Mit eigenen Fehlern um den Sieg gebracht

Die Veolia Towers Hamburg geben einen 17-Punkte-Vorsprung aus der Hand und müssen mit dem 97:93 bei den FRAPORT SKYLINERS die vierte BBL-Niederlage in Serie einstecken. Allein 57 Punkte kassiert die Barloschky-Truppe in der zweiten Halbzeit.

Benka Barloschly: „Wir sind einfach noch nicht gefestigt genug, um mit so einem negativen Run umzugehen. Das war mir aber auch vorher klar. Nur weil wir ein Spiel gewonnen haben, ist nicht auf einmal alles anders. Wir sind immer noch am Arbeiten, wir müssen immer noch die Schritte gehen. Wäre schön gewesen, wenn wir uns heute irgendwie mit einem Sieg davongeschlichen hätten. Gleichzeitig müssen wir aber auch anerkennen, dass es so in der zweiten Halbzeit nicht gereicht hat. Dass Anthony den Freiwurf am Ende verwirft, das war geplant. Wir wollten den Offensivrebound haben. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Das ist aber nicht das, was das Spiel entscheidet. Entscheidend war, dass wir aufgehört haben, unseren Basketball zu spielen, dass wir nicht mehr auf den Ball aufgepasst haben und dass wir uns selbst aus dem Konzept gebracht haben. Daran müssen wir dringend arbeiten.“

Anthony Polite: „Wir müssen unbedingt besser auf den Ball aufpassen. Wir hatten, gerade in der zweiten Hälfte, teils haarsträubende Ballverluste dabei. Frankfurt konnte die nicht nur für einfache Punkte nutzen, sondern hat sich dadurch auch neues Selbstvertrauen geholt. So viel, dass sie zum Ende hin auch die ganz schwierigen Würfe getroffen haben. Wir müssen unbedingt lernen, wie wir unser Tempo richtig kontrollieren.“

FRAPORT SKYLINERS 97:93 Veolia Towers Hamburg (21:32, 40:54, 66:72)

Dass den Hamburgern in Frankfurt keine ganz alltägliche Partie bevorstehen würde, zeigte schon ein Blick auf die Startaufstellung der Hausherren. Gleich fünf Guards starteten für die im obligatorischen Blau spielenden Skyliners. Entsprechend versuchten die Towers, in den Anfangsminuten ihre Größenvorteile auszunutzen. Immer wieder ging der Ball zu Yoeli Childs, der sich auch durch Fouls nicht stoppen ließ. So konnten sich die Hamburger mit einem 9:0-Lauf erstmalig absetzen. Und auch als die Hessen ihren 2,21 Meter Riesen Matt Haarms aufs Parkett schickten, fanden die Towers in Person von Yoeli Childs immer wieder eine Lösung – die wohl schönste, der Durchstecker des US-Centers auf Lukas Meisner, der per Dunk vollendete und die Skyliners zur Auszeit zwang. Im Anschluss an die Unterbrechung verwandelte der wiedergenesene James Woodard den ersten Distanzwurf für sein Team und brachte die Führung in den zweistelligen Bereich. Frankfurt konterte direkt mit zwei Dreiern, stellte in der Defensive auf Zone um. Doch auch gegen die Raumverteidigung fanden die Hanseaten dank ihrer guten Ballbewegung immer wieder die Lücken. Die Elf-Punkte-Führung nach den ersten zehn Minuten war hochverdient, wurde jedoch leicht von zwei Aussetzern, die Frankfurt in den Schlusssekunden in vier Zähler ummünzte, geschmälert.

