Geschlossen als Team zum Sieg

Dank einer geschlossenen Teamleistung sichern sich die Hamburg Towers durch das 90:69 (15:10, 48:36, 71:52) gegen Dolomiti Energia Trento den sechsten Sieg in der 7DAYS EuroCup Gruppenphase.

WIE LIEF’S In den Anfangsminuten mühten sich die Hamburg Towers, der Partie ihr gewünschtes Tempo aufzudrücken. Denn Dolomiti Energia Trento gelang es zunächst immer wieder, die Angriffe der Hanseaten in die Länge zu ziehen. So standen nach gut fünf Minuten insgesamt erst zehn Zähler auf der Anzeigetafel – immerhin: nur drei davon auf dem Gästekonto. Und das blieb auch zwei weitere Minuten so. Weil die Towers aber zu wenig aus der starken Defensive machten, genügten Trento zwei Dreier, um wieder anzuschließen. Tempo- und punktearm, immerhin mit einem Monsterblock von Lukas Meisner als optisches Highlight, vergingen auch die verbleibenden drei Minuten des ersten Viertels, aus denen die Towers aber immerhin einen Vorsprung mitnahmen. Der Beginn des zweiten Abschnitts verlief dann deutlicher nach dem Geschmack von Pedro Calles und seinem Team. Der gut aufgelegte Jaylon Brown verwandelte zwei schwierige Dreier aus voller Bewegung, Lukas Meisner ließ es nach Ballgewinn des US-Amerikaners im Fastbreak krachen. Die sprichwörtliche Kirsche auf die Hamburger „Sahnephase“ setzte wieder Brown, mit einem weiteren Dreier, der den Vorsprung der Towers auf elf Punkte schraubte. Während die Partie für die Fernsehzuschauer (TV timeout) unterbrochen wurde, zückte Pedro Calles seinen Zauberstift und skizzierte das nächste Highlight. Direkt aus der Unterbrechung heraus schickte Seth Hinrichs Osaro Jürgen Rich mit einem Baseball-Pass über das gesamte Feld – und der Youngster riss mit einem And One die 741 Zuschauer in der edel-optics.de Arena von den Sitzen. Für die lautstarke Unterstützung bedankte sich Rich prompt noch mit einem Treffer aus der Distanz. Dank des Temposchubs wuchs die Führung bis auf 17 Punkte – zeitgleich wuchs aber auch die Fehlerquote. Innerhalb von 90 Sekunden legte Trento neun Zähler nach und trübte damit ein wenig die zuvor ausgelassene Stimmung. Auch der Wiederbeginn nach dem Seitenwechsel trug zunächst nicht dazu bei, die Stimmungslage aufzuhellen – zu viele Fehler, zu viele abgegebene Rebounds. Ein schwieriger Dreier von Jaylon Brown, der fünfte an diesem Abend, brachte aber umgehend Besserung und beflügelte die Towers wieder, genauer gesagt Maik Kotsar. Ein Zauberanspiel von Seth Hinrichs vollendete der Este per Dunk und ließ noch vier Zähler folgen, ehe Lukas Meisner einen Fehlwurf artistisch aus der Luft fischte und noch vor dem Landen durch die Reuse hämmerte. Das Momentum hielten die Hamburger bis zum Ende des dritten Viertels aufrecht, Justus Hollatz krönte den Abschnitt mit einem Stepback-Dreier. Und auch für den passenden Beginn der letzten zehn Minuten war Hollatz zur Stelle, klaute sich den Ball und verwandelte im Fastbreak. Die Führung pendelte sich zunächst bei 20 Punkten ein, dann legten die Towers sogar noch einmal zu und erhöhten nach Dreiern von Hollatz und Meisner auf 26 Punkte. Die letzten drei Minuten vergingen, abgesehen von zwei weiteren Zählern von Osaro Jürgen Rich, der mit acht Punkten eine persönliche EuroCup-Bestleistung erzielte, ohne weitere Highlights – schmälerten aber keinesfalls den absolut deutlichen und auch in der Höhe verdienten Sieg. Bezeichnend für die starke Teamleistung: 27 von 35 Abschlüssen erfolgten nach einer direkten Korbvorlage.

TOWERS-STATS J. Brown (22 Pkt., 3 Ass.), Walker, Dileo, Homesley (9, 3 Ass.), Rich (8), Meisner (9, 8 Reb., 3 Ass.), Christen (8), Kotsar (14, 8 Reb., 3 Ass.), Hinrichs (4, 6 Reb., 7 Ass.), Bluiett (3), Edigin (5), Hollatz (8, 4 Reb., 5 Ass.)

