Harter Kampf in Richtung Achtelfinale

Die Hamburg Towers kämpfen sich nach einer 18-Punkte-Halbzeitführung zum 92:86 (23:19, 51:33, 64:58) Erfolg gegen Slask Wroclaw und haben nach dem Sieg beste Chancen auf das Achtelfinale im 7DAYS EuroCup.

WIE LIEF’S Energie und Wille hatte Pedro Calles von seinem Team vor der Partie gegen Slask Wroclaw gefordert. Und die Hamburg Towers folgten von Beginn an der Marschroute ihres Coaches und präsentierten sich überaus entschlossen. Robin Christen ging vielleicht etwas zu entschlossen zu Werke – nach 63 Sekunden kassierte der Forward sein zweites Foul. Es war ein Zeichen der richtigen Körpersprache, das sich auch Max DiLeo zum Vorbild nahm und erst einen Dreier traf und anschließend tapfer ein Offensivfoul aufnahm. Auch offensiv fanden die Towers langsam aber sicher in ihren Rhythmus – Maik Kotsar und Zach Brown brachten die Hamburger zweimal in Führung. Zwar konnten die Hanseaten die polnischen Gäste nicht abschütteln – doch dank neun hart erkämpfenden Offensivrebounds und einem Dreier von Zach Brown in den Schlusssekunden leuchte die Führung auch nach zehn Minuten auf der Anzeigetafel. Die 904 anwesenden Fans quittierten den Einsatz mit lautstarkem Applaus – Justus Hollatz und Caleb Homesley bedankten sich für die Unterstützung mit den nächsten Zählern und bauten die Führung auf neun Punkte aus. Vom Hamburger Youngster in Szene gesetzt, brachte Maik Kotsar anschließend den Vorsprung erstmalig in den zweistelligen Bereich. Doch noch beeindruckender als die strukturierte Offensive war die zementierte Defensive – über vier Minuten ließen die Calles Schützlinge nur drei Punkte zu. Bis auf 16 Punkte baute Caleb Homesley die Führung per Dreier aus, die nächsten zweieinhalb Minuten vergingen dann punktlos für die Towers. Weil jedoch in der Defensive weiterhin Zement angerührt wurde, hielt die Führung. Mehr noch, die traumwandlerisch treffenden Lukas Meisner und Zach Brown schraubten den Vorsprung zur Pause auf 18 Punkte. Obwohl die Towers nach 20 Minuten das Reboundduell deutlich gestalteten (28, WRO 16), ging offensiv im Zweierbereich (5/20, 25%) nur wenig – das deutliche Plus aus der Distanz (HAM 11/24 45,8%, WRO 3/11 27,3%) gab den Ausschlag, ebenso wie die bis hierhin überragende Verteidigungsleistung. In den ersten fünf Minuten der zweiten Hälfte war von den Tugenden jedoch nicht mehr viel zu sehen. Stattdessen spielte Slask Wroclaw die bessere Defensive, traf aus allen Lagen und verkürzte von der Freiwurflinie auf sieben Punkte. Die Fans in der edel-optics.de Arena spürten die Verunsicherung auf dem Parkett und versuchten, den Towers Rückhalt zu geben. Die Unterstützung zeigte Wirkung, das Team von Pedro Calles stabilisierte sich und erlaubte Wroclaw in den letzten drei Minuten des dritten Viertels nur noch vier Zähler. Dennoch war der Vorsprung vor dem Schlussviertel auf sechs Punkte geschmolzen. Und während der dritte Abschnitt gar nicht nach dem Geschmack von Pedro Calles verlief, war der Beginn des vierten Viertels umso verheißungsvoller. Erst traf Robin Christen für Drei, dann blockte der Nationalspieler Wroclaws Kanter – Caleb Homesley klaute sich den Ball, Lukas Meisner ließ einen Dunk folgen. Auch eine Auszeit der Polen konnte nicht verhindern, dass Christen – wieder aus der Distanz – den 8:0-Start krönte. Geschlagen gab sich Slask aber nicht, Trice führte Wroclaw mit zwei Dreiern zum erneuten Anschluss. Für die letzten fünf Minuten kehrte Justus Hollatz zurück auf das Parkett. Und der gebürtige Hamburger leitete mit einem Steal und anschließendem Dunk eine erneute Drangphase ein. Wieder mit einem Dunk nach Steal, diesmal von Lukas Meisner, zwangen die Hamburger Wroclaw zur Auszeit – und die meldeten sich abermals mit zurück. Mit noch vier Zählern Vorsprung brachen die letzten zwei Minuten an. Und die Crunchtime hatte es noch mal in sich. Trice verkürzte ein weiteres Mal aus der Distanz, Max DiLeo hatte mit einem irrwitzigen Korbleger die richtige Antwort. Und wer dachte, dass Lukas Meisners Dreier mit Ablauf der Shotclock der Schlusspunkt sein sollte, der irrte. Denn Trice traf, wieder für Drei, und trotz Foul von Justus Hollatz. Den anschließenden Freiwurf verwarf der US-Amerikaner absichtlich – und ermöglichte es dann doch, dass Lukas Meisner unter Standing Ovations von der Freiwurflinie den Schlusspunkt auf einen hart erkämpften Heimsieg – und den womöglichen Achtelfinaleinzug – setzte.

