Es bleibt unruhig – Towers in Andorra gefordert

Am Mittwoch werden den Hamburg Towers beim Duell mit MoraBanc Andorra erneut zwei Stammkräfte fehlen. Tipoff beim Tabellenvierten der Vorrundengruppe A ist um 20 Uhr. Magenta Sport überträgt ab 19.50 Uhr live.

WHAT’S UP?! Sturmtief „Nadia“ bescherte Norddeutschland ein turbulentes Wochenende. Bereits am Dienstagmorgen fegten schon die nächsten Sturmböen über die Hansestadt hinweg. Doch nicht nur wettertechnisch sind die Tage derzeit stürmischer, als den meisten Hamburgern lieb sein könnte. So erleben auch die Towers aktuell unruhige Zeiten. Denn vor dem Abflug in Richtung Andorra wurde der Trubel nicht weniger. Zwar konnten die Rückkehrer Seth Hinrichs und Lukas Meisner die Reise mit dem Team antreten, Justus Hollatz (Knie) musste dagegen in der Heimat verbleiben. Zudem wurde ein weiterer Profi am Dienstag positiv auf das Corona-Virus getestet, der Vertrag mit Ray McCallum aufgelöst. Ergänzt wird das Towers-Aufgebot erneut durch Jordan Walker und Hendrik Drescher von Kooperationspartner SC Rist Wedel. Die stürmischen Zeiten bei MoraBanc Andorra scheinen sich dagegen etwas gelegt zu haben. Zwar werden auch beim Gruppenvierten mehrere Leistungsträger nach Verletzung oder überstandener Corona-Infektion fehlen. Doch konnte Andorra vor dem Rückspiel seine Niederlagenserien im 7DAYS EuroCup und in der ACB nach einem Trainerwechsel auf eindrucksvolle Weise stoppen. David Eudal, langjähriger Assistant Coach und gebürtiger Andorraner, übernahm vor einer Woche den Head Coach Posten von seinem Vorgänger Ibon Navarro. Zum Einstand feierte er mit seinem Klub einen EuroCup-Sieg gegen Trento und ließ am Wochenende einen Überraschungserfolg beim spanischen Tabellenführer Real Madrid folgen. Die Ausgeglichenheit ist bisher Andorras Trumpf – gleich 10 Profis kommen im Schnitt auf mehr als 15 Minuten Einsatzzeit, hinter Topscorer Codi Miller-McIntyre (14,4 PpS) und den ebenfalls zweistellig scorenden Drew Crawford (10,7) und Clevin Hannah (10,1) erzielen gleich sieben Akteure mindestens fünf Zähler im Schnitt. Neben dem Einsatz in der Defensive wird wohl auch der Kampf unter den Körben die wichtigste Aufgabe für die Hamburg Towers, denn mit 36,7 Rebounds schnappt sich MoraBanc die sechstmeisten Abpraller im Wettbewerb.

Mit seiner Körperlänge verändert Moussa Diagne das Spiel. | Foto: Marvin Contessi

DUELL IM FOKUS Eddy Edigin vs. Moussa Diagne. Zwei Center, ein Rollenprofil. Denn die beiden Big Men zeichnen sich durch Einsatz, harte Arbeit und Rebounding aus. Im Hinspiel konnte sich der Hamburger im direkten Duell durchsetzen, erzielte mit neun Punkten seine persönliche Bestleistung um internationalen Wettbewerb. Im Schnitt kommt der 2,03 Meter große Edigin auf 3,7 Punkte, 3,7 Rebounds und 0,8 Steals in unter 12 Minuten Einsatzzeit. Der 2,11 Meter große Diagne in Reihen von Andorra steht knapp 15 Minuten auf dem Feld und erzielt durchschnittlich 4,4 Zähler, 4,3 Rebounds und 0,3 Ballgewinne.