Seth Hinrichs bestach erneut als Glue Guy des Teams. | Foto: Dennis Fischer

DUELL IM FOKUS Jaylon Brown vs. Toto Forray. Das Duell der beiden Guards ging überdeutlich an den Hamburger, der sowohl offensiv wie defensiv zu überzeugen wusste. In 19:44 Minuten erzielte Brown 22 Punkte, mit einer 71-prozentigen (5/7) Trefferquote aus der Distanz, und gab zudem drei Assists. Doch noch effektiver war der 27-Jährige in der Defensive. Seinem Gegenspieler erlaubte er in 18:18 Minuten Einsatzzeit keinen einzigen Zähler und trieb ihn mit schnellen Füßen und Händen schier zur Verzweiflung. Lediglich drei Assists und zwei Rebounds verbuchte der 36-jährige Forray.

TOWER OF THE GAME Seth Hinrichs wurde seinem Ruf als Glue Guy ein weiteres Mal mehr als gerecht – und verdiente sich zudem noch das Prädikat Mr. Unauffällig. Denn in 20:36 Minuten gelangen dem Forward zwar „nur“ vier Punkte – die aber mit 100-prozentiger Quote – dafür schnappte sich Seth Hinrichs sechs Rebounds und stellte mit sieben Assists eine neue persönliche Bestleistung auf. Hinter Topscorer Jaylon Brown war Hinrichs zudem der zweitbeste Tower im Plus/Minus-Ranking (+18).

WHAT’S NEXT Erneut bleiben den Hamburg Towers nur rund 48 Stunden, um sich auf die kommende Partie vorzubereiten. Am Freitag (01.04., 20.30 Uhr) gastieren die HAKRO Merlins Crailsheim in der edel-optics.de Arena – zu einer besonderen, womöglich entscheidenden Partie im Restprogramm der Hanseaten. Und das nicht nur, weil mit dem verletzten TJ Shorts sowie Bogdan Radosavljevic und René Kindzeka insgesamt drei ehemalige Tower im Kader des Teams aus Hohenlohe stehen. Die auf Platz acht rangierenden Hamburger und die an Position neun stehenden Crailsheimer trennen derzeit zwei Siege – allerdings haben die Merlins auch noch drei Partien nachzuholen und entsprechend noch eine Niederlage weniger auf dem Konto. Das Hinspiel entschied das Team von Sebastian Gleim mit 90:73 für sich – gegebenenfalls ist also auch der direkte Vergleich nicht unbedeutend. Im spannenden Rennen und die letzten Playoff-Plätze, in dem auch Göttingen sowie Bamberg noch mitmischen, wohnt dem direkten Aufeinandertreffen zweier Anwärter also automatisch eine ganz besondere Brisanz bei.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Osaro Jürgen Rich erzielte mit 8 Punkten eine neue persönliche Bestleistung im 7DAYS EuroCup. | Foto: Dennis Fischer

PEDRO CALLES: „Wir haben mit der richtigen Mentalität ins Spiel gefunden und konnten so hart arbeiten und über die meiste Zeit des Spiels unseren Basketball spielen. Ich denke, wir haben die 40 Spielminuten heute gut genutzt, um weiterhin an uns zu arbeiten und uns als Team zu verbessern. Ich wollte heute auch den Spielern, die sonst, trotz harter Arbeit, weniger zum Zug kommen, eine Chance geben. Beim Coach Molin habe ich mich schon persönlich entschuldigt, ich sage es hier aber auch gern nochmal. Es war nicht meine Absicht, ihn mit der Auszeit kurz vor dem Ende zu verärgern. Ich kann hier meinen Fehler zugeben. Ich bin noch jung und sehr emotional – aber ich wollte mein Team vor einem weiteren Ballverlust bewahren.“

JAYLON BROWN: „Unabhängig der Ausgangslage wollten wir das Spiel heute angehen wie jedes andere, wir wollten bereit sein unseren Basketball zu spielen. Wir bringen immer Extramotivation mit, um uns zu verbessern. Es ist wichtig, dass wir konzentriert bleiben, wir haben noch immer viele wichtige Partien vor uns. So müssen wir fokussiert ins nächste Spiel gehen und mit hoher Intensität unseren Gameplan umsetzen.“

OSARO JÜRGEN RICH: „Ich bin dankbar für die Minuten, die ich heute bekommen habe, es hat großen Spaß gemacht heute im EuroCup-Wettbewerb hier zu spielen und dem Team zu helfen. Ich versuche in jeder Situation immer hundert Prozent zu geben und nehme jede Chance, wie sie kommt. Heute habe ich die Chance von den Coaches nutzen, weiter lernen und dem Team helfen können.“