Eurolegende vereitelt ersten EuroCup-Heimsieg
Die Veolia Towers Hamburg verlieren eine Partie auf Augenhöhe gegen Joventut Badalona am Ende denkbar knapp mit 90:96. Der 17-jährige Noé Bom feiert seinen Profieinstand. Sechs Towers punkten zweistellig, VJ King (17) wird Topscorer.
Benka Barloschky: „Es ist ein schmaler Grat zwischen Verärgerung und Zufriedenheit. Wir haben gegen ein sehr gutes Team gespielt, das am Ende Big Plays gemacht hat, um das Spiel zu entscheiden. Das müssen wir anerkennen. Gleichzeitig sollten wir uns aber auch nicht einfach so mit einer Niederlage anfreunden. Es ist ok, jetzt erstmal frustriert zu sein. Es gibt viele kleine Details, die wir aufarbeiten und von denen wir lernen können. Aber es hat sich gezeigt, dass wir als Team sehr viel dazugelernt haben, sicherer und besser darin sind, den Gameplan umzusetzen.“
VJ King: „Am Ende des Tages hat Badalona ein paar mehr Plays ins Ziel gebracht. Wir haben hart gekämpft. Aber der Raum für Fehler ist sehr, sehr klein. Das hat sich am Ende wieder gezeigt. Badalona hat diese Kleinigkeiten bestraft. Dennoch konnten wir zeigen, wie sehr wir uns seit dem Hinspiel weiterentwickelt haben. Wir sind jetzt ein deutlich besseres Team. Dieses Vertrauen in uns müssen wir mitnehmen, wir wollen auf jeden Fall noch einen Sieg zu Hause holen. Heute steht aber erst einmal die Niederlage.“
Noé Bom: „Ich gehe mit gemischten Gefühlen aus dem Spiel. Natürlich bin ich froh über meinen ersten Einsatz. Ich war am Anfang noch nervös, bin zufrieden mit meiner Leistung. Am Ende aber auch enttäuscht, dass es für uns nicht mit dem ersten Heimsieg im EuroCup geklappt hat. Wir haben im Spiel ein paar einfache Abschlüsse vergeben, im Schlussviertel hatten wir am Ende nicht mehr den defensiven Zugriff. Das hat letztendlich den Unterschied gemacht.“
Aus Sicht der Veolia Towers verlief der Start der Partie durchaus vielversprechend. Die Hamburger spielten geduldig, hatten den besser postierten Mitspieler immer im Blick. Und verteidigten mit ebenso viel Übersicht gegen den Favoriten aus Spanien. Auch wenn die Hanseaten immer wieder in Führung gingen, absetzen konnten sie sich gegen Joventut Badalona noch nicht. Denn die Talentschmiede – der 21-jährige Yannick Kraag und der 17-jährige Michael Ruzic standen bei den Gästen in der Startformation – hielt gegen die intensive Verteidigung zunächst mit individueller Klasse dagegen. Den Ton gaben spürbar aber die Hausherren an. Als dann Nico Brauner auch die ersten beiden Distanztreffer für die Hamburger im Korb unterbrachte und Will Christmas einen Offensivrebound per Dunk in weitere Punkte verwandelt hatte, machte sich das optische Übergewicht auch in einem Plus von fünf Zählern auf der Anzeigetafel bemerkbar. Und weil Nico Brauner anschließend auch noch am Korb erfolgreich abschloss und Mark Hughes abschließend aus der Distanz nachlegte, konnten die Veolia Towers diesen Vorsprung sogar in die erste Viertelpause (28:23) mitnehmen.
