Im Schlussviertel fehlte die Energie

Die Hamburg Towers verlieren nach einem kräftezehrenden Duell gegen den amtierenden deutschen Meister ALBA BERLIN mit 80:88 (24:26, 46:41, 61:60). Bereits am Mittwoch geht es gegen Bamberg weiter.

WIE LIEF’S Von Katerstimmung nach dem Jahreswechsel war bei beiden Teams nichts zu spüren. Sowohl die Hamburg Towers als auch ALBA BERLIN begannen mit sehr viel Tempo und boten den 2500 Zuschauern in der nach der derzeit gültigen Verordnung ausverkauften edel-optics.de Arena zunächst ein offensiv geprägtes Spektakel. Weil die Hanseaten Berlins Luke Sikma in den ersten fünf Minuten zudem gleich zu vier Ballverlusten zwangen, gehörte den Hausherren die erste Führung. Ungewollt sorgte Maik Kotsar dann für ein Kuriosum – bei einer Verteidigungsaktion riss dem Center der linke Schuh. Und während der Este in die Kabine verschwand, hielten Eddy Edigin & Co. den Druck auf die Hauptstädter hoch. Erst in der Schlussminute des ersten Viertels mussten die Towers ihrer bisherigen Energieleistung Tribut zollen. Während zwei Dreier von Robin Christen das Ziel verfehlten, übernahm Berlin durch einen Fastbreak-Dunk von Ex-Tower Louis Olinde die Führung zum Ende der ersten zehn Minuten. Auch im zweiten Viertel bleib es intensiv. Und die Führung blieb zunächst bei ALBA, auch weil deren Youngster Malte Delow zwei Dreier in Folge verwandelte. Dass die Towers hinter Berlin zu den besten Defensiv-Teams der easyCredit BBL zählen, machte die Mannschaft von Pedro Calles in der Folge eindrucksvoll deutlich. Bis zur Halbzeit leistete sich Berlin unter dem Hamburger Druck zehn Ballverluste. In der Offensive übernahm Maik Kotsar, mit neuem Schuhwerk, gemeinsam mit Caleb Homesley und Jaylon Brown Verantwortung – und ließ sich auch von Berlins 2,21-Meter-Riese Koumadje nicht aus dem Konzept bringen. Fortan wechselte die Führung fast in jedem Angriff die Seiten. Doch anders als zuvor gehörte die Schlussminute vor der Halbzeit den Hamburg Towers. Der dritte Distanztreffer von Caleb Homesley, der alle seine 15 Zähler in der ersten Hälfte erzielte, und ein Monsterblock von Maik Kotsar sicherten die Hamburger Führung zur Halbzeitpause. Nach dem Seitenwechsel schien die Energie zunächst etwas verflogen – in der Offensive fehlte die letzte Konzentration, in der Defensive gleich zweimal die Helpside. Berlin nutzte, angeführt von Maodo Lo, die Anfangsphase für den Führungswechsel. Als dann Jaylon Brown gleich zweimal konterte, nahm Israel González die Auszeit. Doch auch nach der Unterbrechung agierten beide Teams weiter auf Augenhöhe. Ein Dreier von Jaylon Brown brachte die Hamburger wieder in Front, ehe Olinde mit einem Dunk zum Ende des dritten Viertels den Startschuss für ein dominantes Berliner Schlussviertel setzte. Mit fünf Punkten von Oscar da Silva und einem Jumper von Liga-MVP Jaleen Smith riss Berlin das Momentum innerhalb von zwei Minuten an sich. Einem Dreier von Jaylon Brown und einer geschickten Defensivaktion von Seth Hinrichs war es zu verdanken, dass die Towers zunächst nicht abreißen ließen. Doch drei Fehlwürfe aus der Distanz sowie zwei Ballverluste des Teams von Pedro Calles, ermöglichten es den Berlinern, die Hypothek erstmalig zweistellig anwachsen zu lassen. Den Hamburgern fehlten zusehends die Antworten auf die agile Berliner Defensive. Die Hauptstädter dagegen fanden ihr Wurfglück aus der Distanz wieder und zogen bis auf 14 Punkte davon. Zu viel für die Towers, denen es nach starkem Fight über drei Viertel im Schlussabschnitt an der letzten Energie für einen erfolgreichen Spielausgang in der ersten Partie nach dem Jahreswechsel fehlte.

