Mit Rückenwind zu angeschlagenen Würzburgern

Am Samstagabend sind die Hamburg Towers beim derzeit Tabellensechzehnten s.Oliver Würzburg gefordert. Tipoff in Unterfranken ist um 20.30 Uhr. Magenta Sport überträgt live ab 20.15 Uhr.

WHAT’S UP?! Unterschiedlicher könnten die Vorzeichen vor einer Partie wohl nicht sein. Denn während die Hamburg Towers am Mittwoch gegen den EuroCup-Titelanwärter aus Kuban (100:82) gewannen, blickt s.Oliver Würzburg auf eine turbulente Woche zurück. Nach vier Niederlagen in Serie in der easyCredit Basketball Bundesliga, die letzte am vergangenen Wochenende gegen Braunschweig, musste am Montag Denis Wucherer seinen Trainerposten räumen – nur Stunden, nachdem der Klub aus Unterfranken den Abschied ihres Hauptsponsors zum Saisonende bekannt gab. Für Pedro Calles geben jedoch weniger die Faktoren am Spielfeldrand Anlass zur Sorge, auch wenn sie eine durchaus explosive Mischung komplettieren. Stattdessen sieht der Hamburger Head Coach die Gefahr in der auf den Sensationssieg gegen München gefolgten Negativserie und der zu erwartenden Reaktion der Würzburger Spieler. Mit drei Siegen aus zehn Spielen rangieren die Unterfranken derzeit auf Tabellenplatz 16 – die Hamburger stehen derzeit mit sechs Siegen auf Platz neun. Doch nicht nur in puncto Tabellenregion unterscheiden sich die Duellanten. Auch der Spielstil könnte unterschiedlicher nicht sein. Während die Towers bisher die drittmeisten Versuche von jenseits der 6,75-Meter-Linie genommen haben, stellt Würzburg in dieser Kategorie das Ligaschlusslicht – in Zahlen ausgedrückt: Hamburg versucht es 31,2 Mal pro Partie, Würzburg nur 20,2 Mal. Und das, obwohl das übergangsweise von Steven Key betreute Team mit Tomasz Gielo einen der ligaweit besten Distanzschützen in seinen Reihen hat. Aufgrund des Ausfalls von Nicolas Carvacho, der als Leistungsträger eingeplant war, steht mit Filip Stanic nur ein Innenspieler zur Verfügung – der seine Aufgabe bisher aber bravourös meistert und gegen München sogar ein Double-Double (17, 11 Reb.) auflegte. Daneben prägen vor allem die Guards Cameron Hunt, William Buford, Aigars Skele und der als Point Forward agierende Desi Rodriguez das Würzburger Erscheinungsbild. Die Partie (Tipoff 20.30 Uhr) wird am Samstag ab 20.15 Uhr live bei Magenta Sport übertragen.

Die Leistungskurve von Lukas Meisner zeigte in den letzten Partien steil nach oben. | Foto: Dennis Fischer

DUELL IM FOKUS Lukas Meisner vs. Tomasz Gielo. Die beiden großgewachsenen Flügelspieler gehören zu den ligaweit besten Distanzschützen. In der vergangenen Saison legte Lukas Meisner eine Trefferquote von 43,6 Prozent auf. Dank einer Steigerung in den letzten fünf BBL-Partien nähert er sich dieser Quote wieder an. In durchschnittlich 16:38 Minuten (in den letzten Partien 20 Minuten und mehr) kommt der 2,03 Meter große Flügel auf 6,2 Punkte bei 40,6 Prozent Dreierquote und 3,0 Rebounds. Sein Gegenüber, Tomasz Gielo, stellt mit 13,6 Punkten Würzburgs Topscorer. Der Ende Oktober nachverpflichtete polnische Nationalspieler legt bei fast fünf Distanzversuchen pro Partie eine Quote von 58,8 Prozent auf und kommt dazu noch auf 3,3 Rebounds im Schnitt.