TOWERS-STATS Z. Brown (13 Pkt., 2 Stl.), Dileo (9, 4 Reb., 3 Stl.), Homesley (6, 7 Ass.), Rich, Meisner (23, 12 Reb., 3 Stl.), Christen (11, 2 Stl.), Kotsar (12, 7 Reb.), Hinrichs (3, 6 Reb.), Edigin (1, 6 Reb.), Hollatz (14, 4 Reb., 6 Ass.)

Travis Trice und Justus Hollatz führten in einem spannenden Duell Regie. | Foto: Dennis Fischer

DUELL IM FOKUS Hollatz vs. Trice. Die beiden Aufbauspieler waren die Taktangeber im Spiel und dirigierten ihre Teams gekonnt bis in eine spannende Crunchtime. Statistisch legte zwar der US-Amerikaner im polnischen Team die stärkeren Werte auf, doch nicht nur aufgrund des Steals und dem anschließenden Dunk im Schlussviertel behielt Justus Hollatz mit seinen Hamburg Towers insgesamt die Oberhand. Der Youngster kam in 27:22 Minuten auf 14 Punkte, 4 Rebounds und 6 Assists. Travis Trice stand 38:13 Minuten auf dem Parkett und erzielte währenddessen 29 Punkte und 10 Assists.

TOWER OF THE GAME Lukas Meisner ist der Energy-Man! Der 26-Jährige war erneut ein Vorbild an Einsatz und Energie, war am Ende nicht nur Topscorer, sondern auch Top-Rebounder bei den Hamburg Towers. In 26:44 Minuten erzielte der Forward 23 Punkte, 13 davon bis zur Halbzeit – traf in den ersten zwanzig Minuten starke 4/6 aus der Distanz. Statt Offensivpower gab es in der zweiten Halbzeit dann Rebounds en masse. Insgesamt 12 Boards schnappte sich Meisner, ebenso viele wie EuroCup-Toprebounder Kanter. Dass Lukas Meisner in den Kategorien Punkten und Rebounds neue persönliche Bestleistungen verbuchte, sollte dem Forward den Sieg doppelt versüßen.

WHAT’S NEXT Am Samstag wartet auf die Hamburg Towers dann das dritte Heimspiel innerhalb einer Woche. In der easyCredit Basketball Bundesliga, zurück auf nationalem Parkett, empfangen die Hanseaten den aktuellen Tabellenvierten aus Ludwigsburg. Und die Partie gegen die MHP RIESEN könnte eine denkwürdige werden. Und das ganz unabhängig des noch ungewissen Spielausgangs. Denn erstmalig seit dem 29. Februar 2020 dürfen die Towers die edel-optics.de Arena wieder voll auslasten – dank einer Sondergenehmigung sind für die Partie des 26. Spieltages insgesamt 3400 Fans sind zugelassen. Über 2000 Tickets sind bereits verkauft und die Nachfrage steigt spürbar, denn dank der Chance auf Vollauslastung konnten deutlich mehr Stehplatztickets freigegeben werden. Tickets gibt es bereits ab 13 Euro unter tickets.hamburgtowers.de und am Samstag (19.03., Tipoff 18 Uhr) auch wieder direkt an der Tageskasse.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Mit 23 Punkten und 12 Rebounds stellte Lukas Meisner neue persönliche Bestleistungen im EuroCup auf. | Foto: Dennis Fischer

PEDRO CALLES: „Zunächst möchte ich meinen Spielern zu einem wichtigen Heimsieg im EuroCup gratulieren. Wir haben heute von Beginn an sehr viel Energie ins Spiel gebracht, obwohl Spieler wie Jaylon Brown und Trevon Bluiett aussetzen mussten. Wir haben verstanden, dass die Energie der Schlüssel des Spiels sein wird. Das hat man vor allem am defensiven Brett gesehen, auch offensiv haben wir uns 22 Rebounds erkämpft und 14 Ballverluste erzwungen. Das hat uns heute zum Sieg verholfen.“

LUKAS MEISNER: „Dass wir mit viel Energie spielen, ist unsere Identität. Ich hatte das Gefühl, dass wir diese in der letzten Zeit allerdings erst wiederfinden mussten, vor allem, was die Offensivrebounds anging. Wir können heute ganz viel aus dem Spiel lernen. Die Würfe, die wir nicht getroffen haben, obwohl die gut herausgespielt waren, haben uns nicht zusammenbrechen lassen. Stattdessen haben wir den Sieg gemeinsam, mit vollem Einsatz von jedem Spieler nach Hause gebracht.“

ZACH BROWN: „Wenn wir heute die Playoff-Teilnahme im EuroCup festmachen konnten, bedeutet mir das persönlich eine Menge. Nicht jeder Spieler bekommt die Möglichkeit, hier in diesem Wettbewerb zu spielen. Wir arbeiten alle hart und werden nun nicht aufhören weiter hart zu arbeiten. Wir können immer noch jeden Tag besser werden.“