BLICK IN DIE GESCHICHTSBÜCHER MoraBanc Andorra kann bereits auf eine über 50-jährige Klubgeschichte zurückblicken. Nach mehr als 20 Jahren in den unteren spanischen Ligen gewann der „Basquet Club Andorra“ 1992 die Meisterschaft in Spaniens zweiter Liga und spielte fortan für vier Jahre in der ACB. Nach drei Playoff-Qualifikationen und einer Teilnahme am Korac Cup sorgten finanzielle Schwierigkeiten für einen Zwangsabstieg. Erst 2009, nach weiteren 12 Jahren in regionalen spanischen Ligen, kämpfte sich das Team aus dem Zwergstaat zurück in die dritte spanische Liga, fünf Jahre später waren sie zurück in der ACB – und sind seitdem in der stärksten nationalen Liga Europas verblieben. Im 7DAYS EuroCup ist MoraBanc Andorra bereits die fünfte Spielzeit in Folge vertreten, mit Ausnahme der Premierensaison 2017-18 erreichte der Klub aus dem kleinsten Teilnehmerland jeweils mindestens die Top16.

OFF THE COURT Mit 468 Quadratkilometern ist Andorra zwar der größte der sechs Zwergstaaten in Europa – dennoch entspricht die Gesamtfläche des Landes in den östlichen Pyrenäen gerade einmal rund zwei Drittel der Fläche der Hansestadt Hamburg. Einen Flughafen gibt es nicht, die Anreise kann ausschließlich auf dem Landweg erfolgen. Für die rund 190 Kilometer aus der südfranzösischen Großstadt Toulouse – hierhin geht es zunächst mit dem Flugzeug – in die Hauptstadt Andorra la Vella benötigen die Hamburg Towers mit dem Bus mindestens drei Stunden, auch weil sie über 1000 Höhenmeter überbrücken müssen. Der Staat im französisch-spanischen Grenzgebiet gehört zwar nicht zur Europäischen Union, dennoch ist der Euro das anerkannte Währungsmittel. Regiert wird der Zwergstaat in einer symbolischen Doppelherrschaft – vom Staatspräsidenten von Frankreich und dem Bischoff von Urgell als Co-Fürsten. Damit ist Andorra der einzige Staat der Welt, in dem zwei ausländische Amtsträger gemeinsam als Staatsoberhaupt fungieren. Trotz, oder vielleicht auch gerade wegen, der Doppelregentschaft wird Zusammenhalt großgeschrieben – mit „som un pais“, „Wir sind ein Land“, trägt MoraBanc Andorra diese Botschaft im Klublogo nach außen.

KURZER SCHNACK VOR DEM SPIEL

In der Saison 2021/22 nimmt Center Maik Kotsar bei den Hamburg Towers weitere Entwicklungsschritte. | Foto: Marvin Contessi

PEDRO CALLES: „Es gibt gute Neuigkeiten, alle infizierten Spieler konnten nach einem negativen Test die Quarantäne verlassen. Wir werden sehen, wen wir schon wieder einsetzen können. Auf Justus müssen wir leider definitiv verzichten, er wird uns nicht mit nach Andorra begleiten. Der Trainerwechsel dort hat zuletzt für Reaktionen gesorgt. Ich würde sagen, sie switchen vermehrt im Pick&Roll. Aber am auffälligsten waren die Siege – gegen Trento im EuroCup und gegen Madrid in der spanischen Liga. Es macht den Anschein, als hätte der Wechsel einen positiven Effekt auf das Team gehabt. Wir müssen aber weiter auf uns achten. Gegen Badalona hatten wir zwei gute Viertel. Gegen Ulm sind wir im dritten Viertel wieder in ungewollte Gewohnheiten verfallen, konnten es dann aber im vierten Viertel wieder deutlich besser machen. Am Ende fehlte das Glück. Wir müssen den Fokus also weiter auf uns richten.“

MAIK KOTSAR: „Andorra ist ein großartiges Team. Sie haben bisher in der ACB noch nicht so gut performt wie im EuroCup. Wir müssen aggressiv sein, um dort eine Chance auf den Sieg zu haben. Ich hoffe, dass ich mich in jedem Spiel weiterentwickeln kann. Jeder Big Men im EuroCup ist ein guter Gegner, es gibt nur hochklassige Teams. Die Teilnahme am internationalen Wettbewerb hilft uns als Mannschaft und mir, um besser zu werden – wir können aus jedem Sieg und jeder Niederlage etwas lernen. Wir haben eine anstrengende Woche vor uns. Ich muss darauf achten, immer ausgeruht zu sein. Diese langen Reisen sind kräftezehrend, ich darf also mein Kissen unter keinen Umständen vergessen.“