Aljami Durham Ansprache in Ljubljana

Erleichternder Zittersieg in Ljubljana

Die Veolia Towers Hamburg feiern durch das 83:86 bei Cedevita Olimpija Ljubljana ihren ersten EuroCup-Erfolg der Saison. Nach einer 28-Punkte-Führung wird das Schlussviertel zu einer Zitterpartie. Vier Freiwürfe von Mark Hughes sichern den Sieg. Aljami Durham mit 21 Punkten Topscorer.

Benka Barloschky: „Ich bin unglaublich glücklich. Sicherlich müssen wir uns irgendwann das letzte Viertel anschauen. Aber nicht jetzt. Wir haben unseren ersten Sieg im EuroCup eingefahren – auswärts, gegen einen sehr schwierigen Gegner.  Wir haben unseren Gameplan für die meiste Zeit sehr gut umgesetzt. Ich bin zufrieden mit unserer Verteidigungsleistung. Wir haben uns zum Ende des dritten Viertels einen hohen Vorsprung herausgespielt. Allerdings hätten wir uns dann noch fast das Spiel aus den Händen reißen lassen. Aber eben nur fast. Das kann passieren, wir sind ein junges Team. Nervosität kann da zum Thema werden. Aber wir haben einen Weg gefunden, den Sieg über die Linie zu bringen. Darauf können wir wirklich stolz sein und das werden wir feiern.“

Aljami Durham: „Ich bin stolz auf uns, dass sich unsere harte Arbeit endlich auszahlt und wir unseren ersten Sieg geholt haben. Da ist eine richtige Last von uns abgefallen, die Erleichterung ist deutlich spürbar. Wir haben gerade einen kleinen Lauf, den wollen wir jetzt fortsetzen. Also dürfen wir jetzt nicht aufhören, weiter hart zu arbeiten und jeden Tag einen kleinen Schritt nach vorn machen zu wollen.“

Mark Hughes: „Wir sind erst einmal unglaublich erleichtert, dass wir uns jetzt endlich den ersten Sieg im EuroCup geholt haben. Klar war das letzte Viertel echt hässlich. Bei Ljubljana hat es auf einmal richtig Klick gemacht – sie haben fast alles getroffen. Aber wir haben zu jeder Zeit zusammengehalten. Und so hier gewonnen. Dieses Momentum müssen wir jetzt in unser nächstes Spiel mitnehmen.“

Für Schönwetter-Basketballer hatte die Anfangsphase der Partie zwischen den Veolia Towers und Cedevita Olimpija Ljubljana nicht viel zu bieten. Zahlreiche Fouls auf beiden Seiten, ebenso häufig endeten die frühen Angriffsversuche mit einem Fehlwurf. Eine Mischung aus Krampf und Kampf kennzeichnete die ersten Minuten des Duells der bisher noch sieglosen Teams in der Vorrundengruppe A. Dennoch gelang es den Hamburgern, sich Mitte des ersten Viertels ganz leicht abzusetzen. Weil sie als Erstes ihren offensiven Rhythmus fanden. Mit der Einwechslung von Klemen Prepelic nahm dann allerdings auch das Spiel der Gastgeber erste Formen an. Mit einem Dreier aus über acht Metern erzielte der Europameister von 2017 den Ausgleich. Verunsicherung war bei den Hanseaten, bei denen Leif Möller früh seine ersten Minuten erhielt, deswegen aber keine zu spüren. Furchtlos suchte die Mannschaft von Benka Barloschky immer wieder den Weg zum Korb. Das bis hierhin größte Manko offenbarte sich im Rebounding. Denn gleich acht Abpraller landeten am offensiven Brett wieder in den Händen von Cedevita, die sich dank der Vielzahl zweiter Chancen zum Viertelende mit 22:19 in Führung brachten.

Defensive bringt Offensive ins Spiel

Der in den ersten zehn Minuten ebenfalls überschaubaren Trefferanzahl aus der Distanz – Mark Hughes verwandelte einen von insgesamt vier Hamburger Versuchen – setzte Seth Hinrichs zu Beginn des zweiten Spielabschnitts etwas entgegen. Das deutliche Ungleichgewicht im Rebounding blieb aber zunächst bestehen. Und damit auch die Führung des Teams aus Ljubljana. Als die Veolia Towers dann aber defensiv anzogen, wendete sich das Blatt. Ob der auffällig erschwerten Abschlüsse sank die Wurfquote bei Ljubljana (37,5 % 2er, 21,4 % 3er) deutlich. Im Gleichschritt wuchs das Selbstvertrauen der Hamburger. In knapp vier Minuten übernahmen die Towers mit einem 9:0-Lauf wieder die Führung. Mehr noch: Angeführt von Lukas Meisner, der in zweieinhalb Minuten allein zehn Punkte auf die Anzeigetafel brachte, spielten sich die Gäste in einen regelrechten Rausch. Für das optische Highlight der ersten Spielhälfte sorgte Mark Hughes mit einem Posterdunk über seinen verdutzt dreinschauenden Gegenspieler. Nach Freiwürfen von Meisner war die Führung auf elf Punkte angewachsen. Diese auch in die Pause mitzunehmen, war den Hanseaten allerdings nicht vergönnt. Zwei unglückliche Ballverluste nutze Ljubljana, um auf 36:43 zu verkürzen.

