Kein Wunder, aber die richtige Reaktion

Die Veolia Towers Hamburg verlieren nach einer leidenschaftlichen Partie gegen den Favoriten Buducnost VOLI Podgorica letztendlich deutlich (59:87). Lukas Meisner mit starkem Double-Double. Nachwuchsprofi Al-Fayed Alegbe und Kooperationsspieler Harrison Cleary und Michal Kozak bringen wichtige Energie.

Benka Barloschky: „Das war ein verdienter Sieg für Podgorica. Sie haben ein gutes Spiel gespielt, genauso wie wir es erwartet hatten – sehr physisch, stark in der Defensive. Wir wussten, dass wir mit unserem heutigen Roster unsere Probleme haben werden, zu scoren. Ebenso wussten wir um die große Herausforderung im Rebound, am Ende haben wir die Duelle unter den Körben deutlich verloren. Das ist ein entscheidender Faktor, wie der deutliche Sieg heute zustande kam. Allgemein war die Energie da, wir haben viele Dinge richtig gemacht, die wir uns im Training erarbeitet haben. Ich habe den Jungs gesagt, dass ich keine Wunder erwarte, aber das sehen will, was wir trainiert haben. Und das haben sie gezeigt.“

Lukas Meisner: „Das war ein schweres Spiel für uns. Trotz des Ergebnisses bin ich stolz auf unser Team. Wir hatten heute eine besonders kurze Rotation, unsere Doppellizenzspieler haben großartigen Einsatz gezeigt auf einem Level, in dem sie bisher noch wenig, bis keine Erfahrungen gesammelt haben. Wir haben auf den Coachingwechsel aus meiner Sicht gut reagiert und sehr hart in den beiden Tagen als Team trainiert. Wir sehen den Prozess heute und nehmen das mit in die Vorbereitung auf das Spiel gegen Göttingen am Sonntag, in dem wir den nächsten Schritt gehen wollen.“

Marvin Clark II: „Natürlich haben uns heute wichtige Spieler gefehlt, vor allem auf den großen Positionen hat man das deutlich gemerkt. Dennoch haben heute der Einsatz und die Energie des Teams gestimmt. Wir konnten viel lernen und ich denke, vor allem unsere Ergänzungsspieler haben heute tolle Erfahrungen auf diesem Level sammeln können. Ihr Einsatz hat uns natürlich extrem geholfen.“

Veolia Towers Hamburg 59:87 Buducnost VOLI Podgorica (13:20, 33:43, 49:65)

Da den Veolia Towers gleich drei Stammspieler (McCullum, Hinrichs & Wohlfarth-Bottermann) zum Rückrundenstart der Gruppenphase im 7DAYS EuroCup nicht zur Verfügung standen, war Benka Barloschky in seinem ersten Spiel als Head Coach schon früh gezwungen, zu improvisieren. Die Gäste aus Podgorica konnten dagegen aus dem Vollen schöpfen. Und gingen angeführt von ihrem Go-to-Guy Alpha Kaba, dem Michal Kozak trotz viel Einsatz zunächst nur wenig entgegensetzen konnte, direkt in Führung. Die Hamburger aber fighteten und machten das Beste aus ihren Möglichkeiten – vor allem in der Defensive. Dass daraus auch einfache Punkte im Fastbreak folgten, ließ die Hanseaten den Anschluss behalten. Als die Hamburger den Favoriten aus der montenegrinischen Hauptstadt zur Überschreitung der 24-sekündigen Angriffszeit zwangen, reckte Barloschky beide Fäuste in die Luft, die Towers-Bank stand. Der einzige Makel, wenn man denn einen finden wollte, war in den ersten zehn Minuten, trotz guter Looks, die Chancenverwertung.

Das hatten auch die Towers erkannt und arbeiten ihr Manko zu Beginn des zweiten Viertels direkt auf. Ein sehenswertes Anspiel von Kozak verwandelte Lukas Meisner per Alley-Oop-Dunk, dann ließen James Woodard und wieder Meisner zwei Treffer aus der Distanz folgen. Der Co-Kapitän war der Aktivposten schlechthin. Als der 27-Jährige nach knapp 14 Minuten seine zweite kurze Pause erhielt, standen bereits 12 Punkte und 7 Rebounds hinter seinem Namen im Statistikbogen. Die 1297 Zuschauenden honorierten den leidenschaftlichen Auftritt ihres Teams, auch als die Hamburger anschließend das erste Mal zweistellig in Rückstand gerieten. Der Fokus lag entsprechend der klaren Rollenverteilung zwischen beiden Kontrahenten ohnehin weniger auf dem Punktestand als auf der Körpersprache des Teams von Benka Barloschky – und den Veolia Towers konnte in der ersten Halbzeit zweifelsohne eine Reaktion auf den letzten Bundesliga-Auftritt attestiert werden.

Mit dem Beginn der zweiten Hälfte dagegen konnte Barloschky nicht wirklich zufrieden sein. Ohne den Fokus auf ihre defensiven Prinzipien kassierten die Hamburger vier offensichtlich zu leichte Abschlüsse des Teams aus Podgorica. Also nahm der Towers Head Coach nach gerade einmal 163 gespielten Sekunden die Auszeit. Fortan stimmte das Mindset wieder, dennoch wuchs der Rückstand bis auf 21 Punkte – auch, weil Podgorica mit zunehmender Spielzeit aus dem an diesem Abend deutlich tieferen Aufgebot mehr und mehr Profit schlagen konnte. Während sich bei den Hamburgern weiterhin Lukas Meisner und auch Marvin Clark II für Zählbares verantwortlich zeigten, verteilten die Gäste ihre Scoringlast auf sechs Schulterpaare. Der Intensitätsvorteil lag aber nun wieder klar aufseiten der Hausherren, die fortan über fast vier Minuten weitere Punkte Podgoricas verhinderten. Mit tatkräftiger Unterstützung von James Woodard schrumpfte die Hypothek auf 14 Punkte, ehe Buducnosts Green die letzten zwei Zähler des dritten Viertels durch die Reuse beförderte.

Und der 32-jährige Routinier schien noch nicht zufrieden. Zwei Mal in Serie stellte er sich zu Beginn des vierten Viertels den erst 18-jährigen Al-Fayed Alegebe zurecht und ebnete damit den Weg zum 20-Punkte-Rückstand. Marvin Clark II, mit acht Punkten in Serie, aber hielt für die Veolia Towers offensiv noch einmal dagegen. Dass der Spielausgang zu diesem Zeitpunkt bereits vorgezeichnet war, schien allen Akteuren bewusst. Dennoch ermutigte Benka Barloschky sein Team und das Hamburger Publikum gestenreich, die letzten Spielminuten nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Und obwohl die Kräfte sichtlich schwanden, probierten die Veolia Towers weiter – Punkte sprangen in den letzten fünfeinhalb Minuten allerdings keine mehr heraus. Der Sieg ging entsprechend überdeutlich an Buducnost VOLI Podgorica.

Stats: Schoormann (6), Cleary, Philipps (3), Meisner (17, 12 Reb.), Woodard (11), Samar (7 Ass.), Alegbe, Clark II (18, 5 Reb.), Kozak (4, 3 Ass.)