Ein Grund, stolz zu sein

Als Kind musste Kur Kuath seine Heimat auf Grund des Krieges verlassen. Diesen Sommer kam er als spanischer Meister und MVP der Finals nach Hamburg.

Letzte Saison hast du die Meisterschaft in der zweiten spanischen Liga gewonnen und wurdest zum MVP der Finals gekürt. Welche Erinnerungen hast du noch an den Finaltag?
Ich erinnere mich am meisten an die Fans und wie sie mich angefeuert haben. Meine Teamkollegen haben mich auch sehr viel unterstützt und mir Energie gegeben. Es war eine Halle voller Liebe und eine besondere Erfahrung, mit dieser Gruppe von Jungs gewinnen zu können. Das sind die Erinnerungen, die für immer bleiben.

Du wurdest in Khartum, der Hauptstadt des Sudans geboren und bist später dann in den USA aufgewachsen. Nun hast du die südsudanesische Staatsbürgerschaft und spielst für die dortige Nationalmannschaft. Welchen Ort würdest du als dein Zuhause bezeichnen?
Ich bin im Südsudan und in den USA zuhause. Aufgewachsen bin ich in Salt Lake City, Utah und habe da einen Großteil meines Lebens verbracht. Ein großer Teil meiner Familie lebt allerdings in Biemnom, im Nordwesten des Südsudans. Dort möchte ich leben, wenn ich mal in Rente gehe. Beide Orte sind für mich gleichermaßen ein Zuhause.

Auf Grund des Krieges mussten du und deine Familie eure Heimat Sudan verlassen. Da warst du noch ein Kind. Wie war das damals?
Wir sind vom Sudan zunächst nach Ägypten geflohen. Dort haben meine Familie und ich mit vier oder fünf anderen Familien zusammen in einer Zweizimmerwohnung gewohnt. Zwischenzeitig waren wir über zwanzig Kinder in der Wohnung. Wir hatten nichts aber auch gleichzeitig alles, was wir brauchten. Wir haben alles zusammen durchgemacht und miteinander geteilt.

Wie schwer war es damals, dich an ein neues Land anzupassen?
Das war nicht all zu schwer. Ich war jung und schon immer abenteuerlustig und offen für Neues. Deshalb war es relativ einfach für mich, eine neue Kultur kennenzulernen und mich anzupassen. Zum Glück habe ich auch zwei ältere Geschwister. Die beiden sind in der Zeit schon zur Schule gegangen und haben mir zuhause dann alles beigebracht, was sie gelernt haben. Ich konnte mich also wirklich schnell anpassen. Ich bin ein südsudanesischer Amerikaner geworden.

War es schwierig, bei deinen Wurzeln zu bleiben?
Am Anfang war das noch nicht so schwer, aber im Laufe der Jahre habe ich dann doch den Bezug zu meinen Wurzeln ein wenig verloren. Meine Eltern waren diejenigen, die uns die Kultur nah gebracht haben. Die beiden haben viel gearbeitet, deshalb war dafür irgendwann keine Zeit mehr. Dadurch, dass ich in den USA aufgewachsen bin, kam ich dann natürlich auch viel mehr mit der dortigen Kultur in Kontakt. Erst als ich in den Südsudan zurückgekehrt bin, konnte ich der südsudanesischen Kultur wieder nah kommen und sie neu kennenlernen.

Das südsudanesische Basketball Team der Männer hat dieses Jahr an den Olympischen Spielen teilgenommen. Welche Bedeutung hat die Teilnahme für das Land?
Die Olympia Teilnahme war ein Erfolg von großer Bedeutung für den Südsudan. Nach all den Jahren voller Krieg und Gewalt, gab es dort bisher nicht viel, auf das man stolz sein konnte. Nun als ein freies und junges Land an den Olympischen Spielen teilzunehmen und dabei gegen die besten Spieler der Welt anzutreten, war etwas Besonderes. Dem südsudanesischen Basketball wurde eine Plattform geboten, auf der wir unser Talent präsentieren durften. Während der Spiele passiert etwas Wunderschönes. Alles steht für einen Moment still und Frieden kehrt im Land ein. Dann noch als einziges Team die afrikanischen Länder repräsentieren zu dürfen, war einzigartig.   

Du bist selbst ein Teil der südsudanesischen Nationalmannschaft. Was bedeutet es dir, für deine Heimat zu spielen?
Mein Land repräsentieren zu können, bedeutet mir alles. Das ist mein ganzer Stolz. Ich weiß, was der Südsudan durchgemacht hat. Wir haben als Nation immer zusammengehalten und jegliche Herausforderungen gemeistert, um dort anzukommen, wo wir heute stehen. Jeder hat seine eigene Geschichte über Flucht und wie es ist, Flüchtling zu sein. Nationalspieler zu sein, bedeutet für mich, dass ich versuche der Welt zu zeigen, dass wir großartige Menschen haben. Wir haben das Potenzial, eines der großartigsten Länder der Welt zu werden, welches allem gewachsen ist.   

Worauf freust du dich in der kommenden Saison am meisten?
Vor allem freue ich mich darauf zusammen mit einer Gruppe von tollen Jungs antreten zu können. Der europäische Wettbewerb hat mich schon immer sehr gereizt. Deshalb bin ich besonders auf den EuroCup gespannt. Mein Ziel ist es, eine Meisterschaft zu gewinnen. Vor allem mit unserem jetzigen Team und dem tollen Trainerstab. Ich freue mich sehr auf den Saisonstart.