Auch zu Beginn des zweiten Viertels spielte Yoeli Childs groß auf, indem er erst für Punkte sorgte und direkt auf der Gegenseite mit einem Block einen Frankfurter Abschluss vereitelte. Überhaupt war die Defensive der Towers in dieser Phase prägend – Frankfurt benötigte fast drei Minuten, um wieder Zählbares zu verzeichnen. Dass die Skyliners dann jedoch durch Obiesie und Robertson gleich zweimal zu viel zu einfachen Abschlüssen am Korb kamen, veranlasste Barloschky zur Unterbrechung. Der Hamburger Chef forderte lautstark eine bessere Eins-gegen-Eins-Verteidigung. Umgesetzt bekamen seine Schützlinge die Forderung jedoch nicht, stattdessen konnte Robertson zwei weitere Male unbedrängt abschließen. Der zwischenzeitliche 17-Punkte-Vorsprung war wieder in den einstelligen Bereich gerutscht. So folgte nur 56 Sekunden später die nächste Auszeit. Zumindest offensiv fanden die Hamburger anschließend wieder einen Rhythmus, der den Vorsprung wieder zweistellig werden ließ. Defensiv lief aber weiterhin nichts mehr – zu oft galt der Fokus der Diskussionen mit den Unparteiischen und nicht dem Gegenspieler. Die Konsequenz: Frankfurt schloss bis auf sieben Zähler auf. Immerhin in den letzten 90 Sekunden vor der Pause machten es die Towers dann doch noch einmal besser, sodass Ziga Samar, Kendale McCullum und Lukas Meisner die Partie mit sieben unbeantworteten Punkten in die Halbzeit schicken konnten.

Dass die Führung jedoch auf sehr wackligen Füßen stand, offenbarte die Anfangsphase der zweiten Spielhälfte. Die Sykliners starteten energiegeladen – und hätten, sofern sie ihre reihenweise guten Chancen verwandelt hätten, schon hier wieder für eine enge Partie sorgen können. Stattdessen kaschierte die Abschlussschwäche der Frankfurter die fehlende Abstimmung in der Hamburger Defensive. Mit Einzelaktionen von Ziga Samar und einem erneut starken Anthony Polite hielten sich die Towers über Wasser. Die Führung hatte sich nunmehr bei den bereits im ersten Viertel herausgespielten elf Punkten eingependelt. Doch wirkte diese weiterhin äußerst fragil – Frankfurts Anschluss schien deutlich näher als ein abermaliges Davonziehen. Auch, weil sich die Towers allein im dritten Viertel acht Ballverluste leisteten und damit drei mehr als in der gesamten ersten Hälfte. Die Gastgeber dagegen ließen sich auch vom Spielausschluss ihres bis hierhin besten Akteurs – Marcus Lewis kassierte nach einem Foul ein Technisches, hatte bereits im ersten Viertel unsportlich gefoult – nicht verunsichern. Stattdessen hatte Frankfurt nun auch das Glück auf seiner Seite. Aus der Distanz verkürzte Obiesie vor dem Schlussviertel auf sechs Zähler.

Die Veolia Towers wirkten aufgrund der Frankfurter Aufholjagd bereits zu Beginn des vierten Viertels stehend K.O. Während die Hessen ihr Momentum mitnahmen, konnten die Hamburger nur durch einen weiten Dreier von James Woodard den mittlerweile fast überfällig scheinenden Führungswechsel verhindern. Die Partie hatte ihre Anfangsattraktivität vollends verloren, stattdessen hatte bei den zwei im unteren Tabellendrittel feststeckenden Teams der K(r)ampfmodus übernommen. Wann immer die Towers zu Punkten kam, und die hatten mittlerweile Seltenheitswert, setzte Frankfurt direkt nach. Die Spieluhr war auf 3:45 Minuten heruntergelaufen, da erzielte Obiesie mit einem Drive die erste Führung der Skyliners seit der zweiten Spielminute. Ähnlich unbedrängt kam kurze Zeit später auch J.J. Frazier zum Korb. Frankfurt nutzte den Hamburger Kollektivausfall, um sich auf acht Punkte abzusetzen. Ein letzter 5:0-Lauf verpuffte, weil Topscorer Polite einen Freiwurf mit Absicht an den Ring setzte, die Fraport Skyliners aber, wie schon in der gesamten zweiten Hälfte, beherzter zugriffen.

Stats: Schoormann (4), Polite (17, 8 Reb., 3 Stl.), Philipps, Meisner (11, 4 Reb., 3 Ass.), Woodard (11), Samar (13, 6 Reb., 4 Ass.), McCullum (13, 3 Reb., 6 Ass.), Hinrichs (6, 3 Reb., 3 Ass.), Wohlfarth-Bottermann (4, 3 Reb.), Childs (14, 4 Reb.)