christmas (7, 4 Reb., 8 Ass.), Hinrichs (16), King (17, 4 Reb., 3 Ass.), Durham (8, 3 Reb., 6 Ass.)