In kleiner Besetzung zurück auf europäischer Bühne

Am Mittwoch gastieren die Hamburg Towers bei Boulogne Metropolitans 92. Head Coach Pedro Calles kann nur auf 10 Spieler zurückgreifen. Tipoff beim Gruppenvierten ist um 20.30 Uhr. Magenta Sport überträgt ab 20.20 Uhr live.

WHAT’S UP?! Vor über einem Monat standen die Hamburg Towers zum letzten Mal auf europäischem Parkett und sicherten sich bei MoraBanc Andorra einen 78:85-Auswärtserfolg. Und obwohl in der Zwischenzeit keine weitere Partie ausgetragen wurde, ist viel passiert. Das eigentlich für Mitte Februar angesetzte Heimspiel gegen Lietkabelis Panevezys musste aufgrund mehrerer Coronafälle im Team der Litauer verlegt werden – und wurde mittlerweile auf den 04. April (19.30 Uhr) neu terminiert. Der russische Vertreter aus Krasnodar wurde aufgrund des anhalten Krieges in der Ukraine vom Spielbetrieb ausgeschlossen, entsprechend wird das Rückspiel nicht mehr ausgetragen. Über womöglich veränderte Wertungskriterien wurde bisher noch nicht endgültig entschieden. Doch sowohl bei den Towers als auch bei Boulogne Metropolitans 92, dem kommenden Gegner des Teams von Pedro Calles, könnte gegebenenfalls ein Sieg, den die Teams gegen Lokomotiv Kuban feierten, gestrichen werden. Mit Rechenszenarien wollen sich die Hamburger derzeit aber nicht befassen. Zunächst plagen das Team Personalsorgen. Zum Duell mit dem Tabellenführer der französischen Liga und dem aktuellen Vierten der Gruppe A können die Towers lediglich auf zehn Spieler zurückgreifen. An der Herangehensweise an die Partie des 14. Spieltages will Calles dennoch nichts ändern. Schon das Hinspiel hat gezeigt, dass die Towers im Duell mit den Franzosen, die zuletzt viermal in Folge das EuroCup-Parkett als Sieger verließen, durchaus konkurrenzfähig sind. Der Schlüssel zum Erfolg wird die Defensive sein – es gilt, vor allem die Wirkungskreise der kreativen Aufbauspieler und der kräftigen Innenspieler einzuschränken. So spricht für die Towers, dass sie mit 9,1 Steals zu den besten Balldieben im Wettbewerb gehören und pro Partie beim gegnerischen Team mit im Schnitt 16,5 die meisten Turnovers produzieren. Dass die Metropolitans allerdings mit Drucksituationen bisher gut zurechtkommen, belegt vor allem ein Wert – mit lediglich 11,4 Ballverlusten pro Partie passt keine Mannschaft besser auf das Spielgerät auf. Sollte es das Team von Pedro Calles, ähnlich wie zuletzt auch gegen Oldenburg, schaffen, das Rebounding für sich zu entscheiden, sind die Chancen auf einen weiteren Achtungserfolg aber durchaus gegeben.

Im Hinspiel dominierte Boulognes Center Vince Hunter die Zonen. | Foto: Marvin Contessi

DUELL IM FOKUS Caleb Homesley vs. Will Cummings. Die beiden Guards sind ohne Wenn und Aber die Schlüsselspieler ihrer Teams. Pro Partie stehen die beiden Aufbauspieler knapp 27 Minuten auf dem Parkett und führen ihr Team jeweils als Topscorer (Homesley 20,7, Cummings 17,7) und bester Assistgeber (Homesley 4,3, Cummings 5,0) an. Im Hinspiel stellte der US-Amerikaner im Hamburger Trikot mit 29 Punkten zum ersten Mal seine persönliche EuroCup-Bestleistung auf, egalisierte diese später gegen Trento. Sein Landsmann im Trikot der Franzosen überzeugte mit 14 Punkten und 6 Assists als Lenker und Denker. Die größte Gefahr strahlen beide von jenseits der 6,75-Meter-Linie aus. Während Will Cummings mit 41,2-prozentiger Dreierquote überzeugt, brilliert Caleb Homesley von Downtown mit 44,0 Prozent Trefferquote.