Hamburger halten Joventuts Ansturm stand
Zum Start des zweiten Spielabschnitts feierte Noé Bom seinen Einstand auf zweithöchstem europäischem Level. Der 17-Jährige, der für die fehlenden Niklas Krause (krank) und Lukas Meisner (private Gründe) in den Kader gerückt war, bestätigte das von Head Coach Benka Barloschky in ihn gesetzte Vertrauen direkt mit einem erfolgreichen Dreier. Und hielt damit den Hamburger Schwung nach Badalonas Schnellstart aufrecht. Mitte des Viertels gelang es Joventuts Energizer Andrew Andrews, dessen Punktekonto sich ähnlich schnell füllte wie im Hinspiel, dann aber, von der Freiwurflinie für den Ausgleich zu sorgen. Für einen Führungswechsel genügte der erste merkliche Ansturm des Favoriten aber nicht. Denn VJ King mit einem Dunk und Aljami Durham mit einem Drei-Punkt-Spiel demonstrierten die hanseatische Standfestigkeit. Genau wie Nico Brauner, der von der Freiwurflinie seine Punkte neun und zehn erzielte. Der Gegenwind der Spanier hielt trotzdem ungebrochen an. Und wehte kurz vor der Pause vor den Augen der 1336 Fans dann doch die erste Führung Badalonas in die edel-optics.de Arena. Mit fünf Punkten in Serie brachte Andrews sein Team in Front – Aljami Durham besorgte anschließend von der Freiwurflinie den 52:53-Halbzeitstand.
Mit einem Dreier gegen die ablaufende Wurfuhr nahm Joventut Badalona nach dem Seitenwechsel direkt wieder Fahrt auf. Abschütteln ließen sich die Veolia Towers aber nicht. Denn auch Aljami Durham netzte aus der Distanz, VJ King attackierte unbeirrt den Korb. Obwohl beide Teams auch defensiv viel investierten, behielt die Partie noch ihren Highscoring-Charakter bei. Mitte des dritten Viertels hatten beide Kontrahenten bereits mehr als 60 Punkte auf ihrem Konto. Nach einer Fernsehauszeit flachte die Offensivkurve auf beiden Seiten aber merklich ab. In über zweieinhalb Minuten gab es lediglich vier weitere Punkte. Die jedoch ausschließlich auf Seiten Badalonas. Die damit verbundene Sechs-Punkte-Führung war die bis hierhin höchste der Spanier. Beirren ließen sich die Hamburger, bei denen Youngster Bom weitere wichtige Minuten erhielt, davon jedoch nicht. Stattdessen intensivierten die Towers ihre Bemühungen am defensiven Ende, hielten den Anschluss (68:73) und bereiteten somit alles für ein spannendes Schlussviertel vor.
Eurolegende bringt finale Wendung
Zum Start der letzten zehn Minuten tankte sich der sehr aktive VJ King gleich zweimal bis zum Korb durch und verkürzte den Rückstand so wieder auf nur noch einen Zähler. Badalonas Andrews, im dritten Viertel punktlos, versuchte es dagegen zweimal aus der Distanz, scheiterte jedoch. Ganz anders Mark Hughes: nach einer sehenswerten Passstafette brachte der Guard sein Team mit einem Wurf jenseits der 6,75-Meter-Linie wieder in Front. Von dem deutlichen Unterschied des Hinspiels war, auch wenn nun Badalona wieder vorlegen konnte, längst nichts mehr zu sehen. Das Minimalziel, dem deutlichen Favoriten ein enges Spiel abzutrotzen, hatten die Veolia Towers somit bereits erreicht. Aber die Hamburger wollten mehr: Mit fünf Punkten in Serie ging Co-Kapitän Seth Hinrichs voran, Aleksander Dziewa ließ mit stoischer Ruhe drei weitere Punkte folgen. Zum Anbruch der Crunchtime waren die Hanseaten wieder vorn. Und damit dem ersten Heimsieg der laufenden Gruppenphase im BKT EuroCup so nah wie in keiner anderen Partie. Dann aber versetzte Europa-Legende Ante Tomic, begünstigt von drei eher kleinlichen Foulpfiffen, dem Spiel mit sieben Punkte in Serie die letztlich entscheidende Wendung – und brachte die Veolia Towers bei der 90:96-Niederlage um den durchaus verdienten Lohn.
Stats: Hughes (6, 3 Reb.), Reece, Brauner (10, 3 Reb., 3 Ass.), Möller, Dziewa (10, 4 Reb., 4 Ass.), Christmas (8, 3 Reb.), Hinrichs (10, 5 Reb.), King (17, 3 Reb., 4 Ass., 3 Stl.), Wohlfarth-Bottermann (10), Bom (3), Durham (16, 6 Reb., 4 Ass.)