Es wird Zeit nachzulegen

Nicht einmal 48 Stunden nach dem Erfolg in Chemnitz sind die Hamburg Towers am Samstag (26.03.) bei den MLP Academics Heidelberg gefordert. Tipoff beim Aufsteiger ist um 20.30 Uhr. Magenta Sport überträgt ab 20.15 Uhr live.

WHAT’S UP?! Weder die Hamburg Towers (85:89 in Chemnitz) noch die MLP Academics Heidelberg (70:82 in Göttingen) galten bei ihren BBL-Auftritten unter der Woche als Favoriten. Dennoch schafften es beide Teams, den jeweilige Kontrahenten dank eines guten Gameplans ins Wanken zu bringen und sich im Kampf um den Ligaverbleib und den Anschluss an die Playoff-Plätze wichtige Punkte zu sichern. Doch damit nicht genug: Am Samstag (26.03.) wollen beide Teams nachlegen – Zähler kann es im direkten Aufeinandertreffen des Tabellenachten und des -zwölften diesmal aber nur für eines der Teams geben. Apropos Punkte: Die Hanseaten gehören mit 84,3 Zählern pro Partie zu den Highscoring-Teams der Liga, die Baden-Württemberger rangieren mit 78,4 Punkten auf dem vorletzten Platz im ligainternen Ranking. Für mehr als drei Viertel der erzielten Punkte zeichnet sich bei den Heidelbergern im Durchschnitt ein US-Quintett aus – neben Topscorer Brekkott Chapman (14,3) stehen auch Robert Lowery (13,6), Jordan Geist (12,3), Kelvin Martin und Shyron Ely (9,9) dafür annähernd 30 Minuten auf dem Parkett. Bei den Towers gilt zwar das Trio um Caleb Homesley (16,4), Jaylon Brown (14,5) und Maik Kotsar (13,3) als verlässlichste Scoringoption. Doch weil die Punktegaranten bereits einige Partien verpasst oder zuletzt nur eingeschränkt einsatzfähig absolviert haben, sprangen in den letzten Wochen mit Robin Christen, Lukas Meisner, Seth Hinrichs und Justus Hollatz weitere Hamburger gekonnt in die Bresche. Da die Offensive bekanntlich aber im Basketball nicht alles ist, lohnt sich auch ein Blick auf die Defensivzahlen beider Teams. Bedingt durch die langsamere Pace in Partien mit Academics-Beteiligung kassiert das Team von Branislav Ignjatovic (81,5 GPpS) im Schnitt 1,5 Punkte weniger als die Hamburger (83,0 GPpS). Doch vor allem beim Rebound (HAM 36,6, HEI 33,5) als auch bei den direkten Ballgewinnen (HAM 8,3, HEI 7,4) und erzwungenen Ballverlusten (HAM 15,6, HEI 14,0) weist das Team von Pedro Calles die besseren Werte auf. Sollten die Hamburg Towers auch am Samstag in den Hustle-Stats vorn liegen, so stehen die Chancen gut, nur 48 Stunden nach dem Sieg in Chemnitz, im Duell mit Aufsteiger MLP Academics Heidelberg nachlegen zu können.

Mit starker Defensive macht Seth Hinrichs die Wurfversuche der Gegner schwer. | Foto: Marvin Contessi

DUELL IM FOKUS Seth Hinrichs vs. Brekkott Chapman. Es ist das Duell der Dauerbrenner – die beiden Forwards sind die einzigen Spieler ihrer Teams, die in jeder von ihnen absolvierten Partie auch in der Starting Five standen. Bei den Heidelbergern ist Chapman der unangefochtene Go-to-Guy. In durchschnittlich 30 Minuten erzielt der 25-Jährige 14,3 Punkte (Topscorer) und 7,2 Rebounds (Top-Rebounder). Der Hamburger Hinrichs ist der Glue-Guy im Team und hält mit 7,7 Punkten, 5,7 Rebounds und 2,4 Assists in 26:12 Minuten die Fäden zusammen. Ausgerechnet im Hinspiel standen beide Akteure weniger im Mittelpunkt – nach Saisonbestleistungen (Hinrichs 19 vs. LUD, Chapman 26 vs. GOT) zuletzt sollte man beide für das Rückspiel aber ganz sicher in den Fokus rücken.

