In den entscheidenden Momenten verzettelt

Die Veolia Towers Hamburg leisten sich nach guter erster Hälfte in der zweiten Halbzeit 12 Ballverluste und verlieren am Ende durch einen Big Shot 83:88 gegen Brose Bamberg. Jordan Davis bei Debüt mit 20 Punkten, Yoeli Childs mit Double Double.

Benka Barloschky: „Wir haben in der zweiten Halbzeit zu viele Fehler gemacht und zu Beginn nicht gut reingefunden. Bamberg hat im ersten Viertel 30 Punkte gemacht, das war zu viel. Mit der Reaktion im zweiten Viertel war ich sehr zufrieden. Wir haben intensiver verteidigt, Bamberg gestoppt und sind ins Laufen gekommen. Immer, wenn uns das gelungen ist, sahen wir auch offensiv gut aus. In die zweite Halbzeit sind wir auch gut gestartet, haben uns dann aber ein bisschen verzettelt – zu viel Halbfeldbasketball, zu wenig Transition und haben dann auch noch zu viele Bälle weggeschmissen. Die Ballverluste im dritten und vierten Viertel waren einfach zu viel, das haben wir davor deutlich besser gemacht. Mit der Energie und der Art und Weise, wie wir gereboundet haben, bin ich sehr zufrieden. Wir hatten einen klaren Plan, wie wir Bambergs Switches angreifen wollten, davon haben wir aber nur wenig umgesetzt. Das müssen wir uns anschauen und besser werden.“

Jordan Davis: „Wir haben verloren, ich habe den Ball vier Mal verloren und Würfe genommen, bei denen ich eine bessere Entscheidung hätte treffen müssen. Ich wünschte, ich könnte zu diesen Situationen zurückspulen und es besser machen. Wir haben verloren, darum geht es letztendlich – nicht um meine persönlichen Statistiken. Und deswegen kann ich nicht zufrieden mit meinem Debüt sein.“

Veolia Towers Hamburg 83:88 Brose Bamberg (24:30, 48:45, 67:68)

Wenige Minuten vor Spielbeginn nahm, fast unbemerkt von den 3.400 Zuschauenden, Dallas Mavericks-Legende und Willoughby-Buddy Dirk Nowitzki am Spielfeldrand der zum elften Mal in Folge ausverkauften edel-optics.de Arena Platz. Und der NBA-Champion von 2011 erlebte hautnah eine spannende und highlightreiche Anfangsphase. Eine erste Führung der Bamberger Gäste glichen die Towers direkt wieder aus. Anschließend lieferten sich beide Kontrahenten einen offenen Schlagabtausch – mit leichten Vorteilen für die Oberfranken, die aus der Distanz sicher trafen und auch immer wieder die Lücken in der Hamburger Verteidigung fanden. Dass die defensive Abstimmung nicht passte, hatte auch Head Coach Benka Barloschky bemerkt, der anschließend zur Auszeit bat. Doch auch nach der Unterbrechung – in der Ehrengast Nowitzki nun ganz offiziell begrüßt wurde – bekamen die Veolia Towers die Bamberger Offensive nicht so richtig in den Griff. Zwischenzeitlich setzte sich das Team von Oren Amiel bis auf neun Punkte ab. Nach starkem Zuspiel vom sehr aktiven Ziga Samar, konnte Jonas Wohlfarth-Bottermann zum Ende des ersten Viertels aber noch verkürzen.

Nach der kurzen Pause dauerte es rund zwei Minuten, bis die spannende Partie wieder an Fahrt aufnahm. Statt sehenswerter Offensive präsentierten beide Teams nun kompromisslose Verteidigung. Und hier kam die Stärke der Veolia Towers deutlich sichtbar zum Tragen. Lediglich zwei Zähler gestattete die Barloschky-Truppe den Bambergern in fast fünf Minuten. Der Lohn für die harte Arbeit war ein 11:0-Lauf, der die Hamburger zum ersten Mal an diesem Abend die Führung übernehmen ließ. In der 17. Spielminute kam Jordan Davis dann von der Freiwurflinie zu seinem ersten Punkt im Towers-Trikot. Und der mit viel Übersicht agierende Guard schien gefallen daran gefunden zu haben – nur 30 Sekunden später legte er die ersten Zähler aus dem Feld nach. Es schien fast so, als wollte der Neuzugang die Defensivprägung des Abschnitts ein wenig auflockern. Mit einem And One erzielte der US-Amerikaner seine Punkte vier, fünf und sechs – und hielt damit sein Team weiter in Front. Ein Treffer aus der Distanz war dem Mann mit der Nummer 55 bis zu Halbzeit nicht vergönnt. Len Schoormann dagegen schon. Und führten die Veolia Towers auch noch beim Gang in die Kabine.

Mit brachialer Kraft und einem krachenden Dunk, den auch Bambergs Chachashvili trotz Foul nicht verhindern konnte, eröffnete Yoeli Childs – schon in der ersten Hälfte mit 10 Punkten – die zweite Hälfte. Nach guter Ballbewegung und dem Auge von Lukas Meisner für den besser postierten Mitspieler kam Jordan Davis dann auch zu seinem ersten Treffer von Downtown. Während die Offensive direkt wieder klickte, offenbarten sich in der Defensive die bereits aus dem ersten Viertel bekannten Lücken – und Bamberg nutzte die Freiräume direkt wieder aus. Ein 5:0-Zwischenspurt der Gäste brachte prompt den Ausgleich. Anschließend gelang es den Hamburger zwar immer wieder, sich etwas abzusetzen. Doch so schnell wie die Towers ein paar Punkte vorlegten, zogen die Bamberger gleich wieder nach. Mit einem sehenswerten Ballgewinn an der Mittellinie und anschließendem freien Dunk versuchte Jonas Wohlfarth-Bottermann, die schier unendliche Geschichte zu beenden. Zwar riss der Center die Fans aus den Sitzen – am Verlauf des Spiels änderte sich jedoch nichts. Auf eine abermalige Führung konterten die Oberfranken zum Ende des dritten Abschnitts wieder und brachten sich damit in Front.

Zu Beginn der letzten zehn Minuten ebbte der offensive Fluss wieder ab. Die Intensität auf beiden Seiten zog noch einmal an, es wurde körperlicher. Und bei den unermüdlich fightenden Hanseaten schlichen sich Fehler ein. Nach dem Ausgleich durch Lukas Meisner verloren die Towers gleich zweimal den Ball. Nach weiteren Punkten durch den Hamburger Co-Kapitän folgte der nächste Ballverlust. Bamberg nutzte die Anfälligkeiten, um sich rund drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit auf sechs Zähler abzusetzen. Beide Teams agierten am Limit. Längere Passstafetten gab es nun nicht mehr zu bestaunen. Stattdessen bewegte sich der Ball zumeist bei Jordan Davis und Patrick Miller von der rechten in die linke Hand. Beide Guards versuchten, die Entscheidung für ihr Team herbeizuführen. Der Schlagabtausch der Topscorer endete mit einem And One des Hamburger Neuzugangs und dem damit verbundenen Ein-Punkt-Rückstand. Die Entscheidung führte allerdings Kevin Wohlrath herbei, der eine Minute vor Schluss einen Dreier mit Ablauf der Wurfuhr verwandelte.

Stats: Schoormann (11), Polite (5, 6 Reb.), Philipps (2, 3 Reb.), Meisner (12, 4 Reb.), Samar (10, 3 Reb., 6 Ass.), Hinrichs (2, 5 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (4), Childs (17, 10 Reb., 3 Ass.), Davis (20)