BLICK IN DIE GESCHICHTSBÜCHER Mitte November trafen die beiden Kontrahenten in Hamburg aufeinander – die Ausgangssituation damals eine etwas andere. Denn sowohl der Vertreter aus dem Pariser Vorort Levallois als auch die Hamburg Towers rangierten zu diesem Zeitpunkt an der Spitze ihrer nationalen Ligen. Fast vier Monate sind seitdem vergangen. Und während Boulogne Metropolitans 92 mit 16 Siegen aus 22 Spielen in der französischen LNB ProA immer noch das Maß aller Dinge ist – noch vor den Euroleague-Teams aus Lyon und Monaco – finden sich die Hanseaten derzeit auf Tabellenplatz neun wieder. Doch schon im Hinspiel war die Chance auf einen Erfolg da – und zwar gleich mehrfach. Immer wieder arbeitete sich das Team von Pedro Calles an die vom ehemaligen französischen Nationaltrainer Vincent Collet betreute Mannschaft heran, lag sogar nach der Halbzeit kurzzeitig in Führung. Am Ende fehlten die defensiven Stopps. Dass die Towers diese aber im Repertoire haben, haben sie in dieser Saison aber schon mehrfach bewiesen.

OFF THE COURT Am Dienstagmittag starteten die Hamburg Towers vom Hamburger Flughafen ihren Trip in die französische Hauptstadt. Ohne die beiden erkrankten Big Men Maik Kotsar und Robin Christen, sowie ohne die angeschlagenen Guards Justus Hollatz und Trevon Bluiett. Stattdessen komplettieren Jordan Walker und Hendrik Drescher das Hamburger Aufgebot. Nach dem rund 90-minütigen Flug nach Paris steht zunächst ein gemeinsames Mittagessen auf dem Programm, ehe am Abend abschließend in dem rund 4000 Zuschauer:innen fassenden Palais des sports Marcel-Cerdan trainiert wird. Die Arena diente seit 1992 bereits den Vorgängerklubs Paris Basket Racing und Levallois Sporting Club als Heimspielstätte. Für Mittwochmorgen ist noch ein rund einstündiges Shootaround angesetzt, Tipoff der Partie des 14. Spieltages in der EuroCup-Gruppe A ist dann um 20.30 Uhr. Magenta Sport überträgt ab 20.20 Uhr live.

KURZER SCHNACK VOR DEM SPIEL

Zach Brown geht mit Zuversicht in das Duell mit Boulogne Metropolitans 92. | Foto: Marvin Contessi

PEDRO CALLES: „Auch wenn uns nur eine sehr kurze Rotation zur Verfügung steht, gibt es keinen Grund, unsere Herangehensweise an ein Spiel zu verändern. Boulogne kombiniert Kreativität und Scoring auf den Guard-Positionen mit Will Cummings und Keith Hornsby. Gleichzeitig haben sie mit Vince Hunter einen starken Finisher und Rebounder in Korbnähe. Er ist einer der dominantesten Center im EuroCup und hat uns schon im Hinspiel Probleme bereitet – auch wenn ich der Meinung bin, dass wir da gar keinen schlechten Job gemacht haben. Damals hat uns Maik schon einmal gefehlt, jetzt fehlt mit Robin ein weiterer Big Man. Dennoch müssen wir versuchen, es ihnen in diesen beiden Schlüsselbereichen so schwer wie möglich zu machen.“

ZACH BROWN: „Wir sind bereits am Wochenende zusammengerückt und haben die Energie und das Tempo hochgehalten. Wir müssen zuversichtlich bleiben und dürfen nicht schon vorher zurückschrecken. Jeder Spieler muss an sein Maximum gehen und für den anderen da sein. Für Mittwoch und auch jedes weitere Spiel liegt unser Augenmerk darauf, guten Teambasketball zu spielen. Als Gemeinschaft sind wir stark. Daran arbeiten wir jeden Tag. Und da ist es auch unerheblich, ob ich 30 Sekunden oder 30 Minuten spiele – ich werde meine Nische finden. Ich bleibe immer positiv und werde versuchen, alles für das Team zu geben. Alle sind uneigennützig, der Coach versucht jeden Spieler in die für ihn beste Ausgangslage zu bringen.“