Großer Kampf, aber kein Happy End

Die Veolia Towers Hamburg verlieren nach erfolgreicher Aufholjagd am Ende denkbar knapp (103:105) gegen Promitheas Patras. Entscheidend ist nicht der Fehlwurf in den Schlusssekunden, sondern die vorangegangenen defensiven Fehler. Topscorer Yoeli Childs schrammt knapp am Double-Double vorbei.

Benka Barloschky: „Es war ein spektakuläres Spiel für die Zuschauer, viele Punkte, viel Tempo, sehr offensiv geprägt. Ich war sehr glücklich mit der Ausführung unserer Angriffe, meine Jungs haben den Gameplan sehr gut umgesetzt – am offensiven Ende vielleicht die beste Leistung in der gesamten Saison. In der Verteidigung haben wir uns aber zu viele Fehler geleistet, vor allem zu viel individuelle Fehler. Wir wurden zu oft im Eins-gegen-Eins geschlagen, haben dann im zweiten Viertel eher versucht, die besonderen Plays zu machen, aber nicht die richtigen. Darüber haben wir gesprochen – wir haben Patras zu oft zu viele leichte Punkte erlaubt.“

Yoeli Childs: „Wenn man gegen solch talentierte Teams spielt, sind es nicht großen Fehler, die ein Spiel entscheiden. Es sind die kleinen Details. Missverständnisse beim Switch in der Verteidigung. Wenn die Close-Outs nicht perfekt sind, schaffen es talentierte Teams wie Patras, den Wurf dennoch zu verwandeln. Wir müssen besser darin werden, diesen Details Aufmerksamkeit zu schenken. Unser Coach ist immer ehrlich mit uns und wird morgen von uns erwarten, im Training fokussiert an diesen Stellschrauben zu arbeiten.“

Len Schoormann: „Ich würde sagen, dass wir gut gespielt haben. Uns fehlt aber immer noch die Konstanz. Wir hatten viele gute Phasen, aber eben immer noch zu viele schlechte Phasen. Vor allem in der Defensive gelingt es uns nicht, den Gegner konstant zu stoppen – gerade im Eins-gegen-Eins. Wenn wir das verbessern und in der Verteidigung auch als Team agieren, können wir solche Spiele gewinnen. Daran wird morgen weiter gearbeitet.“

Veolia Towers Hamburg 103:105 Promitheas Patras (26:24, 48:54, 78:83)

Von Beginn an bot sich den 1465 Zuschauenden in der edel-optics.de Arena eine hochklassige Partie. Auch, weil beide Kontrahenten mit guter Ballbewegung immer nach dem bestmöglichen Abschluss suchten. Besonders kreativ aufseiten der Veolia Towers präsentierte sich Kendale McCullum, der erst Yoeli Childs mit einem Anspiel hinter dem Rücken in Szene setzte und anschließend beim Einwurf die Unaufmerksamkeit seines Gegenspielers ausnutze – über den Rücken des Verteidigers legte sich der Guard den eigenen Abschluss auf. Bei Promitheas Patras übernahm Mouratos den Kreativpart, Nutznießer der Anspiele des Griechen war vor allem Arnoldas Kulboka, der mit zwei Distanztreffern die Partie Mitte des ersten Viertels gleich zweimal ausglich. Anschließend konnten sich die Hamburger dann erstmalig etwas absetzen, weil Childs und Jonas Wohlfarth-Bottermann geschickt ihre Größenvorteile auszunutzen wussten. Abschütteln ließen sich die Gäste dadurch jedoch nicht. Allen voran Joe Thomasson wirbelte die Defensivreihen der Towers ordentlich durch. Dem ebenso aktiven Anthony Polite war es zu verdanken, dass die ersten zehn Minuten immerhin doch noch mit einem kleinen Vorsprung endeten. Athletisch zog der Forward an seinem Gegenspieler vorbei, ließ sich auch von einem Foul nicht am Korberfolg hindern und verwandelte den anschließenden Freiwurf sicher.

