Kraftloses Derby in Oldenburg

Die Veolia Towers Hamburg unterliegen den EWE Baskets Oldenburg im Nord-Derby deutlich (94:58). Viel zu selten kann die Mannschaft von Benka Barloschky die Intensität des Gegners matchen. Zwei richtungsweisende Partien in der nächsten Woche.

Benka Barloschky: „Ein Wahnsinnsspiel von Oldenburg. Im ersten Viertel haben wir noch gut dagegengehalten und sind gut ins Spiel gekommen. Es war klar, dass es ein physisches und ein schweres Spiel werden würde. Im weiteren Spielverlauf haben wir keinen guten Job mehr gemacht, etwas gegen die Physis der Oldenburger zu unternehmen. Russell war überragend, aber es waren auch Spieler wie Holyfield, die uns mit ihrer Präsenz und Physis weh getan haben. Am Ende war es Schadensbegrenzung.“

Anthony Polite: „Oldenburg hatte heute von Beginn an sehr, sehr physisch gespielt. Wir haben diese Physis eigentlich zu keinem Zeitpunkt matchen können. Dann haben sie auch noch ihre Würfe getroffen, wir nicht. Heute war so ein Tag, an dem der Ball nicht in den Korb wollte. Wir haben allerdings auch keine andere Lösung gefunden, sind nicht zum Korb gekommen, konnten keine Fouls ziehen. Aber auch wenn Spiele so laufen, dann müssen wir Wege finden, die Gegner in der Defensive zu stoppen. Aber auch das ist uns heute nicht gelungen.“

EWE Baskets Oldenburg 94:58 Veolia Towers Hamburg (23:15, 54:29, 70:50)

Ohne viel Abtasten startete das Nord-Derby. Und von Anfang an war Feuer drin. Einen Dunk an seinem verdutzten Gegenspieler Agbakoko vorbei verlängerte Yoeli Childs mit einem durchdringenden Blick – Ziga Samar und Gegenspieler Trey Drechsel bedachten sich unmittelbar mit mehr oder weniger freundlichem Trashtalk. Auch sportlich bewegten sich die Kontrahenten zunächst im Gleichschritt. Die erste Führung der Veolia Towers hämmerte erneut Childs durch die Reuse – diesmal über Oldenburgs Rückkehrer Owen Klassen. Doch nachdem der Hamburger Big Man das Drei-Punkt-Spiel verpasst hatte, setzten sich die Hausherren zum ersten Mal ab. Zwar glückte dank zwei schneller Abschlüsse von Seth Hinrichs postwendend wieder der Anschluss. Doch nur, bis die Niedersachsen über den nicht unter Kontrolle zu bekommenden DeWayne Russell wieder enteilten. Aufgrund der frühen 12 Punkte des Oldenburger Motors wuchs der Rückstand bis auf sieben Zähler. Auch, weil die Hamburger ihre defensive Anfälligkeit nicht mehr über die Offensive ausgleichen konnten. Noch unglücklicher verliefen dann die Schlusssekunden des ersten Abschnitts – beim Wurfversuch landete Pjanic auf dem Fuß von Jordan Davis, der dafür mit einem unsportlichen Foul bedacht wurde.

