Hamburger sticheln den Favoriten

Die Veolia Towers Hamburg unterliegen Tabellenführer Gran Canaria im letzten Spiel der Gruppenphase im 7DAYS EuroCup mit 86:73. Hanseaten landen immer wieder Nadelstiche, alle zehn Spieler punkten. Gegner im Achtelfinale (vsl. 11.4.) ist Prometey Sloboszahnske.

Benka Barloschky: „Wir wussten vorher, dass wir etwas Besonderes in der Offensive hätten schaffen müssen, um hier heute eine Chance zu haben. Das war zwar nicht der Fall. Dennoch bin ich zufrieden mit unserem Auftritt, denn wir haben vieles von dem, was wir uns vorgenommen haben, hier heute umgesetzt. Für einen Sieg waren unseren Wurfquoten aber zu gering.“

Ziga Samar: „Wir können zurecht sagen, dass wir ein sehr solides Spiel gemacht haben. Gran Canaria ist ein sehr gutes Team, gespickt mit vielen erfahrenen Spielern. Diese Erfahrung hat sich heute durchgesetzt und war entscheidend, dass wir nicht mehr Kapital aus unseren guten Phasen schlagen konnten.“

Christoph Philipps: „Gran Canaria ist ein Topteam, wenn nicht sogar das Stärkste im diesjährigen EuroCup. Daher ist es sehr schwer, unseren Druck über 40 Minuten aufrechtzuerhalten. Jede Minute, in der wir nicht auf der Höhe waren, haben sie gnadenlos ausgenutzt. Dazu haben wir unser Foulmanagement nicht gut im Griff gehabt und Gran Canaria so zu vielen einfachen Punkten an der Freiwurflinie gebracht.“

Gran Canaria 86:73 Veolia Towers Hamburg (22:13, 41:33, 69:53)

Bereits eine Stunde vor Spielbeginn war die Entscheidung über den Gegner im EuroCup-Achtelfinale gefallen. Denn das ukrainische Topteam Prometey Slobozhanske, Tabellenführer der Gruppe B, setzte sich deutlich gegen Venedig durch – und wird somit die Hamburger in zwei Wochen (voraussichtlich 11. April) in der lettischen Hauptstadt Riga empfangen. Und die Veolia Towers schienen direkt zu Beginn des finalen Gruppenspiels gegen Gran Canaria ihr Playoff-Gesicht zeigen zu wollen. Gegen den klaren Favoriten von der Kanareninsel starteten die Hanseaten mutig – und legten schnell vor. Doch begünstigt von Ballverlusten drehten die Spanier den Spielstand zur Mitte des ersten Viertels wieder. Mit einem weiten Dreier konnte der sehr aufgeweckte Ziga Samar, schnell bei sieben Punkten, wieder verkürzen. Ehe die Partie dann deutlich verflachte. Auf beiden Seiten wechselten sich, trotz aussichtsreicher Positionen, Fehlwürfe munter ab. Erst nach über zwei Minuten ohne Fortschritt fanden die Hausherren ihre Treffsicherheit wieder, während die Mannschaft von Benka Barloschky noch weiter mit ihrem Abschluss haderte. Der Rückstand wuchs auf neun Zähler an, dann brachte Co-Kapitän Lukas Meisner aus der Distanz endlich wieder Zählbares für sein Team auf das Tableau. Das Momentum blieb jedoch bei Gran Canaria, die sich durch einen späten Dreier von Routinier AJ Slaughter die bis hierhin höchste Führung zum Ende des ersten Viertels zurückholten.

