In Unterzahl deutlich unterlegen

Ohne vier Leistungsträger verlieren die Hamburg Towers im 7DAYS EuroCup mit 85:62 (26:15, 53:32, 70:47) bei Boulogne Metropolitans 92. Im Schlussviertel feiert Hendrik Drescher seine Premiere auf internationalem Parkett.

WIE LIEF’S Trotz der deutlichen personellen Schwächung fanden die Hamburg Towers vor allem in der Defensive gut in die Partie, zwangen Boulogne Metropolitans 92 bereits im ersten Angriff zur Übertretung der 24-sekündigen Angriffszeit und anschließend deren Center Hunter zum Offensivfoul. Für die ersten Punkte sorgte gleich zweimal Eddy Edigin. Nach dem guten Start und einer ersten Führung verflog der Rhythmus jedoch schnell, mit einem 7:0-Lauf übernahmen die Hausherren und zwangen Pedro Calles zur Auszeit. Aus der Distanz fehlte die Genauigkeit, besser dagegen lief es in Korbnähe – mit zwei Abschlüssen sorgte Caleb Homesley für den Anschluss. Bei den Gastgebern wirkte das Spiel insgesamt flüssiger, immerhin drei Abschlüsse aus der Distanz fanden das Ziel. Entsprechend führte das Team von Vincent Collet nach zehn Minuten mit elf Zählern. Auch zu Beginn des zweiten Viertels lief es auf Hamburger Seite nicht besser, Boulogne startete mit einem 6:0-Run. Nach einer weiteren Calles‘ Auszeit verwandelte Jaylon Brown zwei Dreier in Folge und egalisierte damit den Start der Franzosen, der wache Lukas Meisner ergänzte einen Abschluss trotz Foul. Doch näher als auf neun Zähler konnten die Towers nicht verkürzen. Stattdessen nutzen die Franzosen wiederauftretende Ungenauigkeiten der Hamburger erneut zu einfachen Zählern. In der Defensive wurden die Lücken größer. Weil zudem das Reboundduell bis zur Halbzeit deutlich auf die Seite der Metropolitans ausschlug, war auch der Rückstand zur Pause entsprechend deutlich. Während beide Teams in der Kabine verweilten, flimmerte der Monsterblock von Max DiLeo aus der Partie gegen Oldenburg durch die Liveübertragung von Magenta Sport. Und mit einem ähnlichen defensiven Statement eröffnete Caleb Homesley die zweite Halbzeit. Ein weiteres Highlight setzte Jaylon Brown mit einem Dunk im Fastbreak. An der deutlichen Führung von Boulogne Metropolitans 92 änderte sich dennoch nichts, auch weil die Hausherren mit zunehmender Spielzeit zu immer einfacheren Abschlüssen kamen. Sinnbildlich für den gebrauchten Abend auch die letzte Minute des dritten Viertels, gleich vier Würfe verfehlten das Ziel, auch weil sich Zach Brown und Osaro Jürgen Rich in der letzten Sekunde gegenseitig im Weg standen. Zu Beginn des Schlussviertels hatte Rich nach Ballgewinn dann aber freie Bahn und erzielte per Korbleger seine EuroCup-Punkte vier und fünf. Anschließend erhielt auch Hendrik Drescher seine ersten Einsatzminuten im EuroCup, während Lukas Meisner den erst fünften Hamburger Dreier des Abends verwandelte. Der restliche Spielzeit verging ohne nennenswerte Ereignisse. Insgesamt zu viele Ballverluste, zu wenig Genauigkeit aus der Distanz und ein klar verlorenes Reboundduell waren die deutlichsten Anzeichen der Unterlegenheit der Hamburg Towers beim französischen Tabellenführer.

TOWERS-STATS J. Brown (14, 3 Ass.), Z. Brown (6, 6 Reb.), Walker, DiLeo (2, 4 Reb.), Homesley (7, 4 Reb., 5 Ass.), Rich (2), Meisner (17), Hinrichs (8, 5 Reb., 5 Ass., 3 Stl.), Edigin (6, 3 Reb.), Drescher (3 Reb.)