Dass die Baskets nun den deutlich besseren Rhythmus gefunden hatten, zeigten auch die ersten Minuten des zweiten Viertels. Zwar gelangen Ryan Taylor die ersten zwei Punkte, in den folgenden viereinhalb Minuten scorten aber ausschließlich die Oldenburger. Und die Mannschaft von Pedro Calles, bei denen weiterhin Russell deutlich hervorstach, setzte sich so zwischenzeitlich auf 23 Zähler ab. Bei den Hamburgern lief dagegen nahezu gar nichts mehr. Die wohl skurrilste Szene: Ein Einwurf, bei dem sich Christoph Philipps an der Grundlinie bewegte, endete in einem Schrittfehler. Doch auch dieser Pfiff mit Seltenheitswert fiel bei dem offensichtlichen Leistungsunterschied nicht ins Gewicht. In den letzten vier Minuten der ersten Hälfte konnten die Hamburger immerhin, auch weil Jordan Davis erst aus der Halbdistanz und anschließend per And-One traf, zumindest wieder Zählbares auf die Anzeigetafel bringen. Die Verteidigungsproblematik hatte aber weiterhin Bestand – weil DeWayne Russell nicht zu stoppen war. Entweder traf der Guard selbst oder setzte seine Mitspieler in Szene. Der wohl treffendste Vergleich: Der 1,80 Meter große Amerikaner erzielte in 16 Minuten Einsatzzeit bis hierhin 24 Punkte und verteilte sieben Assists – die gesamte Hamburger Mannschaft brachte in den 20 absolvierten Minuten 29 Punkte zustande, bei nur sechs Vorlagen.

An der Körpersprache wurde zumindest deutlich, dass sich die Veolia Towers für die zweite Halbzeit eine deutliche Steigerung vorgenommen hatten. Nach fünf Punkten von Anthony Polite versenkte Lukas Meisner in der 23. Spielminute dann auch endlich den ersten Hamburger Distanztreffer des Nachmittags. Zwei Ballverluste und ein anschließender Alley-Oop-Dunk von Pjanic im Fastbreak verpassten dem guten Wiederbeginn aber ein jähes Ende. Head Coach Benka Barloschky erinnerte in der direkt folgenden Auszeit, nicht zu schnell zu viel zu forcieren. Und verhalf seinen Schützlingen so, wieder die richtige Balance zu finden. Anschließend ging es für beide Mannschaften erneut im Gleichschritt weiter. Der Rückstand hatte sich mittlerweile stabil bei 20 Punkten eingependelt. Und auch, wenn sich ein den Spielausgang veränderndes Comeback nicht andeute, war das dritte Viertel, das die Hamburger mit 21:16 für sich entschieden, genau die richtige Reaktion auf die ersten zwanzig Minuten. Die Defensive stand besser, beim Rebound griffen die Towers nun beherzter zu.

Auch direkt zu Beginn des Schlussviertels zeigte sich, dass die Towers die Oldenburger Offensive besser in Schach hielt. Kapital daraus schlagen, konnten die Hamburger jedoch nicht – denn in der Offensive reihten sich nun Fehler an Fehler. Und die wiederum brachten den Angriff der Gastgeber noch einmal neu in Schwung. Nach einem Freiwurf von Christoph Philipps, der einzige Punkt der Towers in den ersten fünfeinhalb Minuten des letzten Abschnitts, hievte Oldenburg den Rückstand mit einem 9:0-Lauf dann sogar noch über die 30-Punkte-Marke. So trudelte die verbleibende Spielzeit dann nur noch aus. Während bei den Niedersachsen munter rotiert wurde und eine La-Ola durch die mit 6.000 Zuschauenden ausverkaufte Arena zog, versuchten die Veolia Towers bereits den Rhythmus für die kommende Aufgabe aufzunehmen. Denn schon am Dienstag geht es im 7DAYS EuroCup im direkten Duell gegen Dolomiti Energia Trento um den letzten Playoff-Platz in der Gruppe B und dann am kommenden Samstag (25.03., 20.30 Uhr) gegen die FRAPORT SKYLINERS, die im Parallelspiel gegen Chemnitz gewannen, um ganz wichtige Punkte im Kampf um den Ligaverbleib.

Tickets für die beiden richtungsweisenden Partien in der kommenden Woche gibt es im Online-Ticketshop unter tickets.hamburgtowers.de.

Stats: Schoormann, Philipps (1, 4 Reb.), Polite (11, 6 Reb.), Meisner (11, 6 Reb.), Samar (2, 4 Ass.), Hinrichs (4, 3 Reb.), Taylor (2), Wohlfarth-Bottermann (2, 3 Reb.), Childs (15, 10 Reb.), Davis (10, 5 Reb., 3 Ass.)