Erhobenen Hauptes raus aus dem EuroCup

Die Hamburg Towers spielen 15 Minuten mit dem Favoriten auf Augenhöhe und können sich nach dem 98:80 (19:22, 48:41, 73:58) bei Valencia Basket erhobenen Hauptes aus dem internationalen Wettbewerb verabschieden.

WIE LIEF’S Die Hamburg Towers hatten bei Valencia Basket nichts zu verlieren und machten das in den Anfangsminuten gegen den haushohen Favoriten direkt deutlich. Ohne Angst, mit viel Intensität und Spielfreude brachte sich das Calles-Team zunächst in Führung. In der Anfangsphase profitierten die Hanseaten vor allem von ihrer guten Trefferquote. Doch drei vergebene Chancen in Serie ließen Valencia mit einem 6:0-Lauf wieder anschließen. Die offensive Durststrecke währte jedoch nur kurz. Während Caleb Homesley von außen traf, fand Maik Kotsar immer wieder einen Weg zum Korb – gemeinsam erneuerten sie den Vorsprung. Weil die Towers zudem um jeden Rebound kämpften und mit viel Energie verteidigten, beendeten sie die ersten zehn Minuten mit einer Drei-Punkte-Führung. Mit zwei schnellen Distanztreffern drehten die Gastgeber zu Beginn des zweiten Viertels den Spielstand aber prompt zu ihren Gunsten. Doch der erste Rückstand an diesem Abend schien bei den Towers weitere Energie freizusetzen. Erst setzte sich Jaylon Brown trotz Foul von Center-Koloss Dubljevic durch, anschließend dunkte Lukas Meisner über seinen Gegenspieler, ehe wieder Brown mit einem Vier-Punkt-Spiel seine Zähler acht bis elf auflegte und die Hamburger wieder in Führung brachte. Weil Valencia vier Zähler in Serie gelangen, wechselte die Führung erneut, nur um eine weitere Reaktion zu provozieren – Caleb Homesley mit Stepback-Dreier und Jaylon Brown per Highlight-Dunk zwangen Valencia zur Auszeit. Mit der Unterbrechung flachte die Energiekurve jedoch ab, Valencia dominierte fortan beim Rebound. In nur zehn Sekunden kassierte Seth Hinrichs drei Fouls, dann zogen die Gastgeber auf sieben Zähler weg. Dem starken Maik Kotsar, der bei perfekter Quote aus dem Feld (5/5) bereits 13 Punkte erzielt hatte, war es zu verdanken, dass die Hamburg Towers bis zur Halbzeit nicht weiter abreißen lassen mussten.

Zu Beginn der zweiten Hälfte gelang Max DiLeo direkt ein Ballgewinn, der Anschluss wollte jedoch trotz des dritten Dreiers von Caleb Homesley nicht gelingen. Die Spanier spielten nicht nur ihre individuelle Qualität und Größenvorteile aus, sondern erspielten sich auch ein deutliches Chancenplus – die Hypothek der Hamburger pendelte sich daraufhin im zweistelligen Bereich ein. Dass Maik Kotsar im Abschluss weiterhin fehlerfrei blieb, ging etwas unter, weil sich die Fehler im Spiel der Hamburger mit schwindenden Kräften häuften. Das Tempo wurde im Vergleich zur ersten Hälfte deutlich gedrosselt, ganz nach Wunsch des spanischen Favoriten, der vor den letzten zehn Minuten mit 15 Punkten in Führung ging. Nach einem unsportlichen Foul von Jaylon Brown zu Beginn des Schlussabschnitts tauschten beide Teams Distanztreffer aus und auch auf den zehnten Treffer von Maik Kotsar hatte Valencia in Person von Bojan Dubljevic eine Antwort parat. Gleiches galt leider nicht für die Hamburger, die sich nach weiteren Zählern des Centers mit 20 Punkten in Rückstand sahen. So war der Spielausgang bereits fünf Minuten vor dem Ende vorgezeichnet. Die Mienen auf der Hamburger Bank wirkten betrübt, doch die kurzzeitige Niedergeschlagenheit wich mit ablaufender Spielzeit. Während Osaro Jürgen Rich in den letzten 2:12 Minuten noch zum Einsatz kam und die letzten Punkte der Hamburg Towers in der ersten Saison im 7DAYS EuroCup erzielte, blieb allein der Stolz über einen Kraftakt gegen den Favoriten, mit dem die Hamburg Towers den europäischen Wettbewerb erhobenen Hauptes verlassen konnten.

TOWERS-STATS J. Brown (15 Pkt., 2 Ass.), Walker, DiLeo (3 Ass., 3 Stl.), Homesley (14, 2 Ass.), Rich (2), Meisner (9, 4 Reb., 2 Stl.), Christen, Kotsar (23, 6 Reb., 2 Stl.), Hinrichs (3, 4 Ass.), Bluiett (5), Edigin (4), Hollatz (5, 9 Ass.)