Hatte der Spielbeginn keinen Schönheitspreis verdient, war der Wiederbeginn nach dem Seitenwechsel aus Hamburger Sicht an Attraktivität kaum zu überbieten. In nur 67 Sekunden ließ Nico Brauner gleich drei Dreier durch die Reuse sausen. Cedevita probierte es zwar ebenso häufig, hatte aber nicht die Fortune des schnauzbärtigen Emotionsbolzen. Die Distanztrefferserie war aber nur der Beginn einer bemerkenswerten Hochphase. Denn auch Aleksander Dziewa am Korb und Aljami Durham von jenseits der 6,75-Meter-Linie gingen äußerst präzise zu Werke. Mit einem krachenden Dunk brachte Vincent King die Führung über die 20-Punkte-Marke. Youngster Leif Möller vollendete einen Fastbreak, aus der Halbdistanz besorgte Mark Hughes den höchsten Vorsprung (42:70) des Abends. Dass Cedevita anschließend nach über viereinhalb punktlosen Minuten gleich drei Angriffe in leichte Punkte verwandeln konnte, änderte zwar nichts an der deutlichen Führung. Trotzdem reagierte Benka Barloschky direkt mit einer Auszeit. Unter keinen Umständen wollte der Hamburger Head Coach riskieren, dass die Hausherren Selbstvertrauen vor dem Schlussviertel tanken konnte. Gleiches galt auch für seine Schützlinge. Mit zwei schwierigen Abschlüssen vollendeten Durham und Meisner den dritten Abschnitt, der mit 13:31 gewonnen werden konnte.

Nichts für schwache Nerven

Mit einem Plus von 25 Zählern (49:74) ging es in den Schlussabschnitt. Und der schien wie verhext. Denn mit Start der letzten zehn Minuten war der Hamburger Rhythmus vollständig verschwunden. Über fünf Minuten blieb der Punktestand der Hanseaten auf der Anzeigetafel unverändert. Die Mannschaft aus Ljubljana dagegen holte mit 16 unbeantworteten Zählern nicht nur auf, sondern zu allem Überfluss auch das Publikum in der spärlich besetzten Arena ins Spiel. Topscorer Aljami Durham gelangen nach 5:20 Minuten die ersten zwei Towers-Punkte. Doch auch die halfen nicht, um dem unheilvollen Run der Hausherren ein Ende zu setzen. Mit jeder Sekunde, die von der Spieluhr verstrich, verkürzte Cedevita den Abstand. Richtig bedrohlich wurde es, als Jaka Blazic, der zweite slowenische EM-Held von 2017 in Reihen der Gastgeber, im Fastbreak auf einen einfachen Abschluss verzichte, stattdessen einen Haken schlug und aus der Distanz abdrückte. Denn der Dreier fiel – und Ljubljana hatte damit zwei Minuten vor Schluss auf zwei Zähler verkürzt (74:76). Umso beachtlicher fiel aber die Reaktion der Hamburger aus. Denn Aljami Durham, trotz Foul, und Aleksander Dziewa verwandelten ihre Abschlüsse nervenstark. Allerdings genügte auch der Sieben-Punkte-Vorsprung bei noch 75 Sekunden Restzeit nicht aus, um für Ruhe zu sorgen. Cedevitas Top-Duo ließ nicht locker, wieder trafen Blazic und Prepelic aus der Distanz. Weil Mark Hughes aber Nervenstärke bewies und in den Schlusssekunden gleich vier Freiwürfe zum 83:86 verwandelte, konnten die Towers zum Abschluss ihres Auswärtsmarathons über den ersten EuroCup-Sieg der Saison jubeln.

Stats: Hughes (16, 3 Reb.), Reece (3 Reb.), Brauner (9), Möller (2), Meisner (14, 3 Reb.), Dziewa (10, 6 Reb.), Christmas (4), Hinrichs (3, 3 Reb., 5 Ass.), King (6, 6 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (1, 3 Reb.), Durham (21, 6 Reb., 4 Ass.)