Für Osaro Jürgen Rich gab es viel Einsatzzeit. | Foto: Marvin Contessi

DUELL IM FOKUS Osaro Jürgen Rich vs. Assemian Moulare. Auf beiden Seiten bekamen auch die Youngster der Teams reichlich Spielzeit. Ähnlich wie Rich noch in der letzten Saison, kommt der Franzose in dieser Spielzeit hauptsächlich für Boulognes zweite Mannschaft in Frankreichs Nachwuchsliga (Betclic Elite U21) zum Einsatz – im EuroCup stand er bisher nur für acht Sekunden auf dem Parkett. In der Partie gegen die Towers nutzte der 19-Jährige seine Chance, bedingt durch Keith Hornsbys Ausfall, und erzielte in 17:29 Minuten acht Punkte. Und auch Osaro Jürgen Rich verbuchte eine neue Einsatzbestzeit – in 10:46 Minuten kam der 24-Jährige auf zwei Punkte, zwei Rebounds und ebenso viele Ballgewinne.

TOWER OF THE GAME In den ersten drei Vierteln gab es für Seth Hinrichs keine Möglichkeit für eine Verschnaufpause. Zu wichtig war der Hamburger ‚Glueguy‘ für das Spiel der Towers – unscheinbar, aber effektiv. Bei überdeutlichem Rückstand war der Abend für Hinrichs dann zu Beginn des Schlussviertels vorzeitig beendet – immerhin wird der Forward auch am Samstag gegen Bonn wieder an allen Ecken und Enden gefordert sein. Und obwohl der US-Amerikaner „nur“ auf acht Punkte kam, war der mit Abstand effektivste Akteur – weil er zudem noch 5 Rebounds sammelte, fünf Assists verteilte und für drei Ballgewinne sorgte.

WHAT’S NEXT Nach Göttingens Sieg in Frankfurt stehen die Hamburg Towers am Samstag im Rennen um den letzten Playoff-Platz gegen den Tabellenzweiten, die Telekom Baskets Bonn, etwas unter Zugzwang. Die Bonner gewannen ihrerseits unter der Woche auf furiose Art und Weise gegen Tabellenführer München. Die Partie des 24. Spieltages entschied das Team von Tuomas Iisalo mit 96:61 für sich und verpasste damit den Münchnern die zweithöchste Niederlage in ihrer BBL-Geschichte. Bester Werfer war Javontae Hawkins (23), der mit dem Bonner Head Coach bereits in Crailsheim zusammengearbeitet hat, Mitte Dezember nachverpflichtet wurde, das Hinspiel aber aufgrund einer Corona-Infektion verpasste. Die Partie Anfang Januar wird Towers-Fans noch besonders gut in Erinnerung sein, denn die Hamburger sicherten sich trotz der Ausfälle von Justus Hollatz und Jaylon Brown einen Auswärtserfolg (80:92) – auch weil Caleb Homesley mit 33 Punkten seine BBL-Saisonbestleistung aufstellte. Ob eine ähnliche Überraschung auch im Rückspiel gelingen kann, entscheidet sich am Samstag (12.03., 18 Uhr). Tickets gibt es unter tickets.hamburgtowers.de.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Seth Hinrichs war an diesem Abend der effektivste Tower. | Foto: Marvin Contessi

PEDRO CALLES: „Zuerst haben uns heute wichtige Spieler gefehlt. Weiter müssen wir festhalten, dass Boulogne von der ersten Minute an das bessere Team war. Sie haben die Bretter kontrolliert und haben unsere Ballverluste immer wieder in einfache Fastbreak-Punkte umgewandelt. Wir müssen aus diesem Spiel lernen. Wir sind nicht umsonst nach Paris gekommen, deswegen müssen wir die Lehren jetzt mitnehmen. Vor den nächsten Spielen hoffen wir auf die Rückkehr einiger Spieler, die heute nicht dabei waren. Dann müssen wir weitersehen.“

SETH HINRICHS: „Wir wussten, dass es ohne die vier Jungs eine riesige Herausforderung wird. Wir wollten heute eigentlich von unserer Schnelligkeit profitieren, gleichzeitig das Tempo bei Boulogne drosseln. Durch die vielen Ballverluste war uns das aber nicht möglich, sie haben aus unseren Fehlern zu viel Kapital geschlagen.“