Mit 23 Punkten stellte Maik Kotsar gegen Valencia eine neue persönliche Bestleistung auf. | Foto: Miguel Ángel Polo/Valencia Basket

DUELL IM FOKUS Justus Hollatz vs. Sam Van Rossom. Das morgige Geburtstagskind Justus Hollatz hatte keinen einfachen Stand gegen die erfahrenen Guards rund um den 35-jährigen Sam Van Rossom. Gleich zwei schnelle Fouls leistete sich der Hamburger Youngster nach seiner Einwechslung, dazu einen Ballverlust, ehe sein erster Wurfversuch geblockt wurde. Doch die Lernkurve des noch 20-Jährigen war mehr als steil. Am Ende standen in 20:36 Minuten neben fünf Punkten (50% FG) auch neun Assists auf Hollatz‘ Konto, dazu drei Ballverluste – davon leistete sich Van Rossom zwar nur einen, dafür kam der belgische Nationalspieler aber auch nur auf vier Vorlagen, sowie sieben Punkte (aber mit deutlich schlechterer Quote, 33,3%).

TOWER OF THE GAME Schier übermächtig wirkte Valencias Big Men Trio vor der Partie. Doch Maik Kotsar ließ sich von der Erfahrung, den Erfolgen und den aufgelegten Zahlen nicht beeindrucken. Stattdessen stellte der stille Riese seine Gegenüber immer wieder vor Probleme. Mit insgesamt 23 Punkten erzielte Maik Kotsar im Achtelfinale sogar eine neue persönliche Bestleistung. Und auch wenn es der Center defensiv nicht vermochte, gleich hochklassigen Gegenspieler zu stoppen, so kämpfte Kotsar um jeden Rebound, schnappte sich am Ende sechs davon – und damit immerhin mehr als zwei seiner drei kräftigen und großgewachsenen Kontrahenten.

WHAT’S NEXT Zurück auf deutschem Boden erwarten die Hamburg Towers am Sonntag (24.04., Tipoff 18 Uhr) mit dem FC Bayern München einen der Titelfavoriten in der heimischen easyCredit Basketball Bundesliga in der edel-optics.de Arena. Wie das Team von Pedro Calles waren auch die Münchner unter der Woche im internationalen Wettbewerb aktiv. Zum zweiten Mal in Serie erreichte die Trinchieri-Truppe die Playoffs in der Euroleague – zum Auftakt setzte es am Dienstag eine knappe Niederlage gegen Barcelona. Am Donnerstag steigt an gleicher Stelle die zweite Partie, ehe die Serie in der kommenden Woche in die bayerische Landeshauptstadt wechselt. Das letzte Heimspiel der Hamburg Towers in der diesjährigen Hauptrunde ist auch aufgrund des hochkarätigen Gegners bereits so gut wie ausverkauft. Die letzten Tickets gibt es jetzt noch unter tickets.hamburgtowers.de.

KURZER SCHNACK NACH DEM SPIEL

Justus Hollatz blickt mit Stolz auf die erste Saison im 7DAYS EuroCup. | Foto: Miguel Ángel Polo/Valencia Basket

PEDRO CALLES: „Gratulation an Valencia zum verdienten Sieg. Wir haben gekämpft und unseren Basketball gespielt. Allerdings haben wir Valencia zu viele Offensivrebounds und zu viele einfache Punkte in der Zone erlaubt – das waren für mich heute die entscheidenden Faktoren. Was ich jetzt sage, ist vielleicht nicht leicht zu verstehen. Aber ich bin sehr stolz auf die Organisation, das Team, jeden einzelnen Spieler in unserem ersten EuroCup Jahr und darüber, wie wir diese internationale Saison zu Ende gebracht haben. Wir dürfen nicht vergessen, wer wir sind – ein kleiner Klub aus Norddeutschland, mit einer achtjährigen Geschichte und drei Jahren in der ersten Liga. Dass wir uns in diesem Jahr bis an diesen Punkt gearbeitet haben, war für uns sehr lehrreich. Für den Rest der EuroCup-Saison wünsche ich Valencia viel Erfolg.“

MAIK KOTSAR: „Ich glaube, wir haben Valencia zu Beginn überraschen können. Wir sind sehr aggressiv gestartet und es hat einige Zeit gebraucht, bis sie mit unserer Spielweise zurechtgekommen sind. Leider konnten wir die Aggressivität nicht über die komplette Spielzeit aufrechterhalten. Dennoch bin ich extrem stolz auf uns, jeder hat bis zur letzten Sekunde alles auf dem Feld gelassen. Ich denke, die Erfahrung im EuroCup war für jeden von uns sehr wertvoll – Spieler, Coaches, Staff und alle in der Organisation.“

JUSTUS HOLLATZ: „Um hier heute bestehen zu können, hätten wir uns deutlich weniger Ballverluste leisten dürfen. Auch die zahlreichen zweiten Chancen haben Valencia in die Karten gespielt. Das Fehler passieren, gehört aber zum Spiel dazu. Wir können insgesamt stolz sein, auf unsere Leistung und unser Jahr im EuroCup. Es war für viele von uns das erste im Wettbewerb. Nicht viele haben erwartet, dass wir es bis ins Achtelfinale schaffen. Deswegen können wir zufrieden sein, mit dem, was wir für den Klub in diesem Jahr erreicht haben.“