BLICK IN DIE GESCHICHTSBÜCHER Auch wenn die MLP Academics unter ihrem aktuellen Namen nach der ProA-Meisterschaft in der letzten Saison erstmalig in der easyCredit BBL aufschlagen, so strotzt der Standort Heidelberg, als auch der Hauptverein, nur so vor Basketball-Geschichte. Seit der Vereinsgründung 1952 gehört der USC Heidelberg zu den erfolgreichsten Basketball-Klubs des Landes. Gleich sieben Meistertitel sicherte sich der Heimatverein der Nationalspieler Paul Zipser und Danilo Barthel bereits vor Gründung der Basketball Bundesliga im Jahr 1966. Ein weiterer folgte im Jahr 1973, ehe die Heidelberger als erster Klub überhaupt mit einer Trainerentlassung auf sich aufmerksam machten. Nach der Etablierung einer eingleisigen Bundesliga 1975 sicherte sich Heidelberg 1977 den insgesamt neunten Meistertitel, sowie 1977 und 1978 jeweils den Pokalsieg. Die Dominanz des BBL-Gründungsmitgliedes endete im Jahr 1980 ziemlich abrupt – zwar konnte der USC bis 1985 noch für drei Spielzeiten in das Oberhaus zurückkehren, anschließend folgten aber 36 Jahre in der zweiten Liga. Seit 2014 steht Branislav Ignjatovic ununterbrochen für die Neckar-Städter an der Seitenlinie – und ist damit der dienstälteste Head Coach aller Bundesligisten.

OFF THE COURT Drei Heimspiele in sechs Tagen – das erwartet die Hamburg Towers ab kommenden Mittwoch. Zunächst empfängt das Team von Pedro Calles Dolomiti Energia Trento (30.03., 19.30 Uhr) – im Duell gegen den Gruppenneunten geht es nach der erfolgreichen Qualifikation für das Achtelfinale um die bestmögliche Ausgangsplatzierung für die nächste Runde. Am Freitag (01.04., 20.30 Uhr) empfangen die Towers mit den Crailsheim Merlins dann einen direkten Konkurrenten um die letzten Playoff-Plätze – die Partie gegen die Zauberer aus Hohenlohe könnte zu einem Schlüsselspiel werden. Die Nachholpartie gegen Lietkabelis Panevezys am darauffolgenden Montag (04.04., 19.30 Uhr) bildet den Abschluss des Heimspiel-Dreiers. Weil dem Team also besonders kräftezehrende Tage bevorstehen, ist lautstarke Unterstützung umso wichtiger. Unter 2G-Plus-Regeln und der Einhaltung der FFP2-Maskenpflicht sind für alle Partien 3400 Fans zugelassen. Tickets gibt es online unter tickets.hamburgtowers.de und am Spieltag an der Abendkasse.

KURZER SCHNACK VOR DEM SPIEL

Justus Hollatz erinnert sich noch gut an das erste Duell mit Heidelbergs Lowery. | Foto: Marvin Contessi

PEDRO CALLES: „Heidelberg ist weiterhin ein sehr gefährliches Team, auch wenn sie nicht mehr wie zum Saisonstart ganz oben in der Tabelle stehen. Ich denke, sie spielen genau so, wie man es von einem Aufsteiger erwarten kann, der unbedingt in der Liga bleiben will. Sie haben einen guten Rhythmus, sind auf einem guten Weg, ihr Ziel zu erreichen. Sie halten zusammen, spielen mit Selbstvertrauen – neben ihrer Erfahrung haben sie viel Qualität. Wir dürfen nicht vergessen, dass Ludwigsburg dort schon verloren hat, Berlin nur durch einen Buzzerbeater gewinnen konnte. Für uns wird es auf die Intensität angekommen. Unser Spielrhythmus und Tempo können für sie unangenehm sein. Wir müssen schauen, wie wir nur 48 Stunden nach dem letzten Spiel unsere Energie für uns einsetzen können.“

JUSTUS HOLLATZ: „Ich erinnere mich, dass Lowery im Hinspiel einige schwierige Dreier getroffen hat. Er, aber auch Ely und Martin hatten schon relativ viele Stationen in ihrer Karriere – sie wissen also, wie gespielt wird. Wir sind alle etwas jünger, haben hoffentlich mehr Energie, mit der wir es ihnen im Spiel so schwer wie möglich machen wollen. Ich hoffe, dass wir trotz der Partie gestern und der Reise so ausgeruht wie möglich ins Spiel gehen können. Wir müssen gut essen, viel schlafen und vielleicht noch eine Extra-Behandlung bei unserem Physio in Anspruch nehmen.“