In die Festung auf dem Hardtberg

Die Veolia Towers Hamburg gastieren am Samstag (01.04.) beim bisher zu Hause noch ungeschlagenen Tabellenführer. Die Telekom Baskets Bonn gewannen zuletzt wettbewerbsübergreifend 16 Spiele in Serie. MVP-Kandidat TJ Shorts ragt aus Iisalo-Truppe heraus. Tipoff erfolgt um 18 Uhr – Magenta Sport überträgt live.

Es gibt definitiv angenehmere Auswärtsreisen als den aktuell sechs Tage andauernden Trip zwischen Hamburg, Gran Canaria und Bonn. Wenn der Towers-Tross am frühen Sonntagmorgen wieder in der Hansestadt ankommen soll, stecken nicht nur über 7000 Reisekilometer in den Knochen. Dazu kommt die vorübergehende, wenn auch nur einstündige, Zeitverschiebung und der Wetterumschwung von verregneten 10 Grad im Norden Deutschlands im Vergleich zu sonnigen 24 Grad auf der drittgrößten Kanarischen Insel. Damit aber noch nicht genug: Denn nach der schweren Aufgabe gegen den Tabellenführer der Gruppe B im EuroCup wartet am Samstag (01.04.) der Tabellenführer der easyCredit BBL auf die Truppe von Benka Barloschky. Im Hinspiel Mitte November setzten sich die Rheinländer mit 72:101 mehr als deutlich durch. Überhaupt wecken die Baskets nicht unbedingt positive Erinnerungen. Der Hinrundenpartie voranstehend ist da auch noch die letztjährige Viertelfinalserie in den Playoffs. Das 0:3 ist hinlänglich bekannt und die Erinnerungen an die schmerzhafte 98:100-Niederlage in Spiel eins spätestens nach der Rückkehr von Javontae Hawkins nach Bonn wieder präsent. Damit nach nunmehr fünf Bonner Siegen in Serie die Towers das Parkett wieder als Sieger verlassen können, muss nahezu alles perfekt laufen.

Spielbeginn in der Festung auf dem Bonner Hardtberg ist um 18 Uhr. Magenta Sport überträgt die Partie des 26. Spieltages ab 17.45 Uhr live – der Mann am Mikrofon ist Holger Sauer.

Ex-Hamburger TJ Shorts dominierte das Hinspiel mit 24 Punkten und 6 Assists. | Foto: Dennis Fischer

Wie stark sich die Telekom Baskets Bonn in dieser Spielzeit präsentieren, ist schnell erklärt: aktueller Tabellenführer, als erstes Team für die Playoffs qualifiziert, in der Champions League nach nur einer Niederlage in 12 Spielen souverän im Viertelfinale. Dazu wettbewerbsübergreifend mit 16 Siegen in Serie, seit Anfang Oktober in eigener Halle ungeschlagen – lediglich der internationale Auftakt (84:88) gegen Reggio Emilia legt einen leichten Schleier über die sonst makellose Heimbilanz. Schon in der vergangenen Saison war der Dome auf dem Hardtberg eine sehr schwer zu bespielende Arena. Die Towers waren zwar einer der zwei Klubs, die einen Hauptrundenerfolg aus der alten Bundeshauptstadt entführen konnten – im Achtelfinale der Playoffs gingen bekanntlich aber beide Auftritte in Bonn verloren.

Und der beachtliche Bonner Erfolg sehr eng verknüpft mit den außergewöhnlichen Leistungen ihres Point Guards. TJ Shorts, der nur 1,75 Meter große Wirbelwind, der 2020/21 noch das Towers-Trikot trug, befindet sich wie schon im Vorjahr auf MVP-Kurs – mit 18,0 Punkten, 3,5 Rebounds und 7,8 Assists pro Spiel ist Shorts der mit Abstand effektivste Spieler der easyCredit BBL. Um ihn herum hat Head Coach Tuomas Iisalo ein Team geformt, dass jeglichen Widrigkeiten trotzen kann. Selbst die vorübergehenden Verletzungspausen von Michael Kessens (5,7 PpS, 5 Spiele), Tyson Ward (10,4, 5), Collin Malcom (9,3, 4) und Jeremy Morgan (16,2 14) brachten die Baskets nicht aus dem Gleichgewicht. Dass mit Finn Delany (10,0) seit dieser Woche ein weiterer Schlüsselspieler für mehrere Wochen ausfällt, sollte die leidgeprüften Rheinländer daher ebenso wenig ins Wanken bringen.

Denn statistisch – sowohl aus 40 Minuten effektiver Spielzeit als auch hochgerechnet auf 100 Ballbesitze – sind die Telekom Baskets Bonn das beste Team in der Offensive und Defensive. Den im Schnitt 89,9 erzielten Zählern stehen gerade einmal durchschnittlich 73,8 gegnerische Punkte gegenüber – dazu die beste Zweier-Quote (60,1%), die zweitmeisten Rebounds (37,2) sowie jeweils der drittbeste Wert bei Assists (20,6) und Ballgewinnen (8,2). Der Finne Tuomas Iisalo hat in seinem zweiten Jahr im Rheinland eine Winning Culture etabliert, die Bestleistungen aus allen Akteuren hervor kitzelt. So spielt der 26-jährige Leon Kratzer (10,0) seine wohl konstanteste BBL-Saison, Sebastian Herreras (8,7) Formkurve zeigt nach zwei mauen Jahren in Oldenburg wieder deutlich nach oben und Kapitän Karsten Tadda ist auch in seiner 16. BBL-Saison weiter ein Lehrbuchbeispiel für einen Three-and-D-Spieler.

Gegen den aktuellen Tabellenführer müssen sich die Veolia Towers strecken. | Foto: Dennis Fischer

Benka Barloschky: „Uns erwartet die Mannschaft, die in diesem Jahr auf konstantem Level den besten Basketball in der Bundesliga spielt. Für uns wird das natürlich eine riesige Herausforderung, wie auch schon Gran Canaria zuvor. Aber für uns ist das etwas Gutes, etwas Erstrebenswertes – denn wir können das, was wir uns in den letzten Wochen erarbeitet haben, gegen sehr gute Gegner in die Waagschale werfen. Wir wollen uns gegen die besten Teams, Spieler und Coaches messen. Das trifft so auch auf TJ Shorts zu. Er ist das Herz, der Motor der Mannschaft. Er setzt alles in Gang, kreiert die meisten Vorteile. Dazu muss man sagen, dass das Bonner Team es wie kein anderes versteht, diese Vorteile dann auch entsprechend für sich zu nutzen. Wir kennen ihn in Hamburg und ich habe weiterhin ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Das werde ich morgen über die Spielzeit ausblenden. Von dem Spiel weg freue ich mich aber riesig für ihn, dass er genau da steht, wo er jetzt steht, weil er sich jeden Zentimeter hart erarbeitet hat.“