TOWERS-STATS J. Brown (25, 2 Stl.), Z. Brown, DiLeo (5, 4 Reb.), Homesley (15, 4 Reb., 6 Ass.), Meisner (8), Christen, McCallum (2), Kotsar (12, 6 Reb.), Hinrichs (4, 4 Ass.), Edigin (5), Hollatz (4, 5 Ass.)

Jaylon Brown verpasste sein BBL-Bestwert um einen Zähler. | Foto: Dennis Fischer

DUELL IM FOKUS Marcus Eriksson vs. Caleb Homesley – die beiden Scharfschützen lieferten zwei heiße Hälfte, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Denn während Hamburgs Homesley in der ersten Halbzeit 15 Punkte erzielte, dabei 3/7 Dreier traf, kamen für den Towers-Topscorer in den zweiten zwanzig Minuten keine Zähler mehr dazu. Alle 12 Versuche des Amerikaners verfehlten das Ziel. Ganz anders bei Marcus Eriksson. Der Schwede traf in der ersten Halbzeit nur einen seiner fünf Versuche aus der Distanz (3 Punkte), in der zweiten Hälfte fanden dagegen drei von vier Triples den Weg durch die Reuse und waren mitentscheidend für den Spielausgang.

TOWER OF THE GAME Jaylon Brown war gegen Berlin der Tower mit dem heißesten Händchen. Schon in der ersten Hälfte erzielte der Guard acht Zähler, übernahm viel Verantwortung und sorgte mit seinen Drives für viel Bewegung der Berliner Defensive. In der zweiten Hälfte schraubte Brown sein Punktekonto mit 17 weiteren Zählern auf 25 Punkte – und schrammte damit knapp an seinem BBL-Bestwert (26 Punkte gegen Oldenburg) vorbei. Dazu lieferte Jaylon Brown noch je zwei Rebounds, Steals und Assists.

WHAT’S NEXT Nach Berlin ist vor Bamberg – in nur drei Tagen gastiert das nächste große ‚B‘ in der edel-optics.de Arena. Der neunmalige deutsche Meister rangiert derzeit in der Tabellenmitte. Nach starkem Start in die Spielzeit 2021/22 – mit vier Siegen aus den ersten fünf Spielen – ging es für die Oberfranken zuletzt aber immer wieder auf und ab. Im Pokal schieden die Bamberger im Viertelfinale gegen Vorjahressieger München aus, nach einer Serie von sechs Niederlagen in Folge musste Johan Roijakkers gehen – seitdem sitzt Oren Amiel an der Seitenlinie und feierte gegen den MBC den ersten Erfolg. Kurz nach der Amtsübernahme gab aber bereits es die erste Hiobsbotschaft für den Neu-Coach: Dominic Lockhart wird mit einer Fingerverletzung auf unbestimmte Zeit ausfallen. Zudem haben die Bamberger in dieser Spielzeit bereits drei Mal das Personal gewechselt, zuletzt kam mit Tomás Kyzlink ein neuer Guard. Bei so viel Auf und Ab ging zuletzt sogar unter, dass die beiden deutschen Nationalspieler Christian Sengfelder und Patrick Heckmann die beste Spielzeit ihrer Karriere absolvieren.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Mit seinen Aktionen brachte Lukas Meisner viel Energie in die Partie. | Foto: Dennis Fischer

PEDRO CALLES: „Zunächst einmal Glückwunsch an ALBA BERLIN und Coach Gonzales zum Sieg. Alles in allem war es ein gutes Basketballspiel. In der ersten Hälfte war die Balance unserer Offensive und Defensive gut, in der zweiten Hälfte – je länger das Spiel dauerte– konnte unsere Offensive nicht mehr mit der Defensive mithalten. Das Hauptaugenmerk lag auf den Würfen, die wir heute nicht getroffen haben. Das müssen wir im nächsten Spiel besser machen und unseren Rhythmus finden.“

MAX DILEO: „Vielleicht hat uns heute im vierten Viertel ein bisschen die Energie gefehlt. Gegen ein Team wie ALBA BERLIN, darf man aber zu keinem Zeitpunkt einknicken. Wir haben im letzten Viertel nicht mehr unseren Towers-Basketball gespielt, das hat ALBA ausgenutzt. So spät im Spiel erholt man sich dann nicht so leicht und kommt zurück.“

LUKAS MEISNER: „Wir haben zu viele Fehler im letzten Viertel gemacht. Und jeder Fehler wird bestraft, das gilt für die Offensive und die Defensive. Als wir in der Verteidigung keine Stopps hinbekommen haben, haben wir vorne auch keine Würfe getroffen. Wir müssen uns auf uns konzentrieren und unser Spiel.“