Glückloses Ende gegen Ulm

Die Hamburg Towers kämpfen sich im Schlussabschnitt nach zweistelligem Rückstand zurück, unterliegen ratiopharm ulm aber mit 90:91 (25:25, 50:49, 63:73), weil der letzte Wurf das Ziel verfehlt.

WIE LIEF’S Die Stunden vor dem Spiel brachten keine spürbare Erleichterung der derzeit angespannten Personalsituation bei den Hamburg Towers. Stattdessen war auch Justus Hollatz nach einem Schlag auf das Knie im Abschlusstraining zum Zuschauen gezwungen – Jordan Walker und Hendrik Drescher komplettierten das 10-Mann-Aufgebot. Die Gäste aus Ulm mussten auf ihren Kapitän Per Günther und Karim Jallow verzichten und versuchten von Beginn an, ihre Vorteile in Korbnähe auszuspielen. Auf Hamburger Seite brachten gleich fünf Distanztreffer im ersten Viertel Selbstvertrauen und sorgten für Lücken in der Ulmer Defensive, die Maik Kotsar konsequent ausnutzte. Einen Vorteil konnte sich zunächst kein Team herausspielen – der Spielstand nach zehn Minuten ausgeglichen. Auch die ersten Angriffe im zweiten Abschnitt änderten nichts am gewohnten Bild: die Hamburger mit guten Quoten aus der Distanz, Ulm mit viel Zonenpräsenz. Nach 12 gespielten Minuten traf Zugic dann das erste Mal für die Gäste von jenseits der 6,75-Meter-Linie, Maik Kotsar – auch im fünften Abschluss unter dem Korb fehlerlos – sorgte für ein kleines Polster. Als Robin Christen, mit seinem zweiten von insgesamt vier Dreiern im zweiten Viertel, den Vorsprung auf sechs Zähler erhöhte, sah sich der wieder genesene Jaka Lakovic zu einer Auszeit gezwungen. Doch auch nach der Unterbrechung hielt das Hamburger Momentum, ganz zur Freude der 681 anwesenden Fans in der edel-optics.de Arena. Der Vorsprung wuchs bis auf neun Zähler, ehe die prekäre Foulsituation für Sorgenfalten sorgte. Gleich fünf Akteure kassierten bis zur Halbzeit zwei Fouls, nach einem Unsportlichen von Caleb Homesley – der bis zu Pause bereits 11 Assists verteilte – verkürzte Ulm mit einem 8:0-Lauf bis zur Pause auf einen Zähler. Nach der Halbzeit wechselte die Führung über vier Minuten mit jedem Angriff, das Spielgeschehen ähnelte einem Abnutzungskampf im Schwergewichtsboxen. Erst als die Hamburger über viereinhalb Minuten punktlos blieben und Ulm drei Dreier in Serie verwandelte, wechselte das Momentum auf die Seite der Gäste. Die Hypothek der Towers wuchs zwischenzeitlich sogar bis auf 12 Punkte. So konnte auch der fünfte Distanztreffer von Robin Christen nicht verhindern, dass es mit einem zweistelligen Rückstand in den Schlussabschnitt ging. Zwei schnelle erfolgreiche Abschlüsse von Maik Kotsar und Jaylon Brown ebneten den Weg für eine Aufholjagd – und brachten zudem auch die Fans wieder lautstark ins Spiel. Nach einem gelungenen Einwurfspielzug verkürzte Robin Christen auf drei Zähler. Doch nicht nur offensiv lief es wieder für die Towers. Zwei starke Verteidigungssequenzen, inklusive forcierte 24-Sekunden-Überschreitung, ermöglichten den Führungswechsel durch Maik Kotsar – in fünf Minuten ließen die Hamburger nur drei Punkte zu. Und auch in der nächsten Minute war die Defensive der Hamburger Rückhalt. Auf vier vergebene Ulmer Chancen traf Caleb Homesley nervenstark zur 3-Punkte-Führung. Mit einem weiteren Triple läutete Jaylon Brown die Crunchtime ein. Erneut Homesley und Herkenhoff bei den Ulmern tauschten weitere Distanztreffer aus. Bei vier Punkten in Front verpasste Robin Christen 81 Sekunden vor Schluss einen Korbleger, mit einem And One gelang Ulm der Anschluss. Weil Caleb Homesley aber die Nerven behielt, blieb es bei der knappen Führung. Zehn Sekunden vor dem Ende ließ Blossomgame dann die Führung erneut wechseln. Die Towers hatten den Ausgang in den eigenen Händen – nach einer Auszeit landete der Ball in den Händen von Caleb Homesley, doch der Dreier mit Ablauf der Uhr verfehlte das Ziel.