Das nächste Highlight ließ nicht lange auf sich warten. Zu Beginn des zweiten Viertels stealte WoBo auf Höhe der Mittellinie den Ball und ließ es krachen. Während die Fans im Rund der Arena von ihren Sitzen sprangen, behielt Patras die Nerven. Die variable Spielanlage von Head Coach Ioannis Christopoulos verschaffte seinem Team sowohl in Korbnähe als auch aus der Distanz immer wieder offene Looks – die die Gäste sicher verwandelten. Langsam, aber stetig setzte sich Patras ab – zur Mitte des zweiten Abschnitts bis auf neun Zähler. Und mit zunehmender Hypothek schien auch die Anspannung der bis hierhin frei aufspielenden Towers zuzunehmen. Lukas Meisner beendete mit einem Dreier eine knapp dreiminütige Durststrecke, Yoeli Childs setzte sich kraftvoll am Ring durch. Doch auch die zwei gelungenen Offensivaktionen konnten die Ordnung aus den ersten 13 Spielminuten nicht wiederherstellen. Doch die Hamburger wehrten sich nach Kräften, Yoeli Childs wurde zur Symbolfigur. Mit viel Power hustlete der Big Man den Rückstand wieder in den einstelligen Bereich. Anthony Polite, wie Childs zur Halbzeit bereits mit 13 Punkten auf dem Konto, folgte dem Beispiel ebenso wie Christoph Philipps – beide Forwards trafen aus der Distanz und verkürzten auf vier Punkte. Einen Dämpfer erhielt die Aufholjagd Zehntelsekunden vor dem Ende der ersten Hälfte, denn der nicht in den Griff zu kriegende Thomasson (14 Pkt. zur HZ) traf noch einmal mit dem Sound der Sirene.

Nach dem Seitenwechsel dauerte es knapp zwei Minuten, bis die Veolia Towers wieder in die Partie fanden. Mit einem sehenswerten Up-and-Under brachte Polite die richtige Energie zurück, Christoph Philipps folgte mit einem Dunk. Doch nicht die Offensive bereitete den Hamburgern Probleme – dem Team von Benka Barloschky gelang es einfach nicht, Patras am Punkten zu hindern. Der Rückstand wuchs wieder auf neun Zähler. Und erneut war Yoeli Childs für sein Team zur Stelle. Mit drei Abschlüssen in Serie hielt er sein Team im Spiel. Vor allem aber setzte er ein Defensiv-Statement, dem anschließend das gesamte Team folgte. Denn auch Kendale McCullum und Len Schoormann zwangen ihre Gegenspieler zum Ballverlust. Und münzten die gewonnenen Angriffe direkt in Zählbares um. Der längst fällige Ausgleich war der verdiente Lohn für die aufopferungsvolle Arbeit. Diesen Gleichstand in die letzte Viertelpause mitzunehmen, wäre den Hamburgern mehr als vergönnt gewesen. Doch eine in Perfektion ausgespielte Schlussoffensive der Griechen, die Ex-Bamberger Trevis Simpson mit einem Buzzerbeater krönte, verhinderte das verdiente Narrativ.

Stattdessen mussten sich die Towers zu Beginn des Schlussviertels erneut zum Ausgleich arbeiten. Punkt um Punkt legten die Hamburger von der Freiwurflinie nach, drei Treffer von James Woodard brachten sogar die erste Führung seit der 12. Spielminute. Noch entscheidender als die Nervenstärke am Charity-Stripe war jedoch die sprichwörtlich betonartige Defensive, die Patras über drei Minuten an weiteren Punkten hinderte. Dass sich Kendale McCullum sechs Minuten vor Ende der regulären Spielzeit sein viertes persönliches Foul einhandelte, trübte die Hochphase allerdings spürbar. Denn während der Guard bemüht war, nicht vorzeitig aus der Partie auszuchecken, attackierte Patras bewusst das nun offensichtlichste Missmatch auf dem Parkett und brachte sich mit einem 8:0-Spurt wieder in Front. Head Coach Barloschky reagierte und nahm den angezählten McCullum aus der Partie, um den defensiven Druck wieder in Richtung Grenzbereich zu befördern. Und der Plan ging auf – innerhalb von drei Minuten verkürzten die Hamburger den Rückstand wieder auf einen Zähler. Begleitet von lautstarkem Support begann die Crunchtime – und die war gespickt mit Big Plays auf beiden Seiten. Die Entscheidung hatte Ziga Samar auf der Hand, doch der Wurf des 21-Jährigen landete unglücklich auf dem Ring.

Stats: Schoormann (11), Polite (19, 3 Reb.), Philipps (5), Meisner (7, 3 Ass.), Woodard (6), Samar (6, 3 Reb., 8 Ass.), McCullum (4, 6 Ass.), Hinrichs (2, 3 Reb., 7 Ass.), Wohlfarth-Bottermann (7), Childs (26, 9 Reb.)