Gleich zu Beginn des zweiten Abschnitts konterte der 35-jährige US-Pole erneut einen Hamburger Treffer von jenseits der 6,75-Meter-Linie. Verunsichern ließen sich die Towers davon jedoch nicht. Stattdessen stellten sie die Mannschaft von Gran Canaria anschließend mit ihren eigenen Waffen vor große Probleme. Die Hamburger Defensive machte die Zone jetzt besser zu und zwang die Spanier damit zu Distanzwürfen, die nicht mehr so sicher fallen wollten wie noch im ersten Viertel. Auf der Gegenseite fand die Barloschky-Truppe nun eine sehr gute Balance zwischen Inside- und Outside-Spiel. Und weil die gut herausgespielten Würfe auch endlich fielen, übernahmen die Towers Mitte des zweiten Viertels nach einem 12:0-Lauf wieder die Führung. Insgesamt 4:22 Minuten blieb das spanische Topteam ohne Punkte. Dann aber hauchte Brussino seiner Mannschaft wieder neues Leben ein. Und initiierte mit zwei Distanztreffern einen 10:0-Spurt, mit dem sich der Tabellenführer der Gruppe A bis zur Halbzeit wieder absetzen konnte.

Nach dem Seitenwechsel und schnellen Zählern der Hausherren wurde der Rückstand zum ersten Mal zweistellig. Doch die Veolia Towers stemmten sich nach Kräften gegen den Favoriten. Allen voran Yoeli Childs, der in der ersten Hälfte punktlos blieb, schien sich viel vorgenommen zu haben – und setzte sich gleich doppelt kraftvoll unter dem Korb durch. Mit einem Bellgewinn durch Philipps und anschließenden schnellen Punkten von Polite konnten die Hamburger wieder auf sechs Zähler verkürzen. In der Folge haderten die Hanseaten jedoch gleich mehrfach mit dem nun offensichtlich zweierlei gemessenen Maß an erlaubter Härte – und befanden sich nach nicht einmal vier Minuten über dem Foullimit. Eine mehr als verständliche Beschwerde von Childs, dessen Gegenspieler trotz offensichtlicher Berührung beim Wurf ohne Verwarnung blieb, bescherte dem Big Man zudem ein technisches Foul. Doch auch diesen Widrigkeiten wollten die Towers trotzen. Und verwandelten ihre Wut in sehenswerte Abschlüsse – Hinrichs am Korb, Ziga Samar wieder für Drei, Yoeli Childs abschließend mit einem Alley-Oop. Doch wie schon in den zwei Abschnitten zuvor gehörte der letzte Run einmal mehr dem Gastgeber – zum Ende des dritten Viertels war Gran Canaria auf 16 Punkte davongezogen.

Zum Auftakt des Schlussviertels offenbarte sich dann die größte Problematik des Abends. Nach Jonas Wohlfarth-Bottermann kassierte nun auch Ziga Samar sein viertes persönliches Foul – Childs, Philipps und Polite waren je dreimal verwarnt. So ließ sich der Druck in der Defensive, der nötig gewesen wäre, um den klaren Favoriten weiter zu ärgern, nicht mehr aufbauen. Gran Canaria erhöhte die Hypothek vorübergehend auf 22 Punkte. Unter dem mittlerweile vorzeitig klaren Spielausgang versuchten die Head Coaches, die Einsatzminuten ihres Personals mit Blick auf die kommenden Aufgaben entsprechend auf alle verfügbaren Akteure zu verteilen. Doch während die Rotation bei Gran Canaria zu deutlich langsamerer Ballbewegung und Fehlwürfen spät in der Wurfuhr führte, taten die Veolia Towers alles dafür, einen Rhythmus zu wahren. Jonas Wohlfarth-Bottermann und Harrison Cleary eröffneten eine gute Hamburger Schlussphase. Der verdiente Lohn für den nimmermüden Auftritt waren die drei Punkte von Michal Kozak, die letzten Zähler des Abends, mit denen sich letztendlich alle Hamburger in die Statistik eintragen konnten.

Stats: Schoormann (3), Cleary (2), Polite (9, 6 Reb.), Philipps (9), Meisner (4, 6 Reb.), Samar (17, 5 Reb., 7 Ass.), Hinrichs (7), Wohlfarth-Bottermann (9, 8 Reb., 3 Ass.), Kozak (3), Childs (10, 6 Reb.)