TOWERS-STATS J. Brown (20, 3 Reb., 4 Ass.), Z. Brown (7, 5 Reb., 4 Ass.), DiLeo (6, 3 Reb., 3 Ass.), Homesley (16, 7 Reb., 14 Ass.), Rich, Christen (17), Kotsar (24, 4 Reb.), Edigin

Das Towers-Duo um Maik Kotsar und Caleb Homesley lieferte gegen Ulm eine starke Partie. | Foto: Dennis Fischer

DUELL IM FOKUS Maik Kotsar vs. Christiano Felicio. Das „Battle under the Boards“ versprach viel – und hielt, zumindest aus Hamburger Sicht, alles. Mit der vielleicht stärksten Defensivleistung der Saison gestattete Maik Kotsar seinem Gegenüber lediglich vier Korbabschlüsse. In fast 25 Minuten kam der brasilianische Center der Ulmer so lediglich auf sechs Zähler und neun Rebounds. Der Este im Hamburger Trikot nutzte gegen Felicio vermehrt seine Schnelligkeitsvorteile, sobald der Center pausierte, war es die körperliche Präsenz, die Maik Kotsar einen Vorteil verschaffte. In fast 36 Minuten Einsatzzeit erzielte er 24 Punkte und schnappte sich vier Rebounds.

TOWER OF THE GAME Caleb Homesley hatte den Sieg in den Händen. Der Hamburger Guard verpasste gegen ratiopharm ulm keine einzige Sekunde – doch ausgerechnet in der entscheidenden Sequenz fehlte ihm das nötige Quäntchen Glück im Abschluss. Doch soll die verpasste Siegchance die Leistung des US-Amerikaners nicht schmälern – neben 16 Punkten, sieben Rebounds, stellte Caleb Homesley mit 14 (!) Assists einen neuen persönlichen BBL-Bestwert auf. Gleich elf Korbvorlagen brachte er bereits bis zur Halbzeit an seine Mitspieler.

WHAT’S NEXT Nach der kräftezehrenden Partie gegen Ulm steht für die Hamburg Towers eine komplette Reisewoche auf dem Programm. Denn die beiden anstehenden Auswärtsspiele in Andorra und Bayreuth machen es für die Hanseaten logistisch unmöglich, einen Zwischenstopp in der Hansestadt einzulegen. Über Frankfurt und Toulouse geht es Dienstagmorgen zunächst von Hamburg in Richtung Andorra, die letzten knapp 200 Kilometer zwischen der südfranzösischen Großstadt und dem Pyrenäenstaat muss das Hamburger Team mit dem Bus zurücklegen – zusätzlich erschwert durch rund 1000 Meter Höhenunterschied. Eine abendliche Trainingseinheit soll Maik Kotsar & Co. an die ungewohnten Rahmenbedingungen akklimatisieren. Tipoff der Partie des 12. Spieltages im 7DAYS EuroCup bei MoraBanc Andorra ist am Mittwoch um 20 Uhr. Am Donnerstag geht es auf gleichem Weg zurück nach Frankfurt. Von der Mainmetropole geht es dann etwas mehr als drei Stunden mit dem Bus nach Bayreuth. Dort absolvieren die Hamburg Towers am Freitag ihre finale Trainingseinheit, ehe die Woche mit der Partie gegen medi Bayreuth (Sa., 05.02. 18 Uhr) ihren Abschluss findet.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Robin Christen kitzelte aus den Fans die letzte Energie heraus. | Foto: Dennis Fischer

PEDRO CALLES: „Glückwunsch an Ulm. Das Spiel war für uns eine Kopie des Spiels gegen Badalona – mit Ausnahme des letzten Viertels. Wieder lagen wir zur Halbzeit mit einem Punkt in Führung, wieder sind wir im dritten Viertel in Rückstand geraten. Doch diesmal haben wir es geschafft, im letzten Abschnitt unsere Defensive wieder zu etablieren und die nötigen Stopps zu generieren. Bei 90 verbleibenden Sekunden haben wir mit sieben Punkten geführt. Durch einen nicht verwandelten Korb hat sich das Momentum verändert. Ich rede nicht gern über hätte, wäre, könnte – im letzten Wurf wollten wir Caleb den Wurf geben und hatten einfach kein Glück.“

CAELB HOMESLEY: „Wir haben ein tolles Spiel abgelegt und gekämpft, große Schritte als Team in die richtige Richtung gemacht. Mit dem Roster, den wir heute hatten, können wir stolz auf unsere Leistung sein. Aus diesem Spieltag müssen wir lernen und als Team wachsen. Wir hatten zehn Sekunden, wir hatten einige Optionen, um das Spiel zu gewinnen. Ich habe versucht, eine Option zu finden, während die Uhr herunterlief. Am Ende war es der Wurf. Das sind diese Situationen, manchmal machst du sie, manchmal eben nicht.“

ROBIN CHRISTEN: „Ich glaube, dass wir heute ganz großes Herz bewiesen haben und eine tolle Moral an den Tag gelegt haben. Darauf können wir stolz sein. Auch beim Rückstand von zehn Punkten im dritten Viertel haben wir weiter um jeden Ballbesitz gekämpft. Aber solche Spiele tun trotzdem weh. Der verlegte Korbleger in der Schlussphase wird mich sicherlich noch die ganze Nacht verfolgen. Im nächsten Spiel geht es darum, dass wir uns für unsere harte Arbeit belohnen und auf die Siegerstraße zurückkehren.“