BLICK IN DIE GESCHICHTSBÜCHER Insgesamt acht Partien bestritten die Kontrahenten bisher. Zu weit sollte man jedoch nicht unbedingt zurückschauen, denn die ersten sechs Partien – fünf davon in der ProA und eine im BBL-Premierenjahr – gingen allesamt an die Unterfranken. Die beiden Duelle in der Vorsaison gingen dagegen deutlich an die Hamburg Towers. Am dritten Spieltag gelang mit dem 61:90-Erfolg in Würzburg der bis heute dritthöchste Sieg in der easyCredit BBL – mit einem positiven Nebeneffekt. Während Maik Kotsar wie gewohnt stark aufspielte, Justus Hollatz angeschlagenen fehlte, erzielte Osaro Jürgen Rich seine ersten BBL-Punkte in der s.Oliver Arena. Das Rückspiel in Hamburg fand dann fünf Monate später in der edel-optics.de Arena statt. Über 38 Minuten führten die Towers gegen Würzburg und sicherten sich, auch wenn die Gäste zwei Minuten vor dem Ende noch einmal auf zwei Zähler verkürzten, am Ende den 95:83-Sieg.

OFF THE COURT Zunächst einmal geht es nach einem Abschlusstraining und gemeinsamen Mittagessen am Freitagmittag mit dem Bus ins rund 500 Kilometer entfernte Würzburg. Dort angekommen folgt am Samstagmorgen ein Shootaround mit anschließender Video-Session. Wie schon beim morgendlichen Einwerfen wird dann auch am Abend (Tipoff 20.30 Uhr) die Halle leer bleiben. Denn entsprechend der bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, die bis einschließlich 12. Januar 2022 verlängert wurde, müssen die Würzburger auf die Unterstützung des eigenen Publikums verzichten.

KURZER SCHNACK VOR DEM SPIEL

Maik Kotsar erhält letzte Anweisungen von Pedro Calles. | Foto: Marvin Contessi

PEDRO CALLES: „Für mich war vom ersten Tag an klar, dass wir uns über unsere Verteidigung definieren müssen und damit erfolgreich sein können. Spiele, wie das am Mittwoch im EuroCup, helfen dem Team, unsere Mentalität zu festigen. Und ich werde nicht lockerlassen und weiterhin von meinen Spielern fordern, dass sie mit der gleichen Einstellung wie in der zweiten Hälfte gegen Kuban spielen. Ich weiß, dass das leichter gesagt als getan ist. Aber es ist machbar, wenn wir alle bereit sind, die Preis dafür zu zahlen. Am Samstag geht es jetzt gegen Würzburg, bei denen es im Personal, Spieler sowie Trainer, bereits Veränderungen gab. Zuletzt haben sie vier Spiele in Folge verloren. Das ist eine gefährliche Situation für uns, denn sie werden besonders motiviert sein, um die Niederlagenserie zu beenden. Wir müssen dafür sorgen, dass ihnen der nächste Sieg nicht gegen uns gelingt. Der erste Fehler wäre, wenn man davon ausgeht, wir fahren nach Würzburg und werden schon gewinnen. Wir bekommen nichts geschenkt. Das zu glauben, wäre also der erste große Fehler.“

MAIK KOTSAR: „Pedro fordert natürlich sehr viel von uns, es ist hart und anspruchsvoll. Aber es ist befriedigend, für Coaches, Spieler und die Fans, wenn wir an einem Strang ziehen und den Plan umsetzen – wir haben gesehen, dass es sich lohnt. Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich natürlich lieber wieder ein Heim- als ein Auswärtsspiel. Zuletzt in Ulm waren keine Fans da, am Mittwoch hatten wir sie im Rücken, sie haben für einen Extra-Push gesorgt. Aber auch Auswärtsfahrten gehören dazu. Da gilt es, das Beste draus zu machen. Ich werde versuchen so viel wie möglich zu schlafen, mich auszuruhen und in den mehr als sechs Stunden nicht zu